Klara und Sophie 1

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Es war noch sehr früh, als der Bus kam, um die Zwillinge abzuholen. Klara und Sophie, eineiige Zwillinge, waren gerade erst 7 Jahre alt geworden und sollten nun über die Sommerferien in ein Ferienlager gehen. Es war das erste Mal für die Beiden, dass sie ohne ihre Mutter oder Familienangehörigen weggingen.

Es war eine „Studie", hatte ihre Mutter gesagt, was auch immer das bedeutete. Klara wusste, dass sie Geld dafür bekamen- Geld, dass sie dringend brauchten, so viel hatte ihre Mutter ihnen gesagt. Seit ihr Vater gestorben war, hatten sie es sehr schwer. Ihr jüngerer Bruder war leider zu jung, sonst wäre er vielleicht ebenfalls mit.

„Hast du alles?", rief Mutter durch das Getümmel und gab Klara einen Kuss auf die Stirn.

„Ja Mami", erwiderte sie und umarmte ihre Mutter.

„Pass auf deine Schwester auf, hörst du?", flüsterte sie und ließ Klara los.

„Ja, mach ich."

Dann verabschiedete sich die Mutter der Zwillinge auch von Sophie.

„Hast du dein Höschen angezogen?"

„Schhhht", zischte Sophie und sah sich errötend um.

„Entschuldige, Mäuschen. Wollte nur sichergehen. Wende dich an Klara, wenn irgendwas ist. Und ich bin auch immer erreichbar, okay?"

Sophie nickte und wischte sich eine Träne aus dem Gesicht. Ihre Mutter lächelte aufmunternd, gab ihren Töchtern jeweils noch einen Kuss auf die Wangen und einen Klaps auf den Po. Dann begleitete sie sie zum Bus.

Nachdem die Koffer verstaut waren, die Mädchen auf einer Liste abgehakt und begrüßt worden waren, stiegen sie ein. Auch Klara hatte einen Kloß im Hals, während Sophie leise schniefte.

„Ganz viel Spaß euch zwei!", rief ihre Mutter zum Abschied und konnte ebenfalls ihre belegte Stimme kaum verbergen.

Klara führte ihre Schwester zu zwei freien Sitzplätzen in der Mitte des Busses, von wo aus sie ihrer Mutter winken konnten.

Klara war ein wenig weiter in der Entwicklung und machte einen deutlich älteren Eindruck als ihre logischerweise gleichaltrige Schwester. Dennoch war auch ihr nicht ganz wohl bei der Sache. Der Bus setzte sich in Bewegung und es dauerte beinahe den ganzen Tag, bis sie in der Anlage ankamen. Während der Fahrt schliefen sie meist oder schauten gedankenverloren aus dem Fenster. Mit den anderen Kindern redeten sie kaum.

Als sie ausstiegen, war es später Nachmittag, das Wetter war nach wie vor sehr warm und die beiden einfach nur froh, den Bus endlich verlassen zu können. Natürlich hatten sie unterwegs ein paar Pausen gemacht, trotzdem waren sie der Busfahrt irgendwann überdrüssig geworden.

Am Abend gab es eine Begrüßungsveranstaltung, wo die Chefin der Veranstaltung ein paar Regeln erläuterte. Anschließend gingen die beiden zu einem der aufgebauten Registrierungstische, ließen sich jeweils ein Armband ummachen und suchten anschließend ihr Aufenthaltsgebäude. Klara hatte ein blaues Armband bekommen, Sophie ein rotes. Sie fanden es schneller als erwartet. Im Aufenthaltsraum wartete bereits eine Dame mittleren Alters mit einem einladend sympathischen Gesicht und einem strahlenden Lächeln.

„Hey, schön, dass ihr hier seid. Euer Gepäck ist bereits im Zimmer, das ist dort drüben. Ihr seid die ersten, also sucht euch doch schonmal eure Betten aus."

Schweigend gingen sie ins Zimmer, einem Schlafsaal mit 5 Stockbetten. Sie wählten ein Stockbett auf der rechten Seite des Raumes und zerrten ihre Koffer zum Bett. Sophie wählte das untere, Klara das obere Bett.

Sie öffneten ihre Koffer und holten ihre Kuscheltiere heraus, die noch immer jede Nacht über ihren Schlaf wachten.

Als sie die Kleiderfächer öffneten, starrten sie ungläubig auf die ziemlich leeren Koffer.

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