Das Experiment

Klara und Sophie 3

Als Klara aus dem Kaufhaus herauskam und ihre eigenen Klamotten unter dem Arm trug, blinzelte sie schüchtern in die grelle Sonne. Der Marktplatz war sehr voll und sie fühlte sich verloren.

Ihre Klamotten hatte Cyn für sie herausgesucht, sie trug nun eine blaues Jeanskleid und ihre Windel hing locker darunter, sie spürte sie fast gar nicht. Zuletzt hatte sie vor ein paar Jahren eine Windel getragen, als sie mit ihrer Mutter und ihrer Schwester in den Urlaub gefahren war. Auf der langen Zugfahrt wollte ihre Mutter nicht andauernd mit den Mädchen aufs Klo gehen, da Klara zu dem Zeitpunkt ohnehin erst wenige Wochen trocken war, beschloss ihre Mutter, Klara ebenfalls eine Windel anzuziehen.

Während sie etwas orientierungslos auf jemanden wartete, den sie kannte, fühlte sie sich an diese Urlaubsfahrt erinnert.

„Klara!", rief Sophie und stürmte auf ihre Zwillingsschwester zu.

Sophie trug eine schlichte Jeans und ein helles Oberteil.

„Hast du auch neue Kleider?", fragte Sophie begeistert.

Klara nickte nur.

„Ich habe meine Klamotten schon in unser Zimmer gebracht. Komm, wir bringen auch deine hin!"

Auf dem Weg trafen sie noch Tanja, die ebenfalls neueingekleidet war. Ihr rotes Armband stach sich mit dem orangenen T-Shirt, das sie über der kurzen blauen Hose trug.

Nachdem die Klamotten in Klaras Koffer verstaut waren, warteten sie im Aufenthaltsraum auf die Betreuer.

Nach und nach kamen auch die anderen mit ihren neuen Klamotten zurück.

„So Kinder", strahlte Cyn, nachdem sich wieder alle im Aufenthaltsraum versammelt hatten.

„Was wollt ihr heute Vormittag noch machen?"

Aufgeregtes Gemurmel, aber keiner traute sich etwas bestimmtes zu sagen.

„Wollt ihr auf den Abenteuerspielplatz?"

„Jaa!", riefen einige im Chor, woraufhin Cyn und Martin nickten. Einige Minuten später gingen sie in Zweierreihen durch die Anlage zum großen Spielplatz. Der Spielplatz bestand aus diversen Klettergerüsten, drei Rutschen und dutzenden verschiedenen Schaukeln.

Die Kinder verteilten sich begeistert über den Spielplatz, während Cyn und Martin sich mit jeweils einem Kaffee in der Hand auf eine Bank setzten.

Klara und Sophie gingen zu einer großen Reifenschaukel, wo sie sich zu viert mit Theresa und Tanja hereinsetzten und schaukelten.

„Hast du eine Pampers an?", fragte Sophie verdutzt, als Klara sich bei einem besonders wilden Schaukelschwung weit vornüberbeugte.

Klara wurde rot. Theresa, die es mitbekam, hob ihren Rock ein Stück hoch.

„Genau wie ich", sagte sie so, als wäre es etwas, auf das man stolz sein konnte.

„Warum?", wollte Sophie wissen. „Hast du in die Hose gemacht?"

Klara schüttelte den Kopf, schwieg aber.

„Ich muss immer eine Windel anziehen, wenn ich in die Hose mache", erklärte Sophie.

Klara fühlte sich unwohl, es gefiel ihr gar nicht, vor ihrer Schwester so klein und verletzlich zu wirken. Allerdings schien es die anderen nicht zu interessieren.

„Ich hab oft noch Pampers an", gab Theresa zu. „Mama ist oft nicht da, weil sie arbeitet, und Papa ist es egal. Und Cyrilla macht es auch nichts aus."

„Wer ist Cyrilla?", wollte Tanja wissen.

„Sie wohnt bei uns und arbeitet bei uns."

„Warum?", wollte Sophie wissen.