Mariella 1

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Oh mann, wie sie das nervte. Sie saß jetzt schon mehr als 2 Stunden in dem Bus und konnte schon jetzt das Ende der Freizeit herbeisehnen. Sie hatte absolut keinen Bock, Null-Bock sozusagen.

Genervt ließ sie eine Kaugummiblase platzen und starrte aus dem Fenster. Neben ihr saß Marie, ein Mädchen aus der Nachbarschaft. Sie sollte auf Marie aufpassen, solange sie konnte. Marie war erst 5, gehörte damit wohl zu den jüngsten. Mariella hatte schon mehrfach Babysitten müssen und sich somit ein kleines Taschengeld verdient. Obwohl sie aus halbwegs gutem Hause stammte, musste sie sich viele Annehmlichkeiten selbst finanzieren.

Ihr 17. Geburtstag lag nicht lange zurück, nächstes Jahr würde sie ihr Abitur abschließen und dann studieren gehen. Am besten im Ausland, weit weg von ihren nervigen Eltern. Oh je, das Studium!

Mit einem Stich erinnerte sich wieder daran, warum sie auf diese Freizeit ging. Oder Studie. In einem Anflug von jugendlichem Leichtsinn, gepaart mit juvenilem Ungehorsam hatte sie Daddys Oldtimer kaputtgefahren. Auf dem eigenen Grundstück. Zwar kam glücklicher- aber auch unerklärlicherweise die Versicherung dafür auf, da das aber nicht ihre erste Verfehlung war, hatten ihre Eltern beschlossen, die finanziellen Unkosten von ihrem Studienkonto zu nehmen. Was nun auch zu diesem Camp führte, da die Studie derart gut bezahlt wurde, dass Mariella im nächsten Jahr wie geplant würde studieren gehen können.

Sofern- ja sofern sie sich nicht noch weitere Dinge zu Schulden kommen ließ. Zwar war sie eigentlich innerlich weit weniger rebellisch, als es den Anschein machte, aber leider gingen allzu oft die Pferde mit ihr durch. Dazu kam, dass sie einfach anders war. Anders als ihre Gleichaltrigen, anders in vielerlei Hinsicht. Sie hatte sich schon immer bemüht, anders zu sein. Sie trug Tattoos, für die sie sich viel hatte anhören müssen, ein paar Piercings, entsprechend andere Klamotten, die sie sofort wieder entsorgte, als die breite Masse ebenfalls solche zu tragen anfing. Sie war Einzelgängerin, zumindest weitgehend, hielt sich aus den breiten Massen heraus und „kochte ihre eigene Suppe".

Zudem hatte sie mit der Zeit festgestellt, dass Jungs bei Weitem nicht so aufregend waren, wie es ihre gleichaltrigen Freundinnen ihr vorgaukelten. Es dauerte eine Weile, bis Mariella für sich feststellte, dass sie wohl nicht auf Jungs stand, zumindest nicht stark genug. Gesagt hatte sie das aber bisher niemandem.

So saß sie nun mit der schlafenden Marie neben sich in einem Bus, der in irgendein Sektencamp fuhr, wo sie zur Strafe teilnehmen sollte, um für ihre Sünden zu büßen. Aber ihre Eltern machten es sich zu einfach und so hatte sie sich die Regeln des Camps durchgelesen, jeden Paragrafen, jeden Abschnitt und sie hatte es sich zur Aufgabe gemacht, den Veranstaltern so viele Probleme zu bereiten, wie es ihr legal nur möglich war, ohne dass man sie nach Hause schickte. Denn dies, so viel war ihr klar, würde das Ende ihrer Studienträume bedeuten. Zumindest vorerst. Studieren konnte sie auch um die Ecke, das war gesichert, aber sie wollte unbedingt weg.

So saß sie also im Bus und dachte vor sich hin. Marie schlief an sie gelehnt, weshalb sich Mariella zwang, sich nicht zu bewegen, um die Kleine nicht zu wecken. Sie spürte allmählich ihre Blase drücken, aber sie wusste, sie würde es noch ein wenig aushalten können.

Der Bus hoppelte über eine unebene Stelle im Baustellenbereich einer Autobahn und Marie begann sich zu regen.

„Sind wir da?", fragte sie schläfrig und schaute Mariella verschlafen an.

„Nein, wir werden noch einige Zeit brauchen...", seufzte Mariella und strich Marie über die Stirn.

„Ich muss mal", flüsterte Marie.

„Ich glaube das geht jetzt gerade nicht. Wir passen nicht beide auf die Toilette. Aber vielleicht machen wir bald eine Pause."

Marie schaute sie mit großen Augen an.

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