Kapitel 35

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POV Amaya:

Elias und ich hatten ein 3/4 der Pizza geschafft. Irgendwie haben uns alle komisch angestarrt.
Es war eigenartig so zu essen, wobei das Krankenhaus mich etwas daran gewöhnt hat. Zu Hause haben wir anders gegessen, naja aber ich will nicht darüber nachdenken, sonst muss ich weinen. Die anderen sind sehr nett gewesen, sie haben viel erzählt und mich versucht ins Gespräch einzuwickeln, aber ich hab nur teilweise mitgemacht. Ich wollte ja, aber ich konnte irgendwie nicht. Es war wie eine Blockade. Jetzt liege ich hier auf die Seite gelegt in dem Bett von Elias. Es ist früh abends und er ist vor kurzem eingeschlafen, ich glaube es war ein anstrengender Tag für ihn. Er schläft so ruhig und friedlich, ich würde auch gerne, aber ich finde diese Ruhe nicht. Also schaue ich ihm dabei zu und lasse es auf mich einwirken. Er war heute so glücklich. Ich wünschte er wäre immer so glücklich gewesen. Es ist komisch einerseits freut es mich mehr als alles andere auf der Welt, dass er glücklich ist, aber andererseits schmerzt es, zu wissen, dass er hier glücklich ist, glücklicher als er bei mir war...
Es ist komisch, zwei Zimmer zu haben.
Es klopfte und die Tür öffnete sich leicht. Kurz erschrak ich.
P:"Ich bin es nur, willst du vielleicht mit mir kommen? Wir können ein Film schauen oder etwas Malen oder einfach nur abhängen?"
Flüsterte sie liebevoll. Ich war etwas überfordert.
Warum sollte sie etwas mit mir machen wollen?
Zögerlich stand ich auf und deckte Elias zu, bevor ich Paula folgte. Leise schloss ich die Tür hinter mir.
P:"Und wie geht's dir?"
Fragte sie mit einem besorgten Unterton als wir und in meinem Zimmer auf das Bett setzten. Es war schön weich und kuschelig.
A:"Gut..."
Ich lächelte . Ich fühle mich total k.o und ausgelaugt. Paula setzte gerade an etwas zu sagen, als mein Handy klingelte. Ich schaute drauf „Arbeit". Mich schüttelte es bei der Erinnerung. Paula nickte und ich ging dran.
A:"Hallo?"
Chef:"Was fällt dir ein zu schwänzen? Du dumme Schlampe! Ich bezahle dich fürs Arbeiten!"
A:"Es tut mir leid, ich...."
Chef:"Kein Bock auf unnötige Ausreden! Wenn ich sage Putz, dann putzt du! Oder soll ich dich feuern?"
A:"Ich..."
P:"Wer ist da am Telefon?"
Ich schaue sie nur leicht verängstigt an. Ich wollte gar nicht ängstlich aussehen, aber ich tat es und ich konnte es nicht kontrollieren.
Chef:"Du scheiß Schlampe! Wegen dir haben wir ein Tag ohne Bezahlung, du musst das alles...!"
Ich hörte ihn nicht mehr zu Ende reden, weil Paula mir die Hand ausstreckte und ohne Worte das Handy forderte. Nach einem Zögern legte ich es ihr langsam in die Hand.
P:"Entschuldigen Sie bitte? Wer sind sie?!"
Ich starrte nur beschämt auf den Boden, nicht nur in meinem Job hatte ich verkackt, sondern auch darin ihn geheim zu halten. Ich bin eine Versagerin. Eine unnütze Schlampe...
P:"Also hören sie mir mal zu, ich bin Dr. Paula Martinson, und ich hoffe ihnen ist bewusst, dass Sie eine Minderjährige beschäftigen, und das bedeutet geregelte Arbeitszeiten und Krankheitstage. Haben Sie das verstanden?"
Irgendwann hörte ich nicht mehr zu. Paula legte irgendwann auf, dich ich bekam es nicht mit. Ich war wie weggetreten. Paula kniete sich vor mich um meinen Blick aufzufangen.
P:"Willst du mir etwas dazu sagen?"
A:"Er wird mich feuern..."
Paula schaute besorgt.
P:"Dann ist das alleine sein Problem und nicht deins. Es ist sein Verlust."
Versuchte sie mich zu trösten oder auf mich einzureden, ich weiß nicht genau, was von beidem es war.
A:"Aber ich muss doch arbeiten gehen..."
P:"Hey Süße, das musst du nicht."
A:"Aber wer bezahlt denn sonst alles..."
Ich zitterte leicht vor Angst. Wie sollten wir klar kommen ohne mein Einkommen?
P:"Du musst nichts bezahlen, oh Gott Süße, du musst mir doch keine Miete oder so zahlen."
Sie legte ihre Hand auf mein Knie und ich zuckte kurz zusammen, diese Nähe war mir unbekannt.
P:"Es ist alles gut, du musst nicht arbeiten oder Geld zahlen, das ist nicht dein Job Amaya, okay? Deine Aufgabe ist es jetzt erstmal dich zu erholen, okay?"
Ich verstand in diesem Moment noch nicht, was sie damit meinte, dass ich mich erholen müsse. Aber nicht viel später solle ich es zu spüren bekommen.
Ich war so müde und Tränen stiegen mir in die Augen.
P:"Schlaf erstmal..."
Sie strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
A:"Ich... ich kann nicht."
Tränen bahnten sich den Weg über meine Wangen. Paula schaute mich erwartungsvoll an.
A:"Ich kann nicht ohne Elias schlafen... Ich hab noch nie alleine geschlafen."
Es klang wirklich so lächerlich, aber es war so. Ich weinte stumm weiter. Paula schien zu überlegen und entschied sich dann für irgendwas. Zwischen was sie grübelte, weiß ich bis heute nicht.
P:"Soll ich bei dir bleiben?"
A:"Aber Elias..."
P:"Keine Sorge, ich höre ihn und kümmere mich um ihn solange du schläfst. Alle ist gut, du bist in Sicherheit..."
Sie stieß mich sanft an und ich glitt wie in Zeitlupe ins Bett zurück. Mein Kopf landete auf dem weichen Kissen. Paula legte sich neben mich.
A:"Es tut mir leid, das ich so undankbar bin. Du bist sooo großzügig und toll, und ich..."
Schluchzte ich leise.
P:"Hey, es ist alles gut. Es ist nicht deine Schuld. Amaya, du hast eine schwere Zeit durchlebt. Es ist okay, alles wird wieder gut."
Ich verstand zu diesem Zeitpunkt noch nicht, was sie meinte, weil mein Weltbild zu zerstört gewesen war.
Paula strich mir sanft durchs Haar. Anfangs musste ich dadurch nur noch mehr weinen, da diese Zuneigung schön war, jedoch zu gleich fürchterlich schmerzte, aber nach gar nicht all zu langer Zeit, war ich eingeschlafen.

Responsibility - Verantwortung kann brechenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt