Karl Heisenberg x Female Reader - Willkommen in der Hölle

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Schwungvoll sprang ich über das eiserne Tor, das mir den Weg zum Schloss des Engels versperrte. Plötzlich kamen sie von allen Seiten. Erst erblickte ich einen Werwolf, doch dann wurden es immer mehr bis ich schlussendlich eingekesselt und zurückgedrängt gegen eine Wand stand. Fest presste ich meinen Rücken dagegen und hoffte auf ein Wunder. Einer der Werwölfe schnappte sich mein Bein und zerrte mich zum Schloss, doch so wollte ich die Befreiungsaction meines Bruders nicht enden lassen und so ergriff ich mein Messer und schnitt bei meinem Knie mein Bein in zwei. Nebenbei biss ich auf einen Teil meines Hemdes, um nicht zu schreien. Im Blutrausch bemerkte der hungrige Lycan die ganze Aktion nicht. Schwer atmend und kraftlos schleppte ich mich in den Garten des Schlosses, wo ich zusammensackte. Hinter mir hatte sich eine lange Spur Schnee blutrot gefärbt. Plötzlich brach unter mir eine lose Bodenklappe, die mich in den Keller beförderte. Kreischend rutschte ich eine lange Rampe hinunter, bis ich in einem komischen Raum landete. Unsanft krachte es. Ich rollte über eine Werkbank und räumte den gesamten Tisch ab. Bewusstlos blieb ich liegen und rührte mich kein Stück.

Es musste Stunden her sein, seitdem ich das letzte Mal Tageslicht gesehen hatte. Als ich meine verklebten Augen öffnete, schaute ich in das Gesicht eines Mannes mit altem Hut und Sonnebrille. Breit grinsend hockte er vor mir und tupfte das Blut von meinem Bein. Meine Hose war bis nach oben aufgeschnitten und hing in Fetzen den Stuhl hinab, auf dem ich gefesselt war! Hektisch versuchte ich mich zu befreien und tastete nach dem Hanfseil um meine Handgelenke. Dort befand sich jedoch ein Stacheldraht, der sich fest an meine Haut gepresst hatte. "Beruhig dich, Honey!", befehligte er mich, "wenn du dich weiter so bewegst, dann gehen die Fäden wieder auf!" "Warum bin ich angekettet?!", entgegnete ich garstig und schaute ihn finster an. Grimmig runzelte er die Stirn, lächelte und antwortete überraschend sanft: "Ich war mir nicht sicher, ob du wild um dich schlagen würdest. Also bin ich lieber auf Nummer sicher gegangen. Schließlich ist meine Befürchtung wahr geworden, oder etwa nicht, Kleine?" Dreckig schmunzelnd verzog er sich zu einem Schreibtisch. Darüber hing eine Pinwand mit Bilder verschiedener Leute daran. Die meisten kannte ich nicht, bis ich das Bild meines Bruders sah. Meine Pupillen erweiterten sich prompt und ich spürte, wie sich ein Kloß in meinem Hals bildete. Kurz bevor der unheimliche Typ sich zu mir drehte, sammelte ich mich und tat auf unwissend. Daraufhin zündete er sich eine Zigarre an und starrte mich durch seine Sonnenbrille an. Gelassen trat der Steampunk-Kerl auf mich zu, verband meine verarztete Wunde und ich bemerkte, dass sein Blick kein Stück von mir abwich. Wenig später sprach ich ihn auf meinen Bruder an. Ließ mir jedoch nichts anmerken: "Ich suche nach meinem Bruder. Sein Name ist Ethan, Ethan Winters. Kennst du ihn oder hast du ihn zumindest gesehen?" Augenblicklich schüttelte er mit dem Kopf und zeigte auf mein Bein. "Du solltest dich ausruhen, damit du zu Kräften kommst. Der Winter in Rumänien ist hart. Da brauchst du mehr, als nur ein Messer und eine kleine Waffe, die nicht einmal ein volles Magazin hat, um hier zu überleben..." "Was willst du damit andeuten, alter Mann?" "Alter Mann!? Das war fies", krächzte er außer sich und begann zu lachen, "ich meine damit nur, dass ein kleines, zierliches Ding wie du keine Chance hat... Mal ein Themawechsel: Wie hast du die Wunde bekommen? Das sieht aus, wie ein Schnitt. Wie als hätte dir jemand an deinem Knie das Bein durchtrennt." Keinesfalls wollte ich, dass der Typ weiß, dass ich verletzlich bin, also machte ich es kurz: "Ja, ist es auch." "Ja, und weiter?", löcherte er und stieß eine Qualmwolke aus, "warst du das selbst?" "Ja, war ich..." "...Stop. Sagst du mir etwa gerade, dass du dir selbst ins Knie geschnitten hast. Weshalb?" So langsam wurde er aufdringlich und kam noch näher zu mir. Er nahm die Zigarre, klopfte die Asche auf den Boden und leckte sich die Lippen. Neugierig legte er den Kopf von einer zur anderen Seite und zog einen Mundwinkel nach oben. Eingeschüchtert gab ich nach und erzählte die ganze Geschichte: "Ein Bekannter der Familie hat mich hierher gelotst, weil er sich sicher war, dass Ethan hier ist. Deshalb habe ich mein Auto genommen, bin in die Nähe dieses Dorfes gefahren und habe angefangen zu suchen. Nur blöd war, dass mir niemand etwas von Werwölfen erzählt hatte. Ehe ich es mich versah, griffen mich unzählige an und wie es eben so war, hat mir einer dieser Mistviecher ins linke Bein gebissen. Er hat mich hinter sich hergezerrt, woraufhin ich die Initiative ergriffen und mich von meinem Bein verabschiedet habe. Geschwächt krabbelte ich um das Schloss, wo mich der Werwolf verlor und brach durch ein kaputtes Brett. Ich war schneller hier unten, als ich dachte und dann war ich weg." Erschrocken sah er mich an und ich konnte nicht genau sagen, ob er nur geschockt war oder ob sich auch ein Funken stolz darin befand. "Touché."

Plötzlich hörten wir Schritte über unseren Köpfen und eine laute Stimme rief schrill: "Heisenberg! Wo steckst du? Komm raus, du unterbelichtetes Kind!" Kurz darauf presste er seine große Hand auf meinen Mund und legte den Zeigefinger auf seinen Mund. "Shh", schnaufte er mir mit einer Rauchwolke zu, wodurch ich zu husten begann. Auf einmal war alles still und er schluckte. Schweißperlen rollten über seine Wange und tropften auf sein Hemd. Stumm verkniff ich mir das dringende Husten und hielt den Atem an. Aufmerksam lauschte er und klopfte abermals die Asche seiner Zigarre auf den Boden. Daraufhin begann er zu flüstern: "Ich bringe dich woanders hin. Diese Frau macht nichts als Ärger. Halte dich am besten von ihr fern und Rede auch nicht mit ihr... Ihr Name ist Lady Dimitrescu und sie ist die Herrin dieses Schlosses." "Und was ist, wenn sie etwas von Ethan und Rose weiß? Chris hat mich hierher geschickt, weil er wusste, dass etwas mit diesem Schloss nicht stimmt. Diese Frau weiß mit Sicherheit wo sich meine Familie aufhält..." "Vertrau mir. Das weiß sie nicht!", brummte der bärtige Kerl grimmig und entfernte mir mit einer Zange den Stacheldraht. Dabei hörte ich nicht, dass der Metaldraht durchtrennt wurde. Wenig später trug er mich im Brautstil durch einen engen, dunklen Gang unter der Erde. In meiner Hand hielt ich eine schwache Gaslaterne, die uns den Weg leuchtete. Der scheinbare Minenschacht wurde von dicken Holzbalken getragen. Gehetzt brachte der Kerl mich in einen anderen Raum, doch ruckartig stockte er und hielt Inne. Er nahm eine Nase der umliegenden Gerüche und lief schnell weiter. Augenscheinlich war ich kein Gewicht für ihn, aber ich sah ihm an, dass er mich kaum noch tragen konnte. Am Ende des Tunnels fragte er mich: "Kannst du für kurze Zeit auf einem Bein stehen?" Ich nickte und er ließ mich runter. Erschöpft strich sich der Steampunk-Kerl den Schweiß aus dem Gesicht und schnaufte: "Kleine, halte die Lampe in meine Richtung, damit ich auch was sehen kann." Gehorsam richtete ich die Laterne in seine Richtung, woraufhin er zwischen zwei Spalten griff und einen schweren, eisernen Schrank weg bewegte. Nun da der Weg nicht mehr versperrt war, legte er mich über seine Schulter und brachte mich hinein. Hinter uns schloss sich der Gang wie von Zauberhand und rückte wieder genauestens in die Lücke. Sekunden danach setzte er mich auf einem Bett ab und sprach mit tiefer, sanfter Stimme: "Leg dich hin und ruh' dich aus. Du hast für heute schon genug geschafft. Morgen sehen wir nach deinem Bruder und deiner Nichte." Er legte seinen Hut neben mich auf den Nachttisch und trat in den Nebenraum, der mich an eine kleine Küche erinnerte. "Ich besorge uns etwas zu Essen. Sei bitte leise. Ich kümmere mich um dich." Verständnisvoll und dankend bejahte ich und piepste eingeschüchtert durch sein von Anfang an bedrohliches Aussehen: "Mein Name ist übrigens (Y/N)." "Sehr erfreut. Ich gehe dann jetzt." Eine Sache störte much jedoch an ihm: Woher wusste er, dass Rose meine Nichte war? Es hätte doch auch Ethans Freundin gewesen sein können. Komisch.

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