Schloss Dimitrescu

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Sanft strich ich über die metallene Haut des Tiers und fragte, in der Hoffnung, dass es antworten könnte: "Bist du Karls Pferd? Hat er dich gebaut?" Selbstverständlich gab mir der zutrauliche Hengst keine Antwort. Und so erhob ich mich und suchte nach ein wenig Metall. Das Pferd bewegte sich keinen Zentimeter von der Stelle und wartete folgsam auf mich. Zurück kam ich mit ein paar Muttern in der Hand und hielt sie ihm hin. In nullkommanichts verschlang er die Metallstücke und rieb seinen Kopf an mir. Er wollte mehr davon und so suchte ich mit ihm.

Nach einer Weile wurde ich fündig und gab dem halb ausgehungerten Tier etwas zu fressen. Noch mehr Metallstücke! Der Hengst trabte freudig um mich herum und blieb hinter mir stehen. Plötzlich steckte er seinen Hals zwischen meine Beine und beförderte mich mit einem kräftigen Ruck auf seinen Rücken. Buckelnd tobte er über den Betonboden und hielt es für ein Spiel. Unsicher umklammerte ich den Hals des Pferdes und rief voller Angst: "Hör auf! Was machst du da!? Hör auf! Ich hab Angst!" Sofort stoppte das Tier und legte sich hin. Luft schnappend stieg ich ab und schaute in seine Augen. Tief verirrte ich mich in ihnen. So wie in Karls. Einige Augenblicke später lief der Hengst zu einer Tür, die ins Freie führte und so folgte ich ihm. Er scharrte abermals mit den Hufen und bewegte seinen Kopf zur Tür. Wortlos öffnete ich sie und trat in die Winterkälte Rumäniens. Beeindruckt schaute ich auf die Rückseite des Schlosses. Eindrucksvoll ragten die Türme in die Höhe und erinnerten mich an die Mission, die ich hatte. Meinen Bruder und seine Tochter finden! Auf der Stelle sprintete ich in die Richtung. Zwanzig Meter später kam ich zum Stillstand und dachte an Karl.

"Was ist, wenn ich weg bin und er nicht weiß, wo ich mich aufhalte?", fragte ich mich bedeutungsvoll und sah zurück zur Fabrik. Nun musste ich entscheiden, was mir wichtiger war. Karl oder meine Familie. Warum sollte ich zu Karl zurück? Er hat bestimmt genug Leute um sich herum und... Meine Gedanken stoppten. ...und was ist, wenn er niemanden hat, mal abgesehen von mir? Ich würde ihm das Herz brechen... Entschlossen ging ich zurück zur Fabrik und wollte mit ihm zusammen nach Ethan und Rose suchen. Unerwartet packte mich etwas und trug mich in die Lüfte. Eine gigantische, schwarze Fledermaus hatte mich mit ihren Klauen fest umschlossen und wollte mich nicht so einfach wiede loslassen. Als ich nach oben blickte, sah ich zwei weitere. Eine weiße und eine rote, die sich scheinbar mit der schwarzen Fledermaus unterhielten. "Cassandra, wird Mom das Geschenk gefallen?", fragte die rot-braune und flatterte wild umher. Ein breites Grinsen machte sich auf den Gesichtern der drei Mädels breit und so trugen sie mich zum Schloss Dimitrescu. Verzweifelt probierte ich mich zu befreien, doch je mehr ich mich versuchte herauszuwinden, desto fester packte Cassandra mich mit ihren Klauen. Aus dem Augenwinkel konnte ich sehen, wie uns das Pferd noch eine Weile verfolgte, bis eine Mauer mit Bäumen im Weg stand. Wiehernd schnaupte es und lief an der Mauer, wie ein Tiger im Käfig, entlang.

Beim höchsten Turm flogen die drei Riesen-Fledermäuse durch ein offen stehendes Fenster und setzten mich ab. Hinter meinem Rücken verwandelten sie sich in drei hübsche Mädchen mit denselben Haarfarben, die ihr Fell zuvor hatte. Gackernd umkreisten sie mich, bevor Daniela, die rot-braune Fledermaus, meine Haare von hinten packte und eine scharfe Klinge an meinen Hals hielt. Nebenbei fesselte mich Bela mit rostigen Handschellen und trat von mir weg. Nach getaner Arbeit schleppten mich die drei Schwestern durch die Korridore des Schlosses. Sie zerrten mich in das Herz des Schlosses: Einem wohnzimmergleichen Saal, der an den Wänden mkt Gold verziert war. In der Mitte des Raums waren mehrere Sitzgelegenheiten, wie etwa ein vornehmes Sofa, um einen schnieken Kamin platziert. Auf der Couch saß eine gigantische Dame mit schwarzem Sonnenhut, die ein Gläschen Rotwein trank und die drei Mädels und mich ignorierte. Vor ihr drückten mich Daniela auf den Boden und verkündete: "Mutter, wir haben dieses Mädchen in der Nähe der Fabrik gefunden." "Ja, sie hat dort rumgeschnüffelt und uns ausspioniert", fügte Bela hinzu. Woraufhin ihre Mutter schweigend die Hand in die Luft streckte und sich erhob. Nun sah ich, dass die Lady noch viel größer war, als ich es vermutet hatte. Die Mädchen zwangen mich wieder aufzustehen und traten ein Stück von mir weg. "Ich bin Lady Dimitrescu und mit wem habe ich die Freude?" Kurz stockte meine Atmung. Daraufhin stotterte ich: "Mein Name ist (Y/N) und ich habe dieses Schloss nicht ausspioniert!" "Wage es dich nicht, noch einmal so vorlaut zu sein oder ich fresse dich!", drohte sie mit gefährlich zischender Stimme und zündete sich ruhig eine Zigarette an. Den Qualm pustete sie mir von oben ins Gesicht und fragte schelmisch grinsend: "Von wem hast du die schöne Prothese?" Bevor ich antworten konnte, zeigte sie mit ihrem Zeigefinger eine Schnittbewegung an ihrem Hals an und setzte sich wieder. Von hinten schlug mich Cassandra nieder, wodurch ich in Ohnmacht fiel.

Eine halbe Ewigkeit später erwachte ich in einer zerstörten Kapelle, die voll von Werwölfen war

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Eine halbe Ewigkeit später erwachte ich in einer zerstörten Kapelle, die voll von Werwölfen war. Ängstlich setzte ich mich auf und sah Moreau, der um mich herumlief und mich musterte. "Setz dich endlich hin Salvatore!", befahl ein Engel mit schwarzen Flügeln, der mir ungefähr zehn Meter entfernt stand. Sofort humpelte Moreau an ihre Seite, woraufhin mir eine weitere Gestalt im Raum auffiel. Eine schmächtige Frau mit schwarzem Gewand stand mit verschränkten Händen auf der linken Seite des Engels und schien keinesfalls ein Wort zu sagen. Um ihre Beine schien eine kleine, weiße Puppe zu flitzen, die hyperaktiv quasselte: "Wann töten wir sie, Donna? Wann dürfen wir Mutter Miranda das Opfer bringen?" Keiner unterbrach sie dabei. Auf einem ebenfalls schön verzierten Sofa saß Lady Dimitrescu und rauchte genüsslich eine weitere Zigarette. Zu meiner rechten stand eine lange, hölzerne Bank, auf der niemand Platz genommen hatte, was mich sehr verwunderte. Nervös tippelte Salvatore auf einer Stelle und sah sich ängstlich um. "Wo steckt Heisenberg?", fragte Mutter Miranda und schlug eindrucksvoll mit den Flügeln, "schließlich hast du doch etwas zu sagen, was ihm gebürt oder etwa nicht Alcina?" Lady Dimitrescu nickte glücklich und zog ein letztes Mal an der Zigarette. Sekunden später flog die Tür des Raumes auf und herein trat ein Mann, der Karl ähnelte. Der Unterschied lag darin, dass dieser Mann einen metallenen Hammer mit sich trug und eine kühle Ausstrahlung hatte. Wortlos lief er an mir vorbei und schien mich gar nicht zu bemerken. "Wer von euch hat meine Handschuhe versteckt!?", knurrte er und schaute zu Alcina, die lächelnd auf ihre Töchter schaute. Als er sich zornig setzte, fragte er: "Um was geht es dieses Mal? Ich habe bessere Dinge zu tun, als mit euch hier zu reden." "Oh, du dummer, alter Mann. Wir sind heute nicht alleine in der Runde. Schau doch mal, wer sich zu uns gesellt hat", feixte Dimitrescu und warf den Zigarettenstummel in meine Richtung. Sein Gesicht wurde auf der Stelle blass. Seine Pupillen erweiterten sich und er atmete hektischer. Es war Karl! Das erkannte ich an seiner Brandnarbe an der Hand. Um von sich abzulenken, log er: "Ich kenne dieses Weibsbild nicht! Ich habe sie noch nie zuvor gesehen." "Deine Lügengeschichten sind zwecklos, Heisenberg! Ich habe einen Beweis, der zeigt, dass du derjenige bist, der sie sehr lange hier im Schloss versteckt hat", sprach Lady Dimitrescu und pfiff. Schnell trabte ein Werwolf herbei und trug in seinem Maul ein Teil eines Beins. Mein Bein! Überlegen lächelte sie Karl an und fügte hinzu: "Dieses Mädchen sollten mir meine Werwölfe bringen und brachten mir stattdessen nur ein halbes Bein. Sie trägt eine Prothese aus Metall und das ist nun einmal seine Handschrift, Karl Heisenberg." "Nein, ist es nicht, viele Menschen können heutzutage schmieden." "Hört auf, ihr beiden!", befahl Mutter Miranda und wandte sich an Salvatore: "Lord Moreau. Jetzt liegt es an dir. Wer hat diese Prothese diesem Mädchen gebaut?" Schwitzend schwieg er und zog sich zurück. Karl musterte ihn skeptisch und sah ihn flehend an. Doch die beiden Jungs hatten nicht mit Lady D's "Überredungskünsten" gerechnet. "Wenn du nicht redest, Fischjunge! Dann brenne ich den Rest deiner elendigen, verrotteten Windmühle nieder!" Augenblicklich erzählte Salvatore, dass er mich schon des Öffteren in den unteren Höhlen beobachtet hatte. Schnell schlug er die Hände vor den Mund und schüttelte den Kopf.

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