Vollmondnacht

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"Komm doch mit ins Wohnzimmer. Du kannst eine Tasse Tee und ein paar Kekse haben. Wir passen auf dich auf, bis Karl wieder da ist. Solange darfst du oben in einem der Gästezimmer übernachten." Überglücklich nickte ich und begleitete die beiden ins Wohnzimmer, das von Kerzen und einem Kamin beleuchtet wurde. Salvatore und ich setzten uns auf Sofa, während Lady Beneviento in die Küche lief und den Tee aufsetzte.

Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis sie wieder herauskam. Weshalb ich ein wenig mit Moreau redete. "Und Lady Dimitrescu? Ist sie auch eure Schwester?" "Ja, aber sie hört eigentlich nur auf Mutter Miranda, weil sie ihr Lieblingskind ist. Alcina macht alles, was Mutter Miranda ihr befielt und das nur, damit die drei hübschen Mädchen weiterleben dürfen", erzählte Salvatore mit demselben gleichen, dummen und dennoch niedlichen Grinsen auf den Lippen, was mich recht stutzig werden ließ. Bald darauf kam Donna mit einem scheinbar falschem Lächeln aus der Küche und hatte ein Tablett mit Keksen und Tassen mit Tee darin in den Händen. Sie stellte es auf den kleinen Beistelltisch ab und reichte jedem seine Tasse. Misstrauisch fragte ich: "Dürfte ich das Bad benutzen? Ich habe seit ungefähr zwei Wochen kein ordentliches Badezimmer mehr gesehen." "Aber sicher doch, die Treppe rauf und dann ganz hinter links", erläuterte mir Lady Beneviento den Weg. Als ich den Raum verlassen hatte, konnte ich genauestens hören, wie sie zu Moreau flüsterte. Was genau wusste ich nicht und dennoch vertraute ich der Tasse Tee kein Stück. Auch wenn es die Geschwister von Karl waren, so musste ich Donna dennoch nicht vertrauen, denn auch sie konnte mit Lady Dimitrescu unter einer Decke stecken. Schwer atmend ging ich die Treppe empor ins Badezimmer und schloss die Tür hinter mir. Frische Luft suchend, öffnete ich das Fenster und stützte mich am Fenstersims ab. Ich seufzte. Wo steckte Karl nur? Es war nun völlig dunkel und die Sterne standen hoch am Himmel. Am Horizont konnte ich den Vollmond aufgehen sehen und so lächelte ich in das Ungewisse. Plötzlich vernahm ich ein Geheul, das anders war, als das der herkömmlichen Werwölfe. Es war sanfter und leiser als das der anderen. Entspannt lauschte ich noch weiter dem Gesang des Wolfes und sah mich um, denn es wurde immer lauter! So als würde er auf mich zukommen. Auf einmal sah ich ihn und ich konnte meinen Augen nicht trauen. Aus der Ferne auf einem Hügel stand er und streckte seine Schnauze in Richtung des Mondes. Nun klang das Geheul traurig und eher kläglich, wodurch auch ich bedrückt wurde und beinahe begann zu weinen. Nachdenklich schaute ich zur abgeschlossenen Badezimmertür und dachte abermals an den Rest meiner verbliebenen Familie. Solange ich hier in diesem Horrorhaus war, konnte es Ethan nur noch schlechter gehen. Wo auch immer er sich im Moment befand. Auf meiner Lippe kauend drehte ich mich zurück zum Fenster und bemerkte, dass der Lycan verschwunden war. Desinteressiert lehnte ich mich auf den Fenstersims und beobachtete die Sterne. Genau in diesem Augenblick huschte eine Sternschnuppe vom Himmel herab und landete hinten bei der Fabrik. Die Fabrik! Dort musste Heisenberg sein! Wieso bin ich nict schon eher darauf gekommen? Das ist es! Ohne weiter darüber nach zu denken, stieg ich aus dem Fenster und schaute hinunter auf den Schnee. "Ob ich mein anderes Bein wohl auch noch verliere?", murmelte ich, setzte mich auf das äußere Fensterbrett und sprang vorsichtig hinab. Zum Glück war nichts passiert und mein anderes Bein immer noch dran. Schleichend humpelte ich den schmalen Pfad entlang, der mich mit Sicherheit zu Heisenbergs Fabrik führen müsste. Nach einer Viertelstunde Fußmarsch erreichte ich das schneelose Gebiet der Factory und schaute darauf. "Mmh...Beim letzten Mal war ich aber auf der gegenüberliegenden Seite und das hier ähnelt eher einem Gefängniszaun, als der einer Fabrik", stellte ich fest und probierte das Maschendrahttor aufzuschieben. Keine Chance! Beide Hälften wurden zusammen geschweißt und gaben mir keine Möglichkeit hinter den Zaun zu gelangen. Plötzlich wurde ich auf ein Loch im Maschendrahtzaun aufmerksam, begab mich auf alle Viere und kroch mit letzter Kraft hindurch. Am Rücken zog ich mir mehrere Kratzspuren zu, die wie wild bluteten. Endlich wieder auf zwei Beinen hopste ich durch das getrocknete und verwelkte Gras, bis mir die Sternschnuppe wieder einfiel, die hier in der Nähe gelandet war. Schnell wünschte ich mir, dass ich auf Karl treffen würde und so ging ich zur HIntertür. Hoffnungsvoll drückte ich sie auf und schlich durch die Flure. Durch den enstehenden Schall konte ich jeden meiner ach so achtsamen Fußabdrücke genauestens hören. Bald daraufh durchquerte ich eine weitere Tür und landete in der großen Maschinenhalle, wo ich damals auf das Steampunk-Pferd getroffen war. Plötzlich sah ich ein qualmendes Loch im Betonboden der Fabrik und tippelte langsam darauf zu. Gespannt sah ich hinauf zum Dach, woch sich ebenfalls ein Loch befand, wo durch die Strahlen des Vollmondes gelangten. Zurück auf dem Boden erkannte ich, dass der Rand des Einschlagloches hellrot leuchtete und unglaublich heiß war. Der Stein, der ungefähr zwanzig Zentimeter in die Erde eingedrungen war, schillerte in aufflligen Metallfarben und zog mich magisch an. Mit einem Mal sah ich eine schwarze Silhouette aus den Tunneln kommen, die bedrohlich die Zähne fletschte. Ich dachte an das Pferd und so pfiff ich nach ihm, doch prompt wurde mir klar, dass es niemals der Hengst war. Es war ein Werwolf aus dem Dorf, der knurrend und bellend auf mich zukam. Gefährlich nahe kam er mir, wodruch ich zurücklief und mich hinter einem großen Metallstück versteckte. Es war derselbe Lycan, der mir damals mein Bein genommen hatte und so schloss ich die Augen. Angst machte sich in mir breit, da ich dieses Mal kein Messer dabei hatte. Schlagartig wurde der Lycan von einem anderen umgeworfen und gegen eine der Maschinen geschleudert. Ein unerbitterlicher Kampf zwischen den beiden entbrannte und endete nach nur wenigen Minuten. Der Lycan, der mein Bein genommen hatte, flüchtete durch die Tunnel und drehte sich nicht einmal nach seinem Angreifer um. Triumphirend heulte der andere Werwolf und machte ein schnelle Handbewegung. Auf der Stelle flogen mehrere Stücke Altmetall vor den Zugang und verschlossen ihn. Darunter auch das Blech, hinter dem ich mich verborgen hatte. Krachend fiel es zu Boden, als der Werwolf mich sah, doch ich traute meine Augen kaum. Es war Karl! Geschockt sah er mir entgegen und sprintete davon. "So warte doch! Karl! Bleib stehen!", rief ich ihm hinterher und sah vor mir auf dem Boden den Lederhut liegen. Bei seinem Angriff auf den anderen Lycanen muss er ihn wohl verloren haben und so folgte ich ihm. Erneut sagte ich seinen Namen und wartete auf eine Antwort. Auf einmal erblickte ich das Pferd. Es lag unter einer Erhöhung und hob sachte den Kopf, als es mich erkannte. Wiehernd schreckte es hoch und streckte sein Haupt zu mir aus. Sanft streichelte ich es und fragte: "Weißt du, wo Karl steckt?" Wieder erwartete ich keine Antwort und ließ traurig den Kopf hängen. Zärtlich stubste es mich mit seinen Nüstern an und zeigte mit seinen Hufen in eine Richtung. Optimistisch folgte ich dem Pferd, das mich zu einem Raum brachte. Die schwere Eisentür stand einen Spalt breit offen und war total blutverschmiert. Meinen Mut zusammen nehmend öffnete ich sie und entdeckte hinten in der Ecke Karl in seiner menschlichen Form auf einem Sofa sitzen. Seine Beinen hatte er an seinen Körper rangezogen und das Kinn auf die Knie gestützt. Lächelnd trat ich auf ihn zu, setzte ihm seinen Hut auf und meinte: "Beeindruckend wie schnell ich dich gefunden habe, obwohl du ein Lycan bist." Missbillig betrachtete er mich und legte den Kopf schief. Anschließend stand er auf und umarmte mich. "Du dummes Ding! Du hörst einfach nicht, Honey!" "Weshalb auch? Ich mache mir Sorgen um dich, du Dummkopf!", erwiderte ich und grinste spottend. Schmunzelnd nahm er seinen Hut ab und setzte ihn mir auf. Dann feixte er: "Beim nächsten Mal solltest du wirklich auf mich hören. Ansonsten passiert dir noch etwas Schlimmes." "Ich dachte, dass wir jetzt vielleicht meinen Bruder und meine Nicht retten können? Du bist doch ein Werwolf. Mit dieser Fähigkeit hält uns keiner auf!", schlug ich vor und stemmte die Hände in die Hüften. Geduldig wartete ich auf seine Antwort.

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