Keine Liebe

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"Du dummes Ding! Du hörst einfach nicht, Honey!" "Weshalb auch? Ich mache mir Sorgen um dich, du Dummkopf!", erwiderte ich und grinste spottend. Schmunzelnd nahm er seinen Hut ab und setzte ihn mir auf. Dann feixte er: "Beim nächsten Mal solltest du wirklich auf mich hören. Ansonsten passiert dir noch etwas Schlimmes." "Ich dachte, dass wir jetzt vielleicht meinen Bruder und meine Nicht retten können? Du bist doch ein Werwolf. Mit dieser Fähigkeit hält uns keiner auf!", schlug ich vor und stemmte die Hände in die Hüften. Geduldig wartete ich auf seine Antwort.

"Ähm... Ja klar. Das machen wir. Gleich morgen in der Früh. Das verspreche ich dir. Doch du musst verstehen, dass ich mir Sorgen um deine Gesundheit mache. Schlaf erst einmal darüber bei Lady Beneviento. Morgen sehen wir weiter", erklärte Karl und legte einen Arm um mich. Augen verdrehend schüttelte ich seinen Arm ab und entgegnete lächelnd: "Warum gehen wir nicht jetzt los und beginnen zu suchen? Ich bin wach genug, um mich auf den Beinen zu halten." "In der Nacht ist es einfach zu gefährlich. Meine Schwester und ihre Töchter spüren uns ins der Nacht viel zu schnell auf. Sie wird alles versuchen, um dich Mutter Miranda zu bringen. Selbst mit meiner Werwolfgestalt haben wir keine Chance. Ich würde sie nicht schnell genug bemerken. Kannst du es jetzt verstehen?", begründete er seine standfeste Meinung und schob mich zur Tür. "Ich kann doch hier bei dir schlafen. Ich mache dir sicherlich keinen Ärger." "Schluss jetzt! Du wirst bei Donna schlafen und jetzt Ruhe!", brüllte er und packte mich bei den Schultern. Schwer atmend sammelte er sich und schüttelte den Kopf. Danach begleitete er mich nach draußen, den Pfad entlang, bis zu Donnas Haus. Dort verabschiedeten wir uns und ich kletterte die Regenrinne hinauf ins Badezimmer. Ein letztes Mal winkte und lächelte ich ihm zu, doch aus irgendeinem Grund entgegnete er es nicht. Jedes einzelne Mal unten im Tunnel tat Karl es auch, aber warum nun nicht? Nachdenklich schlurfte ich die Treppe hinunter ins Wohnzimmer und setzte mich wieder neben Lord Moreau. Freundlich griente er mir zu und reichte mir eine Tasse Tee. Nach ein paar Schlucken wurde mir schwummrig. Langsam setzte ich die Tasse ab, die mir aus der Hand fiel und auf dem Boden zerbrach. Zuwider fragte ich: "Was war da drin?" Hustend stand ich auf und versuchte aus dem Raum zu kommen, doch Angie schloss fix die Tür zur Eingangshalle. Augenblicklich erhob sich Fräulein Beneviento und sagte kleinlaut: "Eigentlich wollte ich das so nicht, aber Familie ist Familie und jetzt musst du für das büßen, was du getan hast." "Was habe ich denn getan?!", keuchte ich, hielt mir den Bauch und stolperte durch den Raum. Krampfend sackte ich am Boden zusammen und fragte erneut, aber leiser: "Was habe ich euch getan?" Kurz bevor sich meine Augen schlossen, erzählte mir Salvatore, der neben mir stand: "Weil du Heisenberg magst und er dich auch." Mit einem letzten Atemzug hauchte ich: "Das denke ich nicht..."

Alles war schwarz um mich herum und nun bemerkte ich, dass es nur Lady D's Plan gewesen sein konnte. Weshalb wäre Donna sonst solange in der Küche gewesen? Meine Vermutung lag nahe, dass Lady Dimitrescu durch die Hintertür hindurch zu ihrer Schwester kam und ihr ein Fläschchen mit Schlafmittel gegeben haben muss, damit sie mich zu Mutter Miranda bringen kann...

Üble Kopfschmerzen plagten mich. Träge fühlend öffnete ich die Augen und befand mich in einem Käfig, der in einem großem Saal von der Decke hing. Schlagartig wurde mir bewusst, dass ich mich in Schloss Dimitrescu befand und dass ich nicht fliehen konnte. Plötzlich wurde ein Mechanismus betätigt und der Käfig langsam herunter gefahren, bis er knapp über dem Boden zum Stillstand kam. Unten wartete Alcina bereits auf mich und musterte meine Reaktion genauestens. "Schaut mal Mädels, wer da wach geworden ist", sang sie lieblich. Prompt waren ihre drei Höllentöchter zur Stelle und präsentierten ihre fein geschliffenen Sicheln. "Mutter, dieses Ungetüm macht uns doch jetzt keinen Ärger mehr, oder?", fragte Bela und kicherte mit den anderen beiden. Vornehm nahm Lady D die Hand vor den Mund und richtete sich wieder an mich: "Hast du Angst, Kleines? Das ist gut. Denn Mutter Miranda will dich und nur dich!" "Warum? Ich will nur meinen Bruder und seine Tochter! Gebt sie mir!", drohte ich. Dennoch wusste ich, dass es keine gute Idee war sich mit einer neun Fuß großen Vampirfrau anzulegen und so wich ich still zurück. Frohlockend lachte sie mit ihren Töchtern und antwortete: "Du möchtest also deine Familie wieder sehen? Nun, so einfach geht das nicht. Um sie zu erreichen, musst du dafür zuerst einmal sterben." Erneut Gelächter. Erbost blickte ich durch die Gitterstäbe hindurch und rüttelte daran. Dann stieß ich eine Drohung aus: "Karl wird mich schon retten! So wie er es jedes Mal getan hat!" "Heisenberg! Heisenberg! Denkst du tatsächlich, dass etwas von seiner Schauspielkunst echt war? Er hat dich nur benutzt, um deine Kräfte für sich zu nutzen. Dieses Kind hat dich nur verarscht und dazu noch ziemlich gut, denn wie es scheint, glaubst du ihm alles, was er je gesagt hat. Werwölfen sollte man einfach nicht vertrauen", entgegnete sie mit einem breitem Grinsen auf den Lippen, "überlegst du etwa im Ernst, dass es nur Zufälle waren, dass dich beispielsweise die Werwölfe im Tunnel angegriffen haben oder dass du immer wieder auf dich alleine gestellt warst? Nein! Dein geliebter Karl hat dich benutzt, Kindchen und du warst dumm genug, um ihm seine Lügen abzukaufen." Verwirrt über ihre große Ansprache fragte ich: "Wie jetzt? Welche Kräfte? Ich besitze keinerlei Kräfte. Ich bin ein ganz normaler Mensch." "Glaub mir, Schätzchen. Wärst du normal, dann hätte Heisenberg sich niemals für dich interessiert! Laut Mutter Miranda wurde dir als Säugling ein bestimmtes Mutagen verabreicht, dass sich erst zu deinem fünfundzwanzigsten Geburtstag entfallten wird und nun ja, der war vor zwei Wochen. Ethan und Rose sollten ledigliche Lockköder sein, um dich hierher zu bringen. Dieser Plan hat funktioniert und jetzt brauchen wir die beiden nicht mehr! Und was deine Fähigkeiten betrifft, kann dir nur Mutter Miranda sagen, was es ist. Vorausgesetzt du traust dich sie zu fragen." Lady Dimitrescu verließ den Raum. Gefolgt von ihren hinterher tänzelnden Töchtern. Grübelnd hockte ich auf dem kalten Bodenblech des Käfigs und dachte an ihre Worte: "Wärst du normal, dann hätte Heisenberg sich niemals für dich interessiert!" Er würde mir wieder zur Hilfe kommen. Darauf wettete ich! Trotzalledem rollte mir eine Träne über die Wange, weil ich wusste, was für Gefühle ich für den Lord hegte. Nutzte Karl mich die ganze Zeit über wirklich nur aus oder versteckten sich echte Sentimente hinter dieser Fassade? Lange Zeit machte ich mir Gedanken darüber und versuchte ein wenig zu schlafen. Sollte Lady D Recht haben, so wäre es am besten für mich, meine Fähigkeiten ruhen zu lassen und selbst ein bisschen Kraft zu schöpfen. Gedankenversunken nickte ich im Sitzen ein und lauschte dem Regen, der gegen die Fenster peitschte. Nach einer Weile hörte ich das Quietschen von aufdrehenden Schrauben und warf einen Blick auf den Lüftungsschacht zu meiner Linken. Überrascht hockte ich mich auf meine Knie und spähte durch die Gitterstäbe hindurch. Starke Hände packten das schräg gestellte Gitter und schoben es leise beiseite. Auf einmal tauchte Karl auf, der breit grinsend den Schraubenzieher wegsteckte und aus dem Lüftungsschacht herauskroch. "Hängst du ab, Honey?", spottete er und zog dabei eine Augenbraue hoch. Gekonnt öffnete er die Sicherung der Seilwinde und löste ein paar Drähte, die er umsteckte um einen Kurzschluss zu verursachen. Den restlichen Meter fiel der Käfig zu Boden und öffnete sich durch den Aufprall. Ich blieb unverletzt. Gemütlich schlenderte Karl auf mich zu und reichte mir seine Hand. Skeptisch zögerte ich und sah ihn aufgebracht an. Auf der Stelle konfrontierte ich ihn mit der Befürchtung: "Wie konntest du nur? Ich dachte, wir wären Freunde!" Verwundert wich er zurück und hatte eine Miene wie kurz vor einem Gewittersturm. Dann sprach er ruhig: "Was meinst du?" "Ich meine, dass du mich verraten hast!" "Verraten?", fragte er noch immer unwissend, "auf welche Art und Weise soll ich dich verraten haben? Du denkst doch nicht etwa im Ernst, dass ich auf der Seite von meiner sogenannten "Mutter" stehe, oder?" Geschlagen erzählte ich alles, was ich wusste: "Lady Dimitrescu hat mir gesagt, dass du meine Fährigkeiten für dich alleine nutzen willst und dass du mich eigentlich gar nicht mögen würdest, wenn ich nicht etwas Besonderes wäre..." "...Aber du bist doch etwas Besonderes! Ich habe keine Ahnung, wovon meine Schwester da labert, doch ich bin hier, um dir bei der Suche deiner Familie zu helfen, bevor die dumme Kuh deinen Bruder noch frisst", unterbrach mich Karl und streckte mir nochmals seine Hand hin.

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