Witch Hunt - Zwei Welten, ein Kampf

03: Zeiten ändern sich

Wie sich heraus stellte, entpuppte sich das braunhaarige Mädchen mit dem Namen Sookie als eine frühere Mitschülerin von Jimin, der er damals oft bei den Hausaufgaben geholfen hatte.

Sookie war seit einigen Monaten treues Mitglied des Rosenzirkels, der an der Hexischen Universität eine kleine Studentenverbindung gegründet hatte.

So hofften sie, jemanden mit dem nötigen Etwas anwerben zu können und leiteten mitunter einige Infoveranstaltungen über ihre gemeinnützige Arbeit.

Diese bestand darin, von Wilderern bedrohte und eingesperrte Zwischenwesen wie Zentauren, Feen oder Einhörner in ihre rechtmäßigen Territorien zurück zu bringen.

Diese Territorien reichten vom eiskalten Norden der Hexenwelt bis hin zum sonnigen Süden, nicht selten brachten sie die wundersamen Geschöpfe hin und wieder in einen Naturschutzpark der Menschenwelt.

Im Gegensatz zum düsteren Blutzirkel war der stets freundliche und fröhliche Rosenzirkel an der Manyeo Academy sehr beliebt gewesen und bis heute wollten immer mehr Jungen und auch Mädchen zu diesen überaus tapferen Freiheitskämpfern gehören.

Laut dem, was Jimin in Geschichte der Hexerei gelernt hatte, war die Mitgliedschaft in einem Zirkel nicht selten mit Risiken verbunden und forderte großes Durchhaltevermögen, wenn man dort aufgenommen werden wollte.

Den verschiedenen Anhängern musste man ewige Treue schwören und nicht selten ihr Blut trinken, um den Schwur für alle Zeiten zu besiegeln, selbst weit über den Tod hinaus.

Viele Hexische Zusammenkünfte opferten ihre Brüder und Schwestern sogar dem Allmächtigen Gott Koja, wenn diese zu altersschwach geworden waren, um ihm durch ihre Taten dienen zu können.

Dann verbrannten sie deren Asche auf dem Blocksberg und tanzten ausgelassen um das lodernde Feuer herum, bis der nächste Morgen graute. 

Obwohl diese Hexenzirkel eher um 1800 aktiv gewesen waren und heute eigentlich niemand mehr diesen alten Bräuchen Glauben schenkte, fanden sich viele moderne Zusammenkünfte noch immer mit jenen Traditionen behaftet.

Von Sookie hatte Jimin gehört, dass der Rosenzirkel gelegentlich Ausflüge zum Blocksberg unternahm und dort für zwei Vollmondnächte in das neu eröffnete Hotel eincheckte, wo sie dann wilde Partys feierten und sich mit hochprozentigen Cocktails volllaufen ließen.

Für Jimin selbst klang das nach ziemlich viel Spaß, aber er hasste jegliche Art von Partys und traf sich lieber mit Suga und Taehyung zum Übernachten oder Mondscheinbaden.

So oder so wusste die junge Hexe nicht, ob er sich wirklich eines Tages einem Zirkel anschließen sollte, wie es alle anderen um ihn herum taten.

In der neuesten Ausgabe der Magieenzyklopädie Numero 2130 stand nämlich Folgendes geschrieben:

Jede vollwertige Manyeo, jeder Mischling und jedes Geschöpf darf sich aus freiem Willen dazu entscheiden, einem Hexenzirkel beizutreten.

Jeglicher Zwang zum Beitritt wird mit tausend Jahren Gefängnis bestraft.

Seitdem der Hexenrat von der Kontrolle unter Joon - Sha befreit worden war, schrieben sie einen Haufen Gesetze um und stimmten damit nicht nur den König glücklich, sondern auch alle anderen, die je in der Hexenwelt Fuß gefasst hatten.

Mischlinge wie Taehyung durften nun endlich zu Prüfungen zugelassen oder in einen magischen Handwerksbetrieb aufgenommen werden, wie es noch vor geraumer Zeit leider nicht möglich gewesen war.

Geschöpfe und Hexen wurden miteinander gleichgestellt, durften magische Schulen besuchen und selbst Hexerei ausüben, vor allem den Zentauren Kuro freute dies besonders.

Beim bloßen Gedanken an die von dutzenden unterschiedlichen Zwischenwesen überrannte Manyeo Academy stahl sich ein breites Grinsen auf Jimins Gesicht.

Suga und er hatten sich jahrelang für eine gleichberechtigte Welt eingesetzt und jetzt war es endlich eingetreten - die junge Hexe hätte niemals glücklicher sein können.

Und nichts konnte ihm dieses Glück nehmen - noch nicht einmal der baldige Krieg, in dem sie hoffentlich Seite an Seite kämpfen würden.

In dem sie alle Seite an Seite kämpfen mussten, um denselben gnadenlosen Feind zu besiegen.

Was es auch kosten mochte.