Kapitel 17 - Geständnis

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Für einen kurzen Moment sahen Viktoria und ich uns einfach erstarrt an. Ich glaube keiner von uns wusste, was er sagen sollte.

"Viktoria ich...", stammelte ich.
"Du hast ein Handy??", unterbrach sie mich geschockt. "Erst haust du ab, wir haben Streit und nun versteckst du auch noch ein Handy", zählte sie auf und ich senkte den Kopf.
"Viktoria bitte, sag es nicht!", flehte ich sie an.
"Weißt du, ich hab echt drüber nachgedacht mich bei dir zu entschuldigen für die Anschuldigungen mit deinem Freund. Deshalb bin ich eigentlich hier hoch gekommen. Aber du hast sie doch nicht alle!", sagte sie.
"Du hast es einfach kein Stück verdient hier zu sein. Du weißt das überhaupt nicht zu schätzen", fügte sie noch hinzu und ging wieder aus dem Zimmer. Sie hatte recht. Sie hatte einfach recht. Es ist nicht zu entschuldigen, wie ich mich verhielt. Das schlechte Gewissen den anderen Mädels und vor allem denen gegenüber, die schon die Show verlassen mussten, quälte mich.

Ich saß immernoch fassungslos auf dem Boden und starrte das Handy an, was noch neben meinem Koffer lag. Es blinkte.

Ich hab zu danken 😜

Wenn Jacob wüsste, dass ich es wieder vermasselt hatte. Es ärgerte mich, dass unser Treffen Niemandem aufgefallen war, alles war nach Plan verlaufen...und dann lasse ich mich in meinem eigenen Zimmer mit dem blöden Handy erwischen. Ob Viktoria es der Nanny sagt? Sie hätte allen Grund dazu.

Elena kam rein und sah mich seufzend an. "Ach Liv, warum schaust du auch hier mitten im Zimmer drauf?"
Ich sah sie mit Tränen in den Augen an.
"Woher....?", fragte ich.
"Wir konnten es mithören. Viktoria ist ja nicht zu überhören.", erklärte Elena.
Ich nickte nur. "Ich glaube es wäre besser, wenn du selbst das Ding abgibst. Vielleicht sehen sie es nicht so eng.", sagte sie.

Ich nahm es und stiefelte die Treppe runter in den Bereich, wo die Nanny sich aufhielt. Egal, wer mir entgegen kam, ich wich dem Blickkontakt aus.

"Maria, kann ich mit dir reden?", sprach ich die Nanny an. Sie saß in ihrem Zimmer an einem Schreibtisch und sah mich überrascht an: "Ja, was gibt's?"
Ich brauchte etwas bis ich meinen Mut zusammennahm und die Tür hinter mir schloss. "Ich hab wieder was Dummes getan", stammelte ich. Ihre Augenbrauen hoben sich. Ich wollte ihr die Wahrheit sagen und mich nicht noch einmal rausreden. "Ich hab ein Handy versteckt, um mit Jacob zu schreiben."
Kurz war Ruhe und sie sah mich nachdenklich an. "Jacob? Der Elevator Boy? Und wo hast du das her?", fragte sie mich aus.
"Ja genau. Er... er hat es mir gegeben, aber er wollte mich damit sicher nicht in Schwierigkeiten bringen!", wollte ich sichergehen.
Die Nanny seufzte laut. "Liv, was mach ich nur mit dir. Du kannst mir auch nicht erzählen, dass du an dem einen Abend nur spazieren warst. Du hast dich mit ihm getroffen, stimmts?", nun sah sie mir genau in die Augen. Ich wusste nicht, ob ich ihr vertrauen konnte oder ob sie auch wie die vom Interview nur Dinge aus mir rauskitzeln wollte. Aber ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass sie mein Vertrauen ausnutzte.
Ich nickte.

"Der hats dir ganz schön angetan, hm?", belächelte sie mich. "Wenn man verknallt ist, macht man dumme Dinge. Das ist einfach so. Ich finde es gut, dass du zu mir gekommen bist. Das Handy musst du aber jetzt abgeben und mir versprechen, dass du dich zusammenreißt", stellte sie klar.
Ich nickte und legte es ihr auf den Tisch.

"Setz das hier nicht für einen hübschen Typen aufs Spiel. Du hast Glück, dass die Produktion scheinbar eine Auge auf dich geworfen hat und dir viel Sendezeit verschaffen wird, ansonsten hätten sie sich schon was einfallen lassen dich auszusortieren.", sagte sie ernst und blätterte in ihrem Notizbuch.
Ihre Direktheit überraschte mich. Was hatte sie da gerade gesagt? Aussortiert werden...wie sich das anhörte!

"Wie...wie meinst du das?", hakte ich nach.
"Naja, durch die Aktion mit deinem angeblichen Freund, Jacob, der Streit mit Viktoria, dein Versuch abzuhauen und nun das mit dem Handy...das sorgt für Drama und für Einschaltquoten. Und nur so hält sich die Show über Wasser. Ich darf dir das eigentlich auf keinen Fall sagen,"seufzte sie," Ich möchte, dass du das hier ernst nimmst und für dein Ziel kämpfst!"

Ich schluckte. "Aber was bringt das, wenn es gar nicht um mein Talent, sondern nur um irgendwelchen Gossip geht?", warf ich ein.
"Das widerspricht sich doch komplett, was du gerade gesagt hast!", ergänzte ich noch und spürte, wie sehr mich ihre Worte aufgewühlt hatten. Auf der einen Seite möchte sie, dass ich kämpfe und dann im gleichen Moment meint sie quasi, dass eh schon vorbestimmt ist, wer wie weit kommt, je nachdem wie sehr er für Gesprächsstoff sorgte.
Wo war ich hier bitte gelandet?

"Liv, ich weiß, dass dich das beschäftigt...und manches nicht so läuft, wie du es dir vorgestellt hast, aber was hast du erwartet? Das ist eine Show!", sagte sie und stand nun auf um ihre Hände auf meine Schulter zu legen.
Ich wich ihr aus und entschied mich zu gehen.
"Liv!", rief sie mir noch nach, aber ich hatte genug gehört. Am liebsten würde ich auf der Stelle meine Sachen packen. Jede Woche gab ich mein Bestes und alles, was sie interessiert, war das Drama der letzten Tage! Das ist doch nicht wahr! Und nun hatten sie auch das Handy und ich damit keine Möglichkeit mehr Jacob zu kontaktieren.

Caro kam mir entgegen und hielt mich auf nach oben zu laufen. "Liv, was ist los? Was hat sie gesagt?"
Ich wollte nicht drüber reden und versuchte mich an ihr vorbeizudrücken.
"Ich will einfach nur ins Bett", sagte ich zu ihr und sie ließ mich gehen.

Ist das jetzt immer so, dass wenn ich einen magischen Moment mit Jacob hatte und ich auf Wolke sieben war, ich kurze Zeit danach wieder am Boden lag? Ich verdrückte eine Träne. Nun hatte ich auch keine Möglichkeit mehr Leon vorzuwarnen, was ich gestern vor laufender Kamera gesagt hatte. Mein Magen zog sich zusammen. Was mach ich denn jetzt nur? Sollte ich vielleicht wirklich abbrechen und nach Hause?

Aber was würden meine Eltern davon halten? Seit ich klein bin, versuche ich immer mein Bestes und es ihnen recht zu machen. Wahrscheinlich kommt daher mein Ehrgeiz. Sie unterstützten und zählten auf mich. Ich wollte sie nicht enttäuschen. Auf dem Laufsteg und vor der Kamera fühlte ich mich wie ein anderer Mensch - stärker und selbstbewusster. Ich liebte es einfach. Ich wollte die Mode bekannter Marken tragen und die Zuschauer beeindrucken.

Ich spürte, wie sich in mir wieder der Mut aufbaute. Es half, dass ich mir mein Ziel wieder vor Augen führte. Mir war es wichtig hier zu sein und zu zeigen, was in mir steckt. Dass so ein Elevator Boy daherkommt und mir komplett den Kopf verdreht...damit hätte ich niemals gerechnet. Wahrscheinlich hatte ich aufgrund meiner Verbissenheit nie einen Freund gehabt. Ich hab mich immer auf mein Abi, mein Studium und meinen Sport fokussiert. Da war keine Zeit, um jemanden an mich ranzulassen. Wenn, dann hatte ich nur mal Bekanntschaften und One Night Stands bei Partys. Jacob hatte irgendwie etwas anderes in mir ausgelöst. Wieso konnte ich nicht beides kombinieren?

Die Mädels ließen mir meinen Freiraum und ich war ihnen dankbar dafür. Im Kopf grübelte ich noch ewig, wie ich mich weiter verhalten sollte und konnte nur schwer einschlafen.

You saved me from GNTM | Jacob Rott FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt