Kapitel 25 - Heimat

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"Dein Flieger geht morgen Mittag. Bis dahin packst du alles zusammen und wirst dann rechtzeitig abgeholt", erklärte mir die Nanny. Nun war es also wirklich soweit: Ich verlies die Show. Freiwillig. So genau hatte ich mir keine Gedanken gemacht, wie es nun weiter geht. Mein Ausstieg hieß, dass ich natürlich zurück nach Deutschland fliegen musste. Zurück in mein normales Leben. Vielleicht sollte ich dies dann genießen...wer weiß, was noch auf mich zukam, wenn die Sendung ausgestrahlt wird.
Außerdem musste ich mich wohl oder übel auch von Jacob verabschieden. Ich wusste, dass er mit den Jungs noch Termine hatte und wir nicht gemeinsam die Rückreise angehen konnten. Einerseits machte mich das traurig, andererseits war ich einfach nur so froh hier wegzukommen und meine Freunde und Familie wiederzusehen.

Ich saß vor meinem Koffer und versuchte Ordnung zu schaffen. Obwohl wir schon einige Zeit hier waren, hatte ich nie alles ausgepackt. Wahrscheinlich wollte ich nie hier ganz ankommen und es fühlte sich gut an, nun dem Ganzen endgültig den Rücken zu kehren.

"Na, fühlst du dich erleichtert?", fragte Elena mich, als sie in unser Zimmer kam. Ich seufzte. "Ja schon. Auch, wenn es erstmal komisch sein wird morgen zu fliegen."
Elena saß nachdenklich auf ihrem Bett und beobachtete mich. "Dann bin ich ganz allein hier", sagte sie schließlich. "Ach, du hast es doch bald geschafft. Wir sehen uns ganz bald wieder, und Caro auch", versuchte ich sie aufzumuntern. "Weißt du, ich finds mutig, dass du freiwillig gehst. War bestimmt keine leichte Entscheidung", sagte sie und ließ sich aufs Bett fallen. "Was ist mit Jacob? Seht ihr euch nochmal vor dem Flug?"
Ich überlegte und so langsam realisierte ich, dass auch die Zeit mit Jacob nun erstmal ein Ende hatte. Ob ich ihn nochmal sah, bevor ich wieder in Deutschland war, wusste ich nicht. Ich zuckte mit den Schultern. "Ich weiß nicht, vielleicht bekomme ich morgen mein Handy und kann ihm noch Bescheid sagen."
"Jetzt hast du zwar nicht GNTM gewonnen, aber dir dafür einen heißen Elevator Boy geangelt", lachte sie und streckte sich auf ihrem Bett. Es ist wirklich absurd, dass ich ausgerechnet hier Jemanden kennengelernt habe und alles so ganz anders gekommen war.

So richtig schlafen konnte ich nicht. Ich stellte mir vor, wie ich meine Familie und Freunde wiedersah...wie ich wieder Zuhause in meiner WG hockte und dem normalen Unialltag nachging. Das alles schien mir so weit weg momentan. Wie würde es mit Jacob weitergehen? Hab ich doch zu überstürzt gehandelt? Nein. Das war keine Entscheidung von heute auf morgen. Mein Kopf drehte sich.

Am nächsten Morgen hatte ich nicht viel Zeit. Scheinbar wollten sie, dass ich so schnell wie möglich zum Flughafen komme. Die anderen Mädels machten sich fertig für ein Shooting.
Die Verabschiedung war doch herzlicher und emotionaler als ich erwartet hatte. Selbst Viktoria schien das Ganze nicht egal zu sein. Als wir uns kurz umarmten, musterten die anderen uns überrascht. "Sorry für das ganze Drama, wir sehen uns", flüsterte sie mir zu. Unsere Aussprache letztens im Bad hatte bei ihr scheinbar etwas bewirkt.
Elena ließ mich gar nicht erst gehen, bis die Nanny uns regelrecht trennen musste. "Werd dich vermissen, wir halten uns auf dem Laufenden,ja?", sagte sie schließlich und ich winkte allen nochmal als ich durch die Tür ging.

Als ich im Auto saß, fing ich an einen Schalter umzulegen. Tschüss Irrenhaus. Hallo Freiheit! Ich verspürte richtige Glücksgefühle und das zeigte mir, dass ich die richtige Entscheidung gefällt hatte. "Hier", sagte die Nanny und drückte mir meine persönlichen Wertgegenstände in die Hand: Handys, Portemonnaie, meine Ipods und sonstiger Kram, den ich nicht benutzen durfte. Als ich die Handys in der Hand hielt, überlegte ich kurz. "Akku ist aufgeladen. Am besten du nutzt es, um deiner Familie Bescheid zu sagen. Die Redaktion hat es ihnen schon mitgeteilt, aber vielleicht wollt ihr noch was klären", sagte die Nanny. Als ich es anschaltete, überkam mich ein ganz mulmiges Gefühl. Ich hatte es seit Wochen nicht benutzt...hatte keine Ahnung, was nun auf mich zukam. Direkt prasselten Unmengen an Meldungen auf mich ein. "Ohgott", brachte ich nur heraus. "Das wird jetzt erstmal viel, beantworte nur das Wichtigste. Du musst erstmal wieder ankommen",sagte sie zu mir als sie wahrscheinlich mein überfordertes Gesicht sah. Überall blinkten Nachrichten auf und ich schloss einfach wieder den Bildschirm. Das war mir jetzt eindeutig zu viel. Ich nahm das andere Handy. Dort gab es keinen Nachrichtenhagel, sondern nur Jacob. Er hatte mir tatsächlich gestern Abend noch geschrieben.

You saved me from GNTM | Jacob Rott FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt