Kapitel 15 - Tiefpunkt

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"Liv, du musst dich beruhigen", sagte Caro besorgt und lief mir hinterher.
Ich wollte einfach nur allein sein und mich unter meiner Decke verkriechen. Meine Worte konnte ich nicht mehr zurücknehmen und den Schaden, den sie anrichten würden, schnürte mir mein Herz zu. Die Menschen, die mir etwas bedeuteten und nichts mit dieser Sache hier zu tun hatten, wurden mit reingezogen und alles führte dazu, dass ich der Welt Leons Geheimnis verriet. Ich fühlte mich so schuldig.

Ich knallte dem Kamerateam und Caro die Tür vor der Nase zu. "Lasst mich bitte für einen Moment alleine!", rief ich ihnen entgegen. Sie schienen es zu akzeptieren und ich hörte, wie ihre Schritte sich bewegten.

Mein Atem wurde ruhiger und ich setzte mich auf mein Bett. Ich ließ mich auf den Rücken fallen und vergrub mein Gesicht unter meinen Händen. Wie konnte ich das nur tun? Wieso war ich so dumm? Ich erkannte mich selbst nicht mehr. Nie zuvor hatte ich solche Wut in mir und so unüberlegt gehandelt...eher im Gegenteil!

Mir kamen die Tränen und ich ließ es einfach passieren. Mein ganzer Körper fühlte sich so schwer an.

Als ich mich wieder aufsetzte, fiel mein Blick auf den Koffer, der von zahlreichen Klamotten übersät war. Das Handy!
Ich stand schnell auf und kramte danach. Als ich es in den Händen hielt, las ich Jacobs Namen.

Ein Glück! Hätte es mir nicht verzeihen können, wenn ich schuld daran gewesen wäre, dass du rausgeschmissen wirst.

Wenn er wüsste, dass ich noch viel größere Dummheiten angestellt hatte, als mich erwischen zu lassen, nachdem ich abgehauen war.

Ohne zu zögern, rief ich ihn an. Es klingelte eine Weile und letztendlich legte ich wieder auf. Wahrscheinlich waren sie gerade unterwegs. Ich sah, dass mein letzter Anruf Gina galt. Ob ich mit ihr sprechen sollte? Leons Nummer wusste ich nicht aus dem Kopf, aber vielleicht konnte sie mir behilflich sein. Ich schluckte. Aber wie soll ich ihm erklären, dass ich gerade vor der Kamera allen verkündet hatte, dass er auf Männer stand? Seine Familie und auch Freunde von ihm wussten es nicht. Er hatte die Erkenntnis noch nicht lange und wollte es noch für sich behalten. Ich konnte mich nicht überwinden und wollte noch darüber nachdenken, wie ich es ihm sage. Zum Glück wurde die Sendung erst viel später ausgestrahlt. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass sie diesen Vorfall heute rausschneiden würden.

Plötzlich blinkte das Smartphone in meiner Hand und ich sah Jacobs Namen.

"Liv, hey! Was gibt's? Kannst du gerade sprechen?"
Jacobs Stimme zu hören, ließ mich emotional werden.
"Ja,", stotterte ich," ich denke schon."
"Was ist los? Ist was passiert?", fragte er mich mit besorgter Stimme.
"Ich hab was Dummes gesagt vor der Kamera. Wir haben uns gestritten und es ist einfach aus mir rausgeplatzt. Wenn sie das ausstrahlen, werde ich vielleicht einen guten Freund verlieren", schluchzte ich.
Jacob seufzte. "Liv, beruhig dich bitte! Da gibt's bestimmt eine Lösung! Die provozieren sowas doch in Interviews."
"Ich hab das aber nicht im Interview gesagt, sondern im Streit mit Viktoria. Jacob, ich wurde über alles ausgefragt und konnte nicht mehr", erklärte ich ihm.
"Niemand ist perfekt und dein Kumpel wird das verstehen...was genau hast du denn gesagt?", wollte er wissen.
Ich hielt kurz inne, weil es mir schwer fiel es zuzugeben. Es war einfach so mies von mir.

"Mir wurde vorgeworfen ich hätte was mit ihm und würde ihn mit dir hintergehen. Also hab ich Viktoria gegen den Kopf geknallt, dass er schwul ist, damit sie mich in Ruhe lässt. Jacob, ich wünschte ich könnte es zurücknehmen", mir kamen wieder die Tränen.
"Uff, jetzt versteh ich. Mich haben sie auch gefragt", fing er an.
"Was? Was haben Sie dich gefragt?", unterbrach ich ihn.
"Naja, wie ich dich finde und sowas."
Mir wurde ganz warm im Gesicht.
"Und, was hast du denen gesagt?", hakte ich nach.
"Ich hab gesagt, dass ich dich für sehr talentiert halte und im Finale sehe, mehr nicht. Liv, es tut mir leid. Vielleicht hätte ich dich nicht zu den Spielchen an dem Tag animieren sollen. Dadurch hab ich scheinbar für Gerüchte gesorgt."
Mir tat es weh, dass Jacob sich nun die Schuld gab. Niemals hätte ich das gewollt.
"Nein Jacob, bitte, du hast damit nichts zu tun", antwortete ich schnell, als ich Stimmen im Flur hörte.
"Ich muss auflegen", flüsterte ich.
"Okay, bitte schreib mir, wenn was ist. Ich bin für dich da!", sagte Jacob und erwärmte damit mein Herz.

You saved me from GNTM | Jacob Rott FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt