You saved me from GNTM | Jacob Rott FF

Kapitel 28 - Eiskalte Luft

Während der Zugfahrt ging ich das Wiedersehen mit Jacob immer wieder durch. Leider ist es immer so, dass mir im Nachhinein noch tausend Dinge einfallen, die ich hätte sagen können. Irgendwie hatten es auch in LA schon die Zufälle gut mit uns gemeint. Doch dieses Mal war es anders. Ich hatte ihm ganz schön Vorwürfe an den Kopf geworfen, obwohl ich nicht ganz unschuldig war an unserer Funkstille. Die Musik und der Blick aus dem Zug machten mich nachdenklich.

Allzu lange fuhr ich nicht und als ich Zuhause war, hatte ich erstmal eine gute Ablenkung. Mum war schon am Umherwuseln und dekorieren, während Papa entspannt auf dem Sofa saß und irgendeine Serie schaute. "Hannah sollte auch bald kommen", sagte meine Mum und schob meinen Koffer in den Flur. "Ich hab die Kerzen", sagte ich und hielt ihr eine Tüte entgegen. Ich machte es mir ebenfalls auf dem Sofa bequem.

Irgendwann trudelte meine Schwester ein und so war das Haus wieder viel belebter. Wir aßen zusammen Abendbrot und planten den Tag morgen. Zu Heiligabend sollten noch meine Großeltern kommen und wir schmückten zusammen den Baum. Hannah und ich saßen schließlich, wie früher zusammen in meinem alten Zimmer auf dem Teppich und hatten mal Zeit ohne unsere Eltern zu quatschen. "Erzähl mal, hat sich dieser Jacob mittlerweile gemeldet?", fragte sie mich. Ich erzählte ihr, was in der Zwischenzeit passiert war und sie lachte plötzlich. "Ohman Liv, stress dich doch nicht so!", sagte sie und ich war verwirrt. "Was meinst du?", fragte ich sie. "Naja, ihr seid ja kein Paar, oder?", antwortete sie mir und ich schmiss ihr ein Kissen entgegen. "Hallo? Habt ihr denn bevor du geflogen bist mal drüber gesprochen, wie ihr euch das vorstellt, wie es weitergehen soll?", hakte sie nach. Ich schüttelte den Kopf:" Hm nicht wirklich." Ich hatte nicht damit gerechnet, dass sie die ganze Sache ganz anders sah. "Na was erwartest du denn dann? Er ist quasi ein Superstar auf Tiktok und reist in der Welt umher. Dass es eine Art Fernbeziehung wird, war dir doch klar, oder?", ärgerte sie mich. Langsam fand ich sie nervig. "Ja natürlich. Aber auch in so einer Form von Beziehung kann man sich mal melden, telefonieren, skypen...was weiß ich" entgegnete ich ihr trotzig. "Wenn ihr euch nächste Woche sehen solltet, rede mit ihm. Sei nicht so nachtragend. Hast du ihm denn geschrieben?", fragte sie und schmiss mir das Kissen zurück. Ich schüttelte den Kopf. "Du verstehst das nicht", murmelte ich nur. Nun war sie scheinbar beleidigt. "Du hast ihm nicht geschrieben und bist sauer auf ihn, dass er es nicht getan hat? Merkst du was?", sagte sie und kam nun auf meine Seite. Ich seufzte. Einen Arm um mich legend, ergänzte sie: "Da lässt sich sicher drüber reden. Ich mein ja nur, dass du dir nicht so den Kopf zerbrechen sollst. "Das sagst du so leicht", seufzte ich.

Irgendwann wechselten wir das Thema und Hannah ging wieder rüber in ihr Zimmer. Im Bett drehten sich meine Gedanken. Hannahs Worte waren anders als die von Gina und Leon. Ich konnte nicht mal erklären, warum ich Jacob nicht geschrieben hatte. Vielleicht ging es ihm genauso? Ich wälzte mich umher und fand keine Ruhe. Eine Nachricht ploppte auf meinem Handy auf. Der helle Bildschirm erleuchtete den Raum.

Gut Zuhause angekommen?

Es war Jacob. Die erste Nachricht nach Wochen. Wieso kam sowas erst jetzt?

Ja, war ja nicht so weit. Du auch?

Jo, hat nur ewig gedauert. War viel los.

Unsere Konversation kam mir so komisch vor. Ich überlegte, ob ich noch was schreiben sollte und fing immer wieder Nachrichten an und löschte sie anschließend. Kurz tippte keiner von uns.

Kann nicht schlafen. Jetlag kickt gerade rein, obwohl ich hundemüde bin.

Kenn ich...

Was hält dich wach?

Seine Frage lies mich nervös werden. Ich konnte ihm unmöglich sagen, dass ich an ihn dachte...Die ganze Zeit. Es war lange her, dass wir uns schrieben und dieses Mal war der Unterschied, dass wir keinen Zeitdruck hatten. Ich saß nicht irgendwo und schrieb heimlich an ihn. Es amüsierte mich fast, als ich an diese seltsamen Momente dachte und wie ich einfach ständig erwischt wurde.