5. Schlechte Erinnerungen

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Ich wurde gerade von dem Arzt untersucht und befolgte die Anweisungen, die er mir gab. Im Moment sollte ich meine Schulter bewegen, bevor er diese abtastete. „Sie ist nicht ausgekugelt, allerdings habe ich hier kein Röntgengerät. Es wäre also besser, wenn du im Krankenhaus abklären lässt ob etwas gebrochen ist." Es kostete mich große Beherrschung nicht laut aufzuschreien, während er seine Untersuchung fortsetzte. „Nein danke, das ist nicht nötig", presste ich angestrengt hervor. „Misa, wenn der Arzt es für nötig hält solltest du..." „Nein! Ich gehe nicht ins Krankenhaus", unterbrach ich Tetsu mit lauter Stimme. Taiga und Ryōta warteten vor der Tür, während mein Bruder mit mir im Untersuchungsraum war. „Jetzt sei doch nicht so stur! Ich will doch nur das Beste für dich", rief mein Bruder aus. „Du weißt doch genau, dass ich Krankenhäuser nicht leiden kann! Findest du nicht, dass ich bereits genug Zeit meines Lebens in Krankenhäusern verbracht habe?!" „Streitet euch nicht. Vermutlich ist es nur eine Prellung, aber versprich mir wenigstens, dass du dich noch einmal untersuchen lässt falls die Schmerzen stärker werden. Ich desinfiziere die Wunde, trage eine Salbe auf und verbinde deine Schulter. In Ordnung?", unterbrach der Arzt unseren aufkeimenden Konflikt. „Ja ich verspreche es Ihnen, vielen Dank für ihre Hilfe", antwortete ich leiser und hüllte mich in Schweigen, bis er mit der Behandlung fertig war. Plötzlich klopfte es an der Tür und ich hörte Taiga fragen, ob alles ok ist. Ich rutschte von der Untersuchungsliege und bedankte mich noch einmal bei dem Arzt. „Kommst du?", fragte ich an Tetsu gewandt und blickte ihn auffordernd an. Seufzend erhob er sich, nickte dem Arzt entschuldigend zu und verabschiedete sich. Noch immer leicht angesäuert riss ich die Tür auf und rauschte an Taiga und Ryōta vorbei, um schnell nach draußen zu kommen und endlich frische Luft schnappen zu können.

„Was war denn da drin los? Du hast das Krankenzimmer plötzlich fluchtartig verlassen", fragte Taiga, als wir alle vor dem Schulgebäude der Kaijo standen. „Nichts weiter. Ich ertrage bloß den Geruch nicht", brummte ich. „Und was war vorher? Du und Kurokocchi habt euch angeschrien. Ich wusste gar nicht, dass er so laut werden kann", fragte nun Ryōta nach. „Wir waren uns über den weiteren Verlauf der Untersuchung nicht einig. Ich möchte nicht weiter darauf eingehen. Es geht mir gut, der Arzt vermutet eine Prellung da ist keine weitere Behandlung nötig. Die verheilt von alleine..." „Und trotzdem konnte er nicht ausschließen, dass etwas gebrochen ist und hat deshalb eine Röntgenkotrolle vorgeschlagen. Deshalb ist sie so ausgerastet", grätschte mein Bruder dazwischen. „Ich bin nicht ausgerastet. Diese Untersuchung ist unnötig und außerdem hab ich ihm doch versprochen ins Krankenhaus zu gehen, falls die Schmerzen schlimmer werden. Wieso reitest du jetzt darauf herum?", gab ich schnippisch von mir. „Ich reite nicht darauf herum, sondern mache mir Sorgen um dich. Du musst keine Angst haben, dass die dich im Krankenhaus behalten wegen eines simplen Bruchs", versuchte Tetsu mich zu beschwichtigen. „Ich hab keine Angst. Du weißt ganz genau, dass ich Krankenhäuser mittlerweile hasse", antwortete ich etwas lauter und stapfte wütend davon.

Taiga Pov:

Wir folgten Misaki mit etwas Abstand, um uns mit den anderen wieder zusammenzuschließen. Ich hatte ihnen Bescheid gegeben, was passiert war und sie wollten vor dem Restaurant, in dem wir zuvor waren, auf uns warten. „Was hat sie denn? Ist irgendwas passiert, weshalb sie in kein Krankenhaus will?", fragte ich an die Beiden gewandt. „Weißt du es ist so: Misa hat nach einem Unfall mit dem Fahrrad ihre Milz verloren, nachdem diese irreversibel geschädigt war. Die Operation an sich war nicht das Problem, diese ist gut verlaufen und sie wurde bald wieder aus dem Krankenhaus entlassen. Aber die Ärzte sagten, dass sie nun anfällig für gewisse Krankheiten sei. Als Kind hat sie sehr viel Zeit in Krankenhäusern verbracht, weil unsere Eltern sie wegen jedes kleinen Anzeichens einer Krankheit dorthin schleppten. Manchmal musste sie auch einige Tage darin verbringen und so hat Misa eine Abneigung gegen Krankenhäuser und auch gegen Ärzte entwickelt", erklärte Tetsuya. „Verstehe, das muss ziemlich hart für sie gewesen sein. Wie alt wart ihr da?", fragte ich weiter. „Als der Unfall passierte? Da waren wir sechs Jahre alt... Insgeheim hab ich mir immer die Schuld an diesem Unfall gegeben. Ich hab sie zu einem Wettrennen in den Park angestachelt und bin vorausgefahren. Da sie es nicht geschafft hat mich einzuholen, ist sie immer schneller geworden und hat nicht mehr auf ihre Umgebung geachtet, als plötzlich eine Katze ihren Weg kreuzte und sie scharf bremsen musste. Aufgrund dessen ist sie schwer gestürzt und war sogar für mehrere Minuten bewusstlos. Wenn ich sie nicht dazu angestachelt hätte, dann..." „Gib dir nicht die Schuld daran, Kurokocchi. So etwas kann man nicht vorhersehen. Die Katze wäre auch über die Straße gerannt wenn ihr langsamer gefahren wärt. Vielleicht hätte sie dann kein stumpfes Bauchdrama erlitten, aber im Grunde bringt es nichts sich Gedanken darüber zu machen", sagte Kise und legte Tetsuya beruhigend eine Hand auf die Schulter. „Er hat recht, Brüderchen. Gib dir nicht die Schuld an dem Unfall, ich war einfach nicht aufmerksam genug", sagte Misaki, die nun wieder neben uns lief. Sie legte ihren Arm um ihn und legte ihren Kopf auf seiner Schulter ab, während sie weiterliefen. „Ach und übrigens: Es heißt stumpfes Bauchtrauma und nicht -drama, du Blödmann!", rief sie Kise mit einem fiesen Grinsen zu. „Hey, sei doch nicht so fies Misalein! Immerhin hab ich versucht Kurokocchi zu trösten", gab der Angesprochene beleidigt von sich. Während Misaki ihn weiterhin aufzog und Kise deswegen immer mehr schmollte, brachen Tetsuya und ich in Gelächter aus.

Was sich neckt, das liebt sich (Taiga Kagami x Oc)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt