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Was war das gerade? Ellies Gedanken überschlagen sich als sie den Eingangsbereich der Entzugsklinik betritt. Wird Billy wirklich auf sie warten oder war das nur eine dreiste Lüge? Irgendwie kann sie das noch nicht ganz glauben.
Als Ellie die Treppen hochsteigt, wandern ihre Gedanken wieder zu ihrem Vater. Sie weiß genau in welches Geschoss sie muss. Als Ellie im dritten Stock angekommen ist, sieht sie schon ihre Mutter im Flur hin und her laufen. „Mama?", Ellie macht sich bemerkbar. Als Katy sie erblickt, kommt sie direkt auf ihre Tochter zu gerannt. „David ist gerade in den Schockraum gekommen.. er hatte irgendeinen Anfall", ihre Stimme klingt zittrig und trieft nur so vor Überforderung und Verzweiflung. Ellie beschließt ihre Mutter fest in den Arm zu nehmen.
Diese Situation gab es schon einmal vor ein paar Jahren - als David einen Zusammenbruch wegen des kalten Entzugs hatte. Plötzlich fängt Katy an zu weinen: „Die Pflegerinnen haben mir außerdem erzählt, dass sie vor ein paar Wochen Vodka Flaschen unter Davids Bett gefunden haben. Irgendjemand muss sie ihm reingeschmuggelt haben". Das gibt es nicht. Ellies Mutter fährt fort: „Die Schwestern meinten, dass das wohl diesen Anfall begünstigt hat. Weil der Entzug sozusagen wieder komplett von vorne begonnen hat", Ellie muss sich konzentrieren, die letzten Worte ihrer Mutter zu verstehen - da sie so am schluchzen ist.
Mit einem Mal ist dort nicht mehr Traurigkeit in Ellies Magen - ihr Bauch füllt sich mit Wut. Sie weiß, dass das eine Krankheit ist, trotzdem macht sie das alles unglaublich wütend. Jahrelang hat sie Traurigkeit und Mitleid für ihren Vater verspürt, mittlerweile ist es zur Enttäuschung und Wut geworden. Immer wieder gab es Hoffnung, wenn David mal wieder entlassen wurde - sie waren immer wieder kurz eine heile Familie. Kurz. Aber ihr Vater musste jedesmal wieder zur Flasche greifen. Und mit jedem Mal hat er seine Tochter ein Stück mehr verloren. „Ich muss mal kurz weg", sagt Ellie und löst sich aus der Umarmung mit ihrer Mutter. Ellie hat Angst, dass irgendwelche wütenden Sprüche aus ihr herausplatzen könnten, das würde Katy nur verletzen.
Sie stürmt die Treppen hinab und als sie an die frische Luft gelangt, kramt sie sofort ihre Zigaretten raus. Auf dem Parkplatz sieht sie Billy stehen, er lehnt sich gegen sein Auto - er hat sie aber noch nicht entdeckt. Ellie ertappt sich dabei, wie sie ihn still beobachtet. Ihre Wut legt sich etwas.
Langsam geht sie auf ihn zu. Als Billy sie endlich auch entdeckt, geht er ebenfalls langsam auf sie zu. Als sie sich gegenüber stehen und Ellie endlich wieder seinen angenehmen Geruch wahrnimmt, fällt sie ihm in die Arme, ohne auch nur einmal zu zögern. Billy drückt das Mädchen fest an seinen Körper. „Danke, dass du hier bist", nuschelt Ellie in seinen Arm hinein. Aber Billy versteht sie klar und deutlich und drückt sie noch etwas fester.
Spätestens jetzt ist er richtig überfordert. Erstens, hat er ein Mädchen noch nie einfach so umarmt - es kam immer zum Sex. Zweitens überfordern ihn gerade seine eigenen Gefühle für Ellie - denn eigentlich kann und will er diese nicht zeigen. Drittens, er will nichts Falsches sagen - Ellie scheint so zerbrechlich. Außerdem hat Billy schon einige Konsequenzen erlebt, wenn er mal was Falsches gesagt hatte. Viertens, es hat noch nie jemand zu ihm gesagt, dass es schön ist, dass er da ist. Es gibt also einige Gründe, die Billy gerade überfordern.
Als Ellie sich aus der Umarmung löst, schauen sich die beiden intensiv in die Augen. Billy merkt wieder dieses Kribbeln in seinem Bauch. Jeder Muskel in seinem Körper entspannt sich plötzlich. Wo vorher pure Anspannung war, ist jetzt Entspannung. Er kennt dieses Gefühl nicht. Druck und Anspannung abbauen kann er am besten mit bedeutungslosem Sex, wenn er viel Bier trinkt oder Gewichte stemmt. Und jetzt kommt dieses Gefühl einfach nur von einer Umarmung mit Ellie.
Als er seine Hände um Ellies Gesicht legt, spürt er wie sein Herz wild gegen seine Brust schlägt. Er nähert sich Ellies Gesicht und zwischen ihren beiden Lippen ist jetzt nicht mehr viel Platz. Er guckt Ellie noch ein letztes Mal in die Augen. Sanft und dennoch intensiv drückt er seine Lippen auf ihre. Er hat das Gefühl, dass sein Herz jeden Moment aus seiner Brust springt. Er hat schon so viele Mädchen in seinem Leben geküsst - warum verdammt, ist er nur so aufgeregt? Wie ein kleiner Junge, der zum ersten Mal ein Mädchen küsst.
Aber nicht nur Billy ist aufgeregt. Ellie hat massive Gänsehaut und es fühlt sich wieder so an, als würde sie schweben. Als die beiden sich voneinander lösen, packt Ellie Billy am Nacken und zieht ihn wieder an sich heran. Sie erwidert seinen Kuss ohne zu zögern. Der erste Kuss mit Billy hätte natürlich auch an einem schöneren Ort sein können - als vor dieser Entzugsklinik. Aber Ellie findet es dennoch schön und kann immer noch nicht ganz begreifen was hier gerade passiert.
Als die beiden sich diesmal wirklich voneinander lösen, grinsen sie sich noch für ein paar Sekunden an. „Ich glaube, ich muss nochmal hoch schauen", sagt Ellie und schaut zur Klinik vor ihnen. Billy überwindet sich und fragt: „Was ist denn überhaupt passiert?", Ellie überlegt lange ob sie ihm die Wahrheit sagen soll. Sie überlegt ob sie ihm wirklich vertrauen kann. Sie beschließt ihm nur eine kurze Erklärung zu geben. Zu groß ist ihre Angst, dass er sie dann anders sehen würde. Ellie schämt sich für ihren Vater.
„Ach, mein Dad hat nur zu viel getrunken und es gab irgendwie Komplikationen", lügt Ellie ihn an und schaut zu Boden. Billy guckt sie mit hochgezogener Augenbraue an: „Aha und deshalb kommt man in ne Entzugsklinik? Dann hätte ich ja auch schon oft hier sitzen müssen". Obwohl es gerade absolut die falsche Situation ist, muss Ellie kurz schmunzeln. Sie denkt sich eine weitere Lüge aus: „Er war erst kurz im Krankenhaus. Aber sein bester Freund ist Arzt und der arbeitet hier. Er kriegt dadurch vergünstigte Kosten, deswegen ist er hier.", ihre Lüge klingt dumm, das merkt Ellie selbst. Aber es ist einfach noch nicht die Zeit gekommen, Billy sofort ihr ganzes Vertrauen zu schenken.
„Aha", antwortet Billy trocken, mit immer noch hochgezogener Augenbraue. „So, ich geh dann mal wieder hoch. Mama wartet", sagt Ellie, um sich weitere Rückfragen von ihm zu ersparen. Billy merkt, dass da irgendwas nicht stimmen kann. Aber er hat jetzt keinen Bock zu diskutieren. Stattdessen lehnt er sich wieder an seinen blauen Camaro und sagt: „Egal was da oben passiert, ich warte hier."
Ellie fehlen einfach die Worte. Ihre Gefühlswelt dreht gerade komplett durch. Hier steht sie, mit Billy. Er macht sie gerade zu einem verdammt glücklichen Mädchen. Sie fühlt eine starke, psychische Verbindung zwischen ihm und ihr. Sie weiß jetzt zu hundert Prozent, dass Billy auch ganz anders sein kann.
Aber hinter Ellie befindet sich die Klinik - in der ihr ‚Vater' gerade einen schlimmen Anfall erleidet, der ihn vielleicht sogar endgültig umbringen könnte. Außerdem ist dort noch ihre Mutter - die zerbrechen würde, wenn David etwas zustoßen würde.
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𝚜𝚊𝚟𝚎 𝚖𝚎! [Billy Hargrove/Stranger Things FF]
Fanfiction𝙂𝙀𝙎𝘾𝙃𝙄𝘾𝙃𝙏𝙀 𝘼𝘽𝙂𝙀𝙎𝘾𝙃𝙇𝙊𝙎𝙎𝙀𝙉. Danke an alle Leser*innen. ♡ 𝑯𝒂𝒘𝒌𝒊𝒏𝒔. „Danke", sagt er als er den Rauch aus seinem Mund ausstößt. Ellie hätte kein Danke von ihm erwartet. Trotzdem klingt dieses ‚Danke' immer noch nicht aufric...