Kapitel 3

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"Kopf hoch, wir schaffen das schon!", versuchte ich den anderen Mut zu machen und trank den letzten Rest Schorle, der sich noch in meiner Getränkeflasche befand aus. "Kacke verdammte! Felix hat Recht Jungs, in zehn Tagen schießen wir die unbesiegbaren Sieger auf den Mond und danach direkt in die Hölle!",gab mir Leon überraschenderweise Recht. Ich sah zu ihm rüber und er sah im selben Moment auch zu mir. Wir schenkten uns gegenseitig ein verstohlenes Lächeln.

Vielleicht kamen wir ja doch ganz gut miteinander aus, nun ja solange sie nicht herausfanden das mein Name eigentlich Felicitas war und nicht Felix. "Dafür lege ich meine beiden Beine ins Feuer!", schaltete sich nun auch Fabi wieder ein. "Potzblitz und Donnerschlag, aber habt ihr denn schon vergessen das wir eigentlich Hausarrest haben?", unterbrach Raban auf einmal unsere kleine Motivationsfete. Er hatte wirklich ein Talent dafür die Stimmung kaputt zu machen.

Ein erdrückendes Schweigen überkam alle und es wurde ganz still. "Kommt schon Leute, wir sind doch wohl alt genug um mit sowas fertig zu werden.",fand Joschka als einziger seine Stimme wieder. Ich schaute meine neu gewonnenen Freunde verwirrt an. "Was habt ihr denn bitte angestellt? Habt ihr etwa ne Bank ausgeraubt oder den Schlüpper eurer Oma geklaut oder was?", witzelte ich, worüber dieses Mal jedoch niemand lachte. "Wir haben versucht den Regen zu vertreiben.", beichtete Raban schließlich und sah traurig auf seine Füße.

"Ach ihr seid das gewesen!", rief ich verblüfft aus und sah ihn mit großen Augen an. "Beim allmächtigen Fußballgott, du hast uns gehört?", kam es verwundert von Juli, der nun seinen Hals reckte um mir in die Augen sehen zu können. "Ja natürlich, sogar ein Gehörloser in Australien hätte das noch.", lachte ich, da ich seinen Blick urkomisch fand. Seine Augen waren mindestens so groß wie die Scheinwerfer eines Autos. "Ich werde jetzt aber nicht umgebracht weil ich zu viel weiß oder etwa doch?",fragte ich mit reichlich Ironie in der Stimme, damit sie verstanden das ich nur einen Scherz machte und tat als sei ich ängstlich.

"Na mal abwarten!", meinte Leon und blickte mich wieder mit einem ernsten Gesichtsausdruck an. Er stand auf und gab den anderen zu verstehen ihm zu folgen. "Nur weil du jetzt in unserem Team bist heißt das noch lange nicht das du auch wirklich ein wilder Kerl bist!", meinte er und betrachte mich abwertend. "Ach ja?Ich werd euch zeigen wie wild ich bin!",gab ich gekränkt zurück und stand ebenfalls auf. "Ich bin wilder als ihr alle zusammen und noch mehr! Habt ihr gehört?!", schrie ich ihn nun vor lauter Wut an.

"Das werden wir ja sehen.",meinte er provokant und wendete den Blick von mir ab. Ok ich musste mich korrigieren, ich würde mich niemals mit diesem aufgeblasenen möchtegern Löwen verstehen. Nicht in hundert, nicht in tausend Jahren. Nein nicht einmal wenn der Tag des jüngsten Gerichts an die Tür klopfte würde ich mich mit dem da anfreunden! "Dann bis morgen früh um zehn. Und wehe du kommst zuspät!",giftete er noch zum Abschied und würdigte mich dann keines weiteren Blickes mehr. Fabi drehte sich allerdings noch einmal zu mir um und zuckte entschuldigend mit den Schultern. Verletzt und einsam blieb ich zurück.

Mir war zum heulen zu mute, jedoch erlaubte mein Stolz mir nicht meinen Gefühlen nachzugeben. Ich musste jetzt standhaft bleiben und nach vorne schauen. Morgen früh begann mein erstes Training als wilder Kerl und so beschloss ich auch nach Hause zu gehen und mich für den Rest des Tages auszuruhen, damit ich für den morgigen Tag fit war. Zuhause angekommen empfing mich mein Vater mit seiner gewohnt guten Laune, was mir momentan echt irgendwo hinging.

"Hi meine große, wie war dein Tag heute denn so?",wollte er von mir wissen und lächelte mich breit an. "Ganz gut. Ich hab ein paar neue Freunde gefunden.", erzählte ich ihm kurz und knapp. Das ich sie quasi gestalked hatte und sie mich für einen Jungen hielten ließ ich erstmal außen vor. "Wir wollen uns morgen zum kicken treffen.",berichtete ich und ein lächeln huschte über meine Lippen. "Na siehst du, hab ichs dir nicht gesagt?", meinte mein Vater und gab mir einen Kuss auf die Stirn. "Iiih Papa lass das, da bin ich doch schon viel zu alt für!",lachte ich und schubste ihn von mir weg.

"Oh tut mir leid, ich hab vergessen das du ja schon fast erwachsen bist.",sagte er schmunzelnd und verwuschelte mir die Haare. "Ja genau, und dafür auch!",entgegnete ich und vertrieb seine Hand von meinem Kopf. Leise seufzend gab er nach "Wie du willst, aber für mich bist und bleibst du nun einmal mein kleiner Wirbelwind.". Er schenkte mir ein liebevolles Lächeln und verschwand dann in der Küche um das Abendessen vorzubereiten. "Ich bin dann oben!", rief ich ihm noch nach und flitzte die Treppen zu meinem Zimmer hinauf.

"Oma Elli hat übrigens heute angerufen.", erzählte mein Vater mir beim Abendessen, bei dem ich abermals nur gedankenversunken in meinem Essen herumstocherte. "Erde an Feli, hörst du mir überhaupt zu?",holte er mich wieder in die Realität zurück, indem er wild vor meinem Gesicht herumfuchtelte. "Hmm was?!",fragte ich und guckte ihn verwundert an. "Ich sagte Oma Elli hat mich heute Mittag angerufen und mir gesagt das sie in den nächsten Tagen einmal vorbeischauen wollte, da wir deine Kommunion doch in einer Woche feiern.",wiederholte er und begann seine Linsensuppe zu verspeisen.

Entgeistert sah ich ihn an. "Diese alte Schreckschraube?", fragte ich empört und hoffte das ich mich verhört hatte. Oma Elli war die Mutter meiner verstorbenen Mutter. Als sie noch gelebt hatte war sie immer dagegen gewesen das sie meinen Vater heiraten wollte, weil sie ihn für nicht gut genug für ihre Tochter hielt. Dennoch hatte ihre Liebe gesiegt und sie hatten einige Jahre später geheiratet und kurz darauf mich bekommen.

Jedoch hatte sich über die Zeit hinweg nichts an ihrer Einstellung meinem Vater gegenüber geändert und auch mich sah sie jedes Mal mit einem herablassenden Blick an, wenn sie uns besuchte. Was mich aber am allermeisten störte war, dass sie die negativen Gefühle die sie meinem Vater und mir gegenüber hegte nicht einmal versuchte zu verstecken, sondern bei jeder Gelegenheit die sich ihr bot einen abfälligen Kommentar über meinen Vater oder mich abließ. Mir machte das zwar nicht so viel aus, aber ich könnte jedes Mal durchdrehen wenn sie meinen Vater als Nichtsnutz oder dergleichen bezeichnete.

Und seitdem meine Mutter gestorben war, war es sogar noch schlimmer geworden, weswegen wir den Kontakt zu ihr fürs erste abgebrochen hatten. "Ach komm, jetzt sei nicht so streng mit ihr. Sie ist deine Oma und außerdem bist du ihre einzige Enkelin.",versuchte mein Vater mich zu beschwichtigen. "Wie kannst du sie auch noch in Schutz nehmen, bei allem was sie für wiederliche Sachen zu dir gesagt hat!",kreischte ich ihn schon fast an. Wutentbrannt sprang ich vom Tisch auf und lief die Treppen hoch.

"Niemals lade ich die zu der Feier ein! Da ist mir jedes andere Monster ja lieber!", schrie ich und knallte die Zimmertür hinter mir zu. Noch schlechter gelaunt als zuvor schmiss ich mich auf mein Bett, wo sich die Wut in Traurigkeit umwandelte und ich anfing zu weinen wie ein Schlosshund. Warum musste das Leben es einem manchmal nur so schwer machen? Leise schluchzend verkroch ich mich unter meiner Decke und vergrub mein Gesicht in meinem Kopfkissen.

Ich war froh das mich die Jungs in diesem Moment nicht sehen konnten, das wäre vielleicht die größte Blamage in meinem bisherigen Leben gewesen. Verspottet hätten sie mich, ausgelacht und für absolut erbärmlich hätten sie mich gehalten. "Verflucht!",schimpfte ich mit mir selbst und schlug mit der Faust auf mein Bett. Nach einer Weile holte mich die Erschöpfung jedoch wieder ein und ich schlief friedlich ein.

DWK - Die mit dem Feuer spielt Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt