Kapitel 7

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"Hey! Hallo ihr da, schaut doch mal her!",rief der letzte im Bunde, auf den wir jetzt schon seit einer gefühlten Ewigkeit warteten uns von weitem zu. "Habt ihr sowas schonmal gesehen?",fragte Raban mit stolzem Blick und zeigte auf sein Hinterrad. Damit war er nun der letzte der mit einem grell pinkfarbenen Fahrradreifen antanzte.

Bis auf Leon, Marlon und mir hatte sich nämlich jeder in der Mannschaft einen zugelegt. 'Ich glaub ich übergeb mich gleich!',war mein erster Gedanke, als ich es sah. Wenn ich eins nicht abkonnte, dann war es die Farbe Rosa. "Verflixte Hühnerkacke und allmächtiger Fettnäpfchenflaschengeist, was geht denn hier ab?",änderte sich sein Gesichtsausdruck schlagartig, als er feststellte wie ruhig es war.

Mir war diese Totenstille auch schon die gesamte Zeit über sehr suspekt vorgekommen, denn normalerweise waren die Jungs viel lebhafter. Ja fast schon zu aufgedreht manchmal. Doch jetzt saßen sie alle nur da und stocherten mit einem Messer in der Baumrinde herum oder sahen missmutig auf ihre Füße. Ich saß neben Fabi auf dem dicken Stamm, der uns als Sitzmöglichkeit diente. Da ergriff Leon auf einmal das Wort.

"Ich muss mit euch reden.",setzte er an. 'Das hat ganz bestimmt nichts Gutes zu bedeuten, wenn er schon so anfängt.',fasste ich still den Gedanken und blickte, genau wie die anderen, zu ihm auf. "Auch mit dir Willi.", sprach er weiter. Er hatte sich erhaben in der Mitte des Baumstammes hingestellt und sah zu seinem rothaarigen Freund hinab. "Du hast gesagt wir sollen immer aufrichtig sein.",rezitierte er das was Willi uns damals gesagt hatte, als wir alle zusammen in dem Baumhaus gesessen hatten und sprang mit einem Satz runter auf dem Boden.

"Und das bin ich jetzt.",endete er und schaute Raban ernst an. "Oha, was kommt jetzt?",sprach ich meine Gedanken leise flüsternd aus, so das nur ich es hören konnte. "Joschka, Raban. Ihr seid einfach nicht gut genug für das Team.",sagte er emotionslos und blickte dann zu uns. "Los fragt sie! Fragt sie, ob sie's euch jemals verzeihen wenn wir den Teufelstopf an den dicken Michi verlieren.",sagte er auffordernd an die beiden jüngsten gerichtet, die ihn traurig und fassungslos anguckten.

Sprachlos sah ich Leon an. Ich sah zu den anderen, die meinem Blick jedoch beschämt auswichen. 'Das ist doch jetzt gerade nicht deren Ernst? Das ist doch nicht etwa sein Ernst?!',dachte ich und hätte sie gerade allesamt am liebsten in den Boden gestampft. "Das kann doch nicht sein..",sagte Raban leise und der Schmerz war mehr als deutlich in seiner Stimme herauzuhören.

Ich wusste nicht ob ich rasend vor Wut oder einfach nur traurig sein sollte, da mein Herz gerade in tausende Stücke zersplitterte. Zumindest fühlte es sich so an. "Willi, ich will das du was dazu sagst.",richtete sich der größere von den beiden nun als allerletzte Hoffnung an unseren Trainer, welcher gerade damit beschäftigt war eine Angelrute zu entwirren.

"Tut mir leid. Das ist nicht mein Job.",wies er sie ab und schenkte der Angel wieder seine ganze Aufmerksamkeit. "Juli?",fragte Joschka seinen älteren Bruder verletzt. Dieser wich seinem Blick jedoch aus und schaute auf den Boden hinab. Ich konnte das einfach nicht mehr mit ansehen und wandte ebenfalls meinen Blick von ihnen ab. "Felix?",drang Rabans Stimme plötzlich an mein Ohr.

Erschrocken zuckte ich leicht zusammen und traute mich kaum meinen Kopf wieder in ihre Richtung zu drehen, weil ich genau wusste was mich dann erwartete. Ihr bestürzter Gesichtsausdruck zerriss mir förmlich das Herz. Seine schokoladenbraunen Augen sahen mich flehend an. Am liebsten wäre ich jetzt aufgesprungen, zu ihm gerannt und hätte ihn fest umarmt.

Ich konnte es jedoch nicht, da ich Angst hatte das Leon mich gleich mit aus der Mannschaft warf und die wilden Kerle nun einmal meine einzigen Freunde in dieser Stadt waren. Also schwieg ich. Ich hatte mich noch nie so elendig und feige gefühlt, wie in diesem Moment. "Dann haben wir hier nichts mehr verloren..Krokodiltränensinflut..",sagte er traurig und machte auf der Stelle kehrt und ging. "Komm Joschka.",wies er seinen besten Freund an ihm zu folgen, was dieser auch tat.

DWK - Die mit dem Feuer spielt Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt