Kapitel 14

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Der Rotschopf ließ sich neben mir nieder und sah mich mit einer Mischung aus Sorge und Bestürzung, die sich in seinem Blick wiederspiegelte, an. Für eine Weile saßen wir einfach nur schweigend da, weil keiner von uns beiden wusste wie er das Gespräch am besten beginnen sollte.

"Was willst du? Und wie hast du mich überhaupt gefunden?..",ergriff ich irgendwann das Wort, um die unangenehme Stille die zwischen uns herrschte zu durchbrechen. "Ich bin dir gefolgt.",sagte er und zuckte mit den Achseln. "Warum hast du uns denn eigentlich nicht von Anfang an gesagt wie du wirklich heißt?",stellte er vorsichtig, aber direkt wie immer, die Gegenfrage.

"Das fragst du noch? Hast du denn nicht mitgekriegt wie Leon und die anderen über Mädchen denken?! Was hätte es mir da schon gebracht euch die Wahrheit zu erzählen?",antwortete ich ihm und aus Trauer wandelte sich allmählich Wut. "Zu lügen war aber auch nicht die beste Idee oder?",sagte er daraufhin und schaute mich vorwurfsvoll an.

"Verflucht nochmal Raban, das weiß ich doch selbst! Aber ich hatte doch keine andere Wahl!",schrie ich ihn jetzt schon fast an. Erschrocken über meinen plötzlichen Wutausbruch zuckte er kurz zusammen. "T-Tut mir leid..i-ich wollte dich nicht so anschreien. Es ist nur so das ich unbedingt mit euch befreundet sein wollte, weil ich Fußballspielen über alles liebe. Verstehst du?",entschuldigte ich mich für mein Verhalten.

"Schon gut. Ich versteh dich ja.",entgegnete er und legte mir tröstend eine Hand auf die Schulter. Schniefend saß ich neben ihm und trocknete mir mit dem Saum des festlichen Kleides die Augen. "Das ist übrigens ein echt schönes Grab.",sagte er, als er sich ein wenig umgesehen hatte und lächelte mich sanft an. Wahrscheinlich wollte er das Gespräch mit diesem Satz in eine andere Richtung lenken. "Das ist das Grab meiner Mutter..",klärte ich ihn auf und senkte betrübt den Blick.

"Allmächtiger Fettnäpfchenflaschengeist..das wusste ich nicht.",sprach er leise und sein Lächeln verschwand sogleich wieder von seinen Lippen. Ihm war die Situation wohl ziemlich unangenehm, denn er begann nervös mit den Füßen auf dem Boden herumzutippeln. "Halb so wild, du konntest es ja schlecht wissen.",beruhigte ich ihn und nun war ich diejenige die ihm ein schwaches Lächeln zuwarf. "Darf ich fragen woran sie gestorben ist?",stellte er vorsichtig die nächste Frage.

"Sie ist vor ca. einem Jahr an Blutkrebs gestorben.",erzählte ich ihm und hatte große Mühe nicht gleich wieder loszuheulen, da die Erinnerungen an damals auf einmal wieder in mir hochgeschwämmt wurden. "Mein Vater hat es damals nicht übers Herz gebracht mit mir zu ihrer Beerdigung zu gehen, da er schon miterleben musste wie sie im Krankenhaus vor seinen Augen starb.",sprach ich weiter und musste die Tränen in meinen Augen zurückhalten.

"Meine Oma hat es ihm nie verziehen das er an dem Tag nicht aufgetaucht ist und zusammen mit mir kurzezeit später nach Grünwald gezogen ist. Seitdem hat er das Grab nicht ein einziges Mal besucht..",erläuterte ich und wurde dann doch wieder emotional. Aufmerksam und geduldig hörte Raban mir zu und wartete ab bis ich zuende gesprochen hatte, bevor er wieder etwas sagte.

"Verstehe..aber wenn dein Vater nie hierher kommt, wer kümmert sich dann so fürsorglich um das alles?",stellte er verwundert fest. "Ich komme häufiger her und lege frische Blumen auf das Grab oder entferne lästiges Unkraut..",beantwortete ich seine Frage und zog geräuschvoll die Nase hoch. "Wow. Da hast du aber ganz schön was an Arbeit geleistet.",sagte er daraufhin bewundernd und warf einen weiteren Blick auf das Grab. "Danke..",nuschelte ich zum Dank für sein Kompliment.

"Meinst du die anderen werden mir jemals verzeihen?",fragte ich ihn, obwohl ich nicht sehr viel Hoffnung hatte das sie mir jemals vergeben würden. "Nun ja..einfach wird es ganz bestimmt nicht werden.",erwiderte der Rothaarige ehrlicherweise. "Vor allem bei Leon..",ergänzte ich sein Ausgrsprochenes. Er nickte nur bestätigend. "Ich hab da aber vielleicht eine Idee wie man das Ganze wieder hinbiegen könnte.",sagte er mit einem geheimnisvollen Grinsen im Gesicht.

DWK - Die mit dem Feuer spielt Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt