3

166 9 6
                                    

Pov. Cody

Und das war nur das erste Mal, dass er mich ignorierte. Nachdem Helix meine Hand mit etwas Bacta behandelt hatte, machte ich mich auf die Suche nach dem General, um ihn endlich die Nachricht zu geben. Nach einigen Minuten sah ich ihn wenige Meter vor mir den Gang kreuzen. Sofort rief ich nach ihm, doch er lief einfach ungerührt weiter. Einen Fluch unterdrückend rannte ich ihm hinterher, bis ich ihn endlich eingeholt hatte und neben ihm in seinen Schritt fiel. Überrascht sah er zu mir rüber und fragte mich fürsorglich nach meinem Gesundheitszustand. In dem Moment hätte ich ihm am liebsten eine rein gehauen. Erst ignoriert er mich und lässt mich ihm wie einen Hund hinterher rennen, um dann einen auf besorgten Freund zu machen. Ich zwang mich meine Faust wieder zu lösen und ihm eine kurze Entwarnung zu geben. Aber statt dass er darauf einging, ließ er mich meinen Helm abziehen und alles nochmal wie einen stupiden Protokolldruiden wiederholen. Das war der Moment, indem mir klar wurde, ich hasste Kenobi!

Aber er war nicht nur zu mir so. Es war immer dasselbe Muster: einer von uns spricht ihn an, er ignoriert uns, bis wir vor ihm stehen, dann lässt er uns denn Helm abziehen und das Gesagte wiederholen, als wären wir stumpfe Klappergestelle, behielt dabei aber immer ein freundliches, sanftes Lächeln auf. Falls sein Ziel damit war, seine Autorität klarzustellen und uns runter zumachen, hatte er definitiv Erfolg damit.

Nach einiger Zeit hat eine Gruppe Glänzer ihre Helme abgenommen, bevor sie den General ansprachen und dieses Mal bat er sie nicht, sich zu wiederholen. Vielleicht hatte er einfach nur ein Problem mit unseren Helmen? Vielleicht war es in seiner Kultur unhöflich nicht von Angesicht zu Angesicht zu sprechen? Hoffen konnte man ja.
Also verbreitete ich die Anweisung, den Helm abzunehmen, wenn man den General anspricht. Es wirkte tatsächlich. Er ignorierte uns zwar nach wie vor, aber keine Wiederholungen! Das  wertete ich als großen Fortschritt.

Durch unser neues Vorgehen hatten sich die Gemüter bald wieder beruhigt. Wir waren zwar immernoch nicht begeistert von unserem General, aber wir haben uns mit ihm arrangiert. Solange wir im Dienst waren, spielten wir sein Spiel mit und wenn wir dann in unserer Kantine essen gingen, fluchten wir kurz über unsere neusten Erlebnisse mit ihm, bevor wir gemeinsam über die neusten Gerüchte der GAR lachten. Aber natürlich musste der General genau dann, als wir eine gute Routine gefunden hatten, dazwischen funken.

Nach einem langen ereignislosen Tag im Hyperraum des Outer Rims, machte ich mich auf den Weg zur Kantine, um endlich eine Pause von den natborns zu bekommen. Obwohl heute nichts nennenswertes passiert war, war der Tag auslaugend gewesen, nicht zuletzt weil der General mich weitere drei Male vor der Crew ignoriert hat.

Jedenfalls hatte ich es nun fast bis in die Kantine geschafft, als mich die fast schon nervend dauersanfte Stimme des Generals anhielt. Entnervt verdrehte ich die Augen, bevor ich mich zusammen riss und mich umdrehte. Wie erwartet sah ich den General mit seinem Lächeln, das mich in Momenten wie diesen einfach nur aggressiv machte, auf mich zueilen. Aber ich schluckte meine wachsende Genervtheit herunter, setzte mein bestes Pokerface auf und nahm meinen Helm ab. "Was kann ich für Sie tun, General?"

Zu meiner eigenen Überraschung funktionierte meine Maske sogar. Größtenteils jedenfalls. Er schien zwar etwas von meinem Unmut bemerkt zu haben, glaubte aber wohl, dass es an meinem, eigentlich kaum vorhandenen, Hunger läge.
"Tut mir Leid, dass ich sie von Ihrem wohl verdienten Abendessen fernhalte, Commander, aber es gibt noch eine Kleinigkeit, die ich gerne mit Ihnen besprechen würde. Wenn sie wollen, können wir die Sache aber auch in der Kantine bereden, es ist nichts großes." Dieser Kerl ist wirklich nicht gut für meine Nerven. Doch mir blieb nicht viel anderes übrig, als den General in unsere Kantine, dem einzigen Ort an dem wir Klone wirklich wir selbst sein konnten, zu führen.

Es war als hätte jemand ein Holovid pausiert, als ich gefolgt von Kenobi durch die großen Türen trat. Dutzende Soldaten sahen uns mitten in der Bewegung eingefroren an, als wären sie kleine Mäuse, die eine Katze entdeckt haben. In gewisser Weise stimmte das auch. Es war nie ein gutes Zeichen, wenn ein Vorgesetzter die privaten Räume inspizieren wollte. Denn wenn er etwas fand, und wenn sie etwas finden wollen, finden sie auch etwas, dann bedeutet das das Ende für den Betroffenen.

Die abwartenden Blicke meiner Brüder ignorierend lief ich an der Essensausgabe vorbei zu einem etwas abseits gelegenem Tisch, an dem noch niemand saß. Erst als wir uns setzten, wurden die unterbrochenen Gespräche wieder aufgenommen, doch sie waren leiser, vorsichtiger, ohne das übliche Gelächter und scherzhafte Aufziehen.

"Ihr wolltet etwas mit mir besprechen, Sir?" versuchte ich Kenobi von meinen Brüdern abzulenken. "Oh, ja..." räusperte sich der General, bevor er sich ganz auf mich konzentrierte und ernst erklärte "Wir haben einen wichtigen Auftrag erhalten, der möglichst wenig Aufmerksamkeit erhalten soll.

Unsere Aufgabe ist es, einen Informanten auf Corellia zu treffen, der sensible Daten über ein neues Projekt der Seperatisten besitzt. Wir wollen möglicht kein Aufsehen erregen, weshalb wir nur mit einem kleinen als Lieferanten getarntem Team nach fliegen werden. Und hier brauche ich Sie, Commander. Sie kennen ihre Brüder besser als ich, deshalb sollten sie drei Soldaten auswählen, die uns begleiten werden. Wir brauchen bei dieser Mission ruhige  Diplomaten, keine Krieger mit nervösem Finger." Mit seinem alt bekanntem Lächeln fügte er noch hinzu "Ich vertraue da ganz ihrem Urteil, Cody." bevor er sich eine Gabel in den Mund schob. Erst jetzt bemerkte ich, dass auch er sich einen Teller an der Essensausgabe gegriffen hatte und nun wohl beschlossen hat, dass das Gespräch jetzt beendet ist und es Zeit zum entspannen ist.

Auch ich wandte mich nun meiner Ration zu, doch war mir der Appetit vergangen. Allein bei der Vorstellung wer weiß wie lange mit einem kleinen Team auf engem Raum mit einem unberechenbaren General zu verbringen, zog sich mein Margen zusammen. Ich musste mir nicht nur überlegen, wer meiner Brüder die von Kenobi aufgezählten Kriterien erfüllte, sondern zudem auch noch mit dessen zwiegespalteltenem Verhalten umgehen konnte.

silent wordsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt