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Codys erster Gedanke, als er die Augen auf blinzelte, war 'Wo zum Henker bin ich?’ Dicht gefolgt von 'Warum zum Henker liege ich hinter dem Schießstand?’
Zugegeben, das war bei weitem nicht der merkwürdigste Ort, an dem er jemals aufgewacht ist -dieser Preis ging definitiv an das Nest eines Funkendrachen auf Kiffu- aber es war nichts desto trotz irritierend.

“Keine Sorge, Cody,” unterbrach Larson seine Gedanken. Der Mann saß im Schneidersitz hinter Cody an die Wand gelehnt, die Augen noch immer in Meditation geschlossen, "keiner deiner Männer hat dich hier gesehen. Nur Helix hat dich vorhin angefunkt, ob du noch lebst und war sehr zufrieden zu hören, dass du endlich ordentlich schläfst. Ich habe ihm besser nicht gesagt, wo du schläfst."

Weder die Anwesenheit des Jedis noch dessen Worte waren sonderlich hilfreich beim Zusammensetzen des Puzzles in Codys Verstand.
“Wie lange habe ich geschlafen? Und warum fürchtet Helix um mein Leben?”
Mit einem belustigten Schnauben öffnete Larson die Augen, um auf sein Chrono zu sehen. “Etwa 8 Stunden. Was wohl genauso viel wie die gesamte letzte Woche sein dürfte und 8 Stunden mehr, die du in besagter letzten Woche außerhalb der Krankenstation verbracht hast. Ich hätte an Helix’ Stelle ein kleines Schwarzes Loch an Board auch für wahrscheinlicher gehalten.”

Mit einem Schnauben ließ Cody sich zurück auf den Rücken fallen, als sein Verstand endlich mit den Geschehnissen der letzten Nacht aufholte.
“Tu nicht so, als hättest du viel mehr geschlafen, Jape.” grummelte Cody hinter seinen Händen, was den Jedi jedoch nur noch breiter Grinsen ließ.
“Touché. Kommst du mit Frühstücken?"
“Nur, wenn es dort Kaff gibt.”

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Zeit mit Cody zu verbringen war Balsam für Japes Seele gewesen. Nichtsdestotrotz hatte er sich nach einem amüsantem Frühstück von Cody verabschiedet und in sein Quartier zurückgezogen, um notwendige Formulare auszufüllen. Der Rest der Galaxis kümmerte sich nämlich herzlich wenig darum, dass das gesamte 212. Battalion plötzlich ohne Führungsoffiziere war. Nahrung, Treibstoff, Ersatzteile, all das konnte nicht einfach ausgesetzt werden. Hier konnte er Obi-Wans Schützlingen helfen und damit auch irgendwie Obi-Wan. Außerdem hatte es den Nebeneffekt, dass es ihn für ein paar Stunden von seinen Sorgen und Schuldgefühlen ablenkte.

Zu vertieft in Datapads und Flimsis bemerkte er das Öffnen der Türe erst, als eine Stimme trocken feststellte: “Du bist alt geworden, Jape. Aber gewachsen bist du trotzdem nicht mehr.”

Überrascht wirbelte der Jedi zur Tür herum, in der sich Obi-Wan mit einem neckischen Grinsen auf einen Medi-Droiden stützte.
Jape blinzelte ungläubig, aber doch: Obi-Wan, der gestern noch kein Wort gesprochen hatte, hatte ihn nun in seinem Quartier aufgesucht. Ohne Cody wohlgemerkt, was schon eine Überraschung in sich selbst war, immerhin waren schon mindestens zwei Stunden vergangen, seit er sich von Cody verabschiedet hatte.
Jape konnte eindeutig nicht mehr mit den Geschehnissen in seinem Leben Schritt halten.

Doch sein Mund arbeitete schneller als sein Verstand: "Du schaffst es auch nicht mehr aufs Vaig-Cover, Fips.”
Obi-Wans neckisches Grinsen wich einem Augenrollen. “Bitte sag mir, dass ich diesen Spitznamen inzwischen losgeworden bin.”
“Er passt nicht sonderlich zu einem ehrwürdigen Ratsmitglied,” legte Jape in gespielter Nachdenklichkeit den Kopf schief, “aber ich werde ihn sicher wieder aufgreifen.”

Mit einem theatralischen Seufzer ließ sich Obi-Wan auf das Bett fallen, brach aber sogleich wieder in Lachen aus, als Jape ihm durch die Haare wuschelte, wie Obi-Wan es als Jüngling immer getan hatte, wenn er Japes kaum vorhandene Größe neckte. Für ein paar Minuten waren sie wieder sorglose Jünglinge, bis Obi-Wans Gesicht wieder von einer Ernstheit beschattet wurde, die sie beide seit vielen Jahren kaum mehr verließ. Beinahe verunsichert schaute er auf seine Beine herab, die restlos unter der Bettkante schaukelten.
"Ich- Ich hab gehört, was mit Meisterin Taara passiert ist. Warst du... warst du dabei gewesen, als-"
"Nein! Nein, ich war auf einer Mission im Outer Rim. Ich habe erst eine Woche später von ihrem Tod erfahren."
Obi-Wan nickte, doch Jape wusste, es war nicht das gewesen, was seinen Freund beschäftigte.
"Du hast wegen ihr aufgehört, nicht war? Mit der Astronomie meine ich."

Sämtliche Körperspannung schien Japes Körper zu verlassen, als er seufzend seine Knie an die Brust zog. Er hasste es über Taaras Tod zu sprechen, aber ein Blick auf Obi-Wans Hände, die nervös mit seinem Flussstein spielten, war genug um alles zu erzählen.
"Alles hat mich an sie erinnert. Sie war einfach überall, in jeder Formel, in jedem Mikroskop, in jedem Sternennebel habe ich ihre Stimme gehört, wie sie mir begeistert alles darüber erklärt. Ich hatte das Gefühl, in Trauer und Erinnerungen zu ertrinken, wenn ich nicht gehe."

"Wird es je besser? Der Schmerz?"

"Erst brennt er, dass du nichts anderes mehr spürst, dann wird er mit allen anderen Gefühlen taub, dass du gar nichts mehr zu fühlen scheinst und dann wird erträglich. Eine Wunde, die immer da sein wird, aber mit der Zeit immer seltener aufreißt. Mittlerweile spüre ich nicht nur Wehmut, sondern auch Komfort, wenn ich ein stellares Phänomen sehe. In diesen Momenten kann ich sie beinahe in der Macht spüren. Ich vermisse sie noch immer, aber sie ist jetzt ein Teil der Macht und damit auch wieder ein fester Teil von mir."

Dutzende Emotionen huschten über Obi-Wans Gesicht, als er die Worte seines Freundes überdachte. Schließlich sah er mit einem schmalen Grinsen zu seinem Freund auf.

"Du bist nicht nur alt geworden, sondern auch weise."

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