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Pov. Cody

Die Führung verlief problemlos. Kenobi stellte immer wieder Fragen und hörte mir aufmerksam zu. Etwas zu aufmerksam. Den Räumen, in die ich ihn führte, schenkte er immer nur einen kurzen Blick, bevor er wieder mich anstarrte. Ich wusste nicht genau, was es war, aber irgendetwas in meinem Gesicht schien in sehr zu faszinieren. Meine Augen waren es jedenfalls nicht, denn wenn sich unsere Blicke einmal trafen, waren das immer nur kurze versehntliche Momente, bevor er wieder mein Gesicht absuchte nach was auch immer ihn so interessierte.

Als sich die Türen hinter dem General schlossen und ich alleine auf dem Gang vor Kenobis Quartier stand, konnte ich einen kleines erleichtertes Aufseufzen nicht unterdrücken. Er war freundlich, aber seine Aufmerksamkeit für mein Gesicht machte mich zunehmend unbehaglich. Ich lehnte mich gegen die kalte Wand und versuchte durch tiefe Atemzüge meine Gedanken zu sammeln, als ich einen der Natborn Offiziere den Gang betreten sah.

Hastig setzte ich meinen Helm auf und lief schnellen Schrittes Richtung Lift. Es war uns Klonen zwar nicht verboten, die Bereiche der Natborns zu betreten, doch waren wir dort nicht gerade gern gesehen. Nicht, dass ich mich nicht gerne mal etwas gegen sie auflehnte, aber ich wollte nicht gleich am ersten Tag einen unnötigen Streit vor dem Quartier des Generals vom Zaun brechen.

Noch immer tief in Gedanken versunken betrat ich die Kantine und wurde augenblicklich von einer Horde aufgeregter Soldaten umzingelt, die mich wild durcheinander rufend mit Fragen bombardierten. Ich schüttelte grinsend den Kopf. Die Kamionarer würden durchdrehen, wenn sie wüssten, was für aufgeregte Teenies ihre perfekten Produkte doch sein konnten. Nachdem ich sie zur Ruhe gebracht hatte, erzählte ich ausführlich über meine Erfahrungen und Eindrücke unseres neuen Befehlshabers.

Als ich meinen Bericht beendete, herschte einige Sekunden gedankenverlorene Stille, nur vereinzelt war unsicheres Murmeln zu hören. In den Gesichtern meiner Brüder sah ich die gleiche Unschlüssigkeit, die auch ich empfand, doch es brachte jetzt nichts, weiter über die Sache zu diskurieren. Wir würden die weiteren Entwicklungen abwarten müssen und uns dann daran anpassen.

Nach einer kurzen Nacht war ich nun auf dem Weg zu Kenobis Quartier, um diesem eine Nachricht des Senats zu bringen. Ich war nicht gerade scharf darauf dem General so früh am Morgen schon wieder in seine privaten Quartiere aufzusuchen, aber noch weniger darauf, dabei wieder auf das Natborn-Deck zu müssen. Wie aufs Stichwort trat plötzlich ein großer Mann mit einer kniehohen Kiste unter dem Arm und grimmigen Gesicht um die Ecke, welches förmlich zu schreien schien 'Ich brauche keinen Grund, um dich zu töten'.

Ich versuchte dem Mann auszuweichen, aber es war bereits zu spät. Es kam, wie es kommen musste und wir stießen schmerzhaft ineinander, während die Kiste mit einem lauten Klirren zu Boden fiel. Was auch immer in der Kiste gewesen war, war jetzt nur noch ein Haufen Scherben. Ein sehr wertvoller Haufen Scherben, der Reaktion des Offiziers nach zu urteilen. Jedenfalls packte er mich an den Schultern und warf mich gegen die gegenüberliegende Wand, noch bevor ich überhaupt realisieren konnte, was passiert war.

Sofort schoß ein stechender Schmerz durch meinen Körper. Aber ich wollte ihm nicht die Genugtuung geben, meinen Schmerz zu sehen, also rappelte ich mich schnell wieder auf und unterdrückte ein schmerzverzogenes Aufzischen, als ich mich auf meine linke Hand aufstützte. Doch leider war mein Gegenüber schneller als ich und trat mich sofort wieder zurück auf den Boden. "WAS FÄLLT DIR EIN, DU WERTLO-" weiter kam er nicht mehr, als er von mir runter, einige Meter den Gang hinunter gegen eine Wand geworfen wurde.

Überrascht sah ich mich um und erblickte den General wenige Meter entfernt. "Dürfte ich wohl erfahren was hier los ist?" rief er mehr an den Offizier gewandt, während er sich schützend zwischen mich und den Natborn stellte. Obwohl seine Stimme ruhig blieb, wäre wohl jedem Vollidioten klar gewesen, dass mit Kenobi gerade nicht zu spaßen war. Jedem Vollidioten, außer dem vor mir... Dieser nämlich schrie Kenobi nicht minder wütend, wie wenige Sekunden zuvor mich, an "Dieses Ding da-" gestikulierte er vage in meine Richtung "hat gerade durch seine Unfähigkeit meine gesamte Arbeit des letzten Monats zerstört! Was soll ich jetzt meinen Vorgesetzten sagen? Dass meine Arbeit leider von einem un-" "Am besten sagen sie ihnen, dass sie ihr Werk zerstört haben." unterbrach ihn der General mit einer Schärfe in der Stimme, die selbst mich zusammen zucken ließ. "Und noch etwas: dieses 'Ding' hat einen Namen und steht unter meinem Schutz! Wenn ich Sie noch mal dabei erwische, wie sie einen meiner Männer, egal welcher Herkunft, verletzen oder auch nur zu nahe kommen," seine Stimme war kaum mehr als ein messerscharfes Flüstern, welches den Offizier immer weiter zurück drängte "wird das das Letzte gewesen sein, was sie auf diesem Schiff getan haben!"

"J-Ja, Sir." stotterte der Mann, bevor er hastig seine Kiste aufhob und weglief, jedoch nicht ohne lautstark über "diesen verweichlichten Krüppel von Jedi" zu fluchen. Augenblicklich fiel mir die Kinnlade runter und mein Blick schoss zu Kenobi, doch dieser kniete sich bloß mit einem mitfühlendem Lächeln vor mich, als hätte er gar nicht gehört, was der Natborn gesagt hatte. Wenn jemand anderes angegriffen wird, wird er zum Akk-Wolf, aber bei ihm selbst ist es ihm völlig egal? War das etwa so eine Jedi-Sentimentalität, über die sich die Kaminoaner so oft beschwerten?

"Sind sie verletzt, Cody?" unterbrach die sanfte Stimme des Generals meine Gedanken. "N-nein, ich... Ich glaube es geht. Danke, Sir." antworte ich ihm immer noch sichtlich verwirrt, doch er reagierte nicht darauf. Er sah mich einige weitere Sekunden mit dem gleichen besorgten Ausdruck an, bevor er seufzte. "Der Helm, Commander." Mein Helm? Was hat denn jetzt mein Helm hiermit zu tun? Auch wenn ich nicht verstand, was genau er von mir wollte, nahm ich meinen Helm vorsichtig ab. Offensichtlich war es das gewesen, was er wollte, dennoch sah er mich weiterhin erwartungsvoll an. Oh kriff! Was zum Sarlacc will er von mir?!?

Als ich nicht reagierte, fragte Kenobi erneut "Sind sie verletzt, Cody?" Das hatte ich doch gerade laut und deutlich beantwortet. Warum will er, dass ich mich wiederhole? Ich beschloss das Verhalten meines Vorgesetzten vorerst nicht weiter zu hinterfragen und wiederholte meine Antwort erneut. Dieses Mal schien er mit meiner Antwort zufrieden zu sein. Etwas weniger besorgt richtete er sich wieder auf und half anschließend auch mir auf die Beine. "Dennoch wäre es mir lieber, wenn ein Medi über euch schauen würde, Cody." Ich wollte ihm schon widersprechen, aber ich wusste das es nutzlos wäre. Außerdem hatte er recht, ich war verletzt. Also folgte ich ihm wortlos zu dem Lift, aus dem ich gerade gekommen war, bis zur Krankenstation. Dort angekommen kam sofort Helix, der Chef-Medi der 212th, auf uns zu gelaufen. Seine geschulten Augen erkannten sofort, dass wir nicht zur Inspektion oder ähnliches gekommen sind. "Cody, General! Was ist passiert?" fragte er sofort in seiner professionellsten Stimme. "Keine Sorge, Helix, es ist nichts ern-" "Es gab eine... Auseinandersetzung mit einem der Offiziere." unterbrach der General mich "Der Commander meint zwar, dass er nicht verletzt sei, aber er hat Schmerzen in der linken Hand. Es wäre gut, wenn Sie sich diese einmal ansehen... Und alle anderen möglichen Verletzungen, die der Commander verschwiegen hat."

"Verstanden, Sir. Wenn ich bitten dürfte, Cody..." erwiderte Helix, der seine Amüsiertheit nur schwer verstecken konnte, während er mir auf eine der Liegen bedeutete.

"Gute Besserung, Commander." wünschte der General mir noch, bevor er sich umdrehte, um die Krankenstation wieder zu verlassen. Gerade als er an der Tür ankam, fiel mir ein, dass ich im ja eine Nachricht überbringen sollte. Schnell rief ich ihm hinterher "Wartet, Sir, ich habe noch etwas für euch!" doch er reagierte nicht und ließ mich stattdessen wie einen Idioten hier sitzen.

Ich wurde aus diesem Mann einfach nicht schlau! Nur einer Sache war ich mir sicher: er würde mich sicher noch einige Nerven und schlaflose Nächte kosten.

silent wordsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt