Am Abend stand ich vor meinem Spiegel und probierte meine T-Shirts an. Nichts schien so recht zu passen und der Stapel auf meinem Bett wurde immer größer. Verärgert pfefferte ich das letzte Shirt aus meinem Kleiderschrank auf den beträchtlichen Haufen. Es klopfte an der Tür und ohne eine Antwort abzuwarten, stand auf einmal Freddie in meinem Zimmer.
„Was? Du bist immer noch nicht fertig?", fragte er vorwurfsvoll. „Wir wollen gleich los!", drängte er.
„Ich habe nichts anzuziehen", schmollte ich.
Er grinste und trat neben mich. Er sah mich im Spiegel an und lächelte. „Geh doch so", witzelte er und ich betrachtete meinen nackten Oberkörper.
„Sehr witzig", blaffte ich. „Sag mir lieber, was ich anziehen soll", schlug ich vor.
Freddie öffnete die Türen meines Kleiderschrankes und stöberte darin herum. „Wie wäre es damit?", fragte er und hielt mir ein kurzärmliges Hemd vor die Nase.
„Ist das nicht ein bisschen zu schick?"
„Mir gefällt es." Ich zog das Hemd über und besah mich im Spiegel.
„Wenn du dazu deine Chucks anziehst, sieht es echt cool aus", kommentierte Freddie. „Aber man sollte vielleicht nicht gleich sehen, dass du dich nicht richtig anziehen kannst", grinste er und stellte sich vor mich. Er öffnete die oberen Knöpfte meines Hemdes und begann das Hemd zu richten. Seine Finger berührten meine nackte Brust, als er begann, die Knöpfe in der richtigen Reihenfolge wieder zu schießen.
Sein Kopf war mir so nah, dass ich das Shampoo riechen konnte, dass er heute Morgen benutzt hatte. Der Duft wehte zu mir herüber und ich atmete ihn leise ein.
„Na siehst du", lächelte er. „Schon hast du was zum Anziehen", freute er sich. „Und jetzt lass uns endlich gehen."
Die Party fand in einer WG ähnlich der unseren statt. In den Zimmern hatten die Gastgeber Stühle und Tische aufgestellt und in der Küche gab es ein kleines Büffet und einen Kühlschrank voller Bier.
Interessiert sah ich mich um und beobachtete die Studenten, die gekommen waren. Einige von ihnen kannte ich aus den Vorlesungen und vom Campus. Freddie verschwand gleich nachdem wir angekommen waren mit George auf den Balkon. Melle entdeckte ein paar von ihren Freundinnen und verschwand dann in einem der Zimmer.
In der Küche stellte ich die Flasche Bacardi ab, die wir als Geschenk mitgebracht hatten und nahm mir ein Bier aus dem vollen Kühlschrank. Ich steckte mir eine Zigarette an und stellte mich ans Fenster. Ein Mädchen, dass ich aus der Vorlesung kannte, kam auf mich zu fragte mich freundlich nach einem Feuerzeug. Natürlich zückte ich meines und hielt ihr die Flamme vor die Zigarette. Ihre Hände legten sich schützend um das kleine Feuer und berührten dabei meine. Sie nahm einen tiefen Zug und sah mich dann an.
„Ich bin Steffie. Wir kennen uns aus der Vorlesung, glaube ich."
„Ich bin Ben. Ich glaube wir haben Grundlagen der BWL zusammen", antwortete ich.
„Genau", sagte sie, „Du sitzt immer eine Reihe vor mir und zeichnest Karikaturen in deine Unterlagen." Interessiert musterte ich sie. Steffie hatte lange braune Locken und viele Sommersprossen. Ihre braunen Augen blickten zärtlich zurück.
„Ja", grinste ich amüsiert. „Das klingt nach mir."
„Bist du allein hier?", fragte sie.
„Ich bin mit meinen Mitbewohnern hier. Melle und Freddie. Kennst du sie?"
„Nur vom Sehen", sagte sie und zog an ihrer Zigarette.
„Willst du was trinken?", fragte ich und sie lächelte.
„Ich habe mir grad ein Bier geholt", antwortete sie und hob ihre Hand mit der Flasche. „Aber vielleicht brauche ich später noch was", grinste sie verführerisch. Ich grinste zurück und sah aus dem Augenwinkel Freddie in der Tür stehen. Er hob seine Hand und winkte mir zu.
„Ich muss kurz was mit meinem Mitbewohner bequatschen", sagte ich und Steffie sah etwas enttäuscht aus.
„Klar, okay. Bis später dann", meinte sie und zwinkerte mir zu, als ich meine Zigarette ausdrückte und zu der Küchentür und auf Freddie zuging.
„Ich habe hier meine Berechtigung, alles auf deinem Fernseher zu sehen, was ich möchte. Und zwar für die nächsten vier Wochen!", grinste er mich an und wedelte mit einem kleinen Päckchen vor meiner Nase herum.
„Träum weiter", grinste ich zurück und lehnte mich vor ihm gegen den Türrahmen. „Eine Woche und die Massage", verhandelte ich.
„Zwei Wochen und die Massage!", lenkte er ein. „Und das ist wirklich guter Stoff", lächelte er.
„Hmm. Na gut!", willigte ich ein. „Zwei Wochen, die Massage und du machst mir am Wochenende das Frühstück!"
„Mach ich das nicht sowieso schon?", fragte er und ich grinste ihn an.
„Na dann sollte es ja kein Problem sein", schmunzelte ich und wir verließen die Küche.
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Blue Birds - Short Story
Roman d'amour|GAYROMANCE| Freddie ist der geborene Spaßvogel, Ben eher vernünftig. Zusammen mit ihrer Mitbewohnerin Melle leben sie leben sie gemeinsam in einer coolen WG irgendwo in Deutschland. Alles ist federleicht, bis sich Ben und Freddie eines Tages im Spa...