Etwas aufgeregt betrat ich die Wohnung im dritten Stock, nachdem die junge Frau mir freundlich die Tür geöffnet hatte.
„Komm rein, wir sind in der Küche", sagte sie und ich folgte ihr durch den Flur in die helle Wohnküche, in der ein junger Mann bereits an dem großen Tisch saß und mich interessiert musterte.
„Setz dich", bat sie und ich nahm gegenüber der beiden Platz. Das Mädchen bot mir einen Kaffee an, während der Junge kein Wort sagte.
„Ich bin Melle und das ist Freddie", stellte sie sich vor. „Und du bist Ben, richtig?", lächelte sie mich aufmunternd an.
Artig streckte ich ihr meine Hand hin und schüttelte sie. Als ich dem jungen Mann meine Hand entgegenstreckte, nahm er sie nicht, sondern breitete einen leeren Block vor sich aus.
„Also, Ben", sagte er schließlich und sah mich durchdringend an, während er seine Kugelschreiber aus der Hose kramte. Seine Augen waren stahlblau und blickten mich herausfordernd unter seinen hellbraunen Haaren hindurch an. „Du suchst also eine WG", stellte er fest und ich nickte.
„Wir wollen ja nicht irgendwen bei uns aufnehmen", sagte er ernst und ich schluckte. Das war ja schlimmer als bei einem Vorstellungsgespräch, dachte ich. Unsicher sah ich zu Melle hinüber, die immer noch lächelte.
„Irgendwelche Vorstrafen?", fragte Freddie ernst und klickte mit seinem Stift.
„Nein", antwortete ich wahrheitsgemäß.
„Hmm", machte Freddie und notierte etwas auf seinem Block. ‚Langweilig' war dort zu lesen.
„Rauchst du oder trinkst du?", fragte er weiter und ich ahnte, dass es eine Fangfrage war.
„Klar", sagte ich nun etwas selbstbewusster und sah, wie Freddie das Wort ‚Potential' notierte.
„Was würdest du in den Haushalt mit einbringen, wenn wir dich hier aufnehmen?", fuhr er fort.
„Meine Eltern wollen mir eine Waschmaschine stiften", überlegte ich laut. „Außerdem bin ich ordentlich und zahle die Miete pünktlich", argumentierte ich. ‚Spießer', schrieb Freddie auf den Zettel.
„Kannst du mir mal einen Zettel leihen?", fragte ich übertrieben freundlich und suchte nun meinerseits in meiner Tasche nach einem Stift. Gespannt schob Freddie mir ein leeres Blatt herüber.
‚Hat einen Vogel', war der Satz, den ich in großen Buchstaben unter Freddies Namen schrieb und lehnte mich dann zufrieden auf dem Stuhl zurück. Interessiert las Freddie die Botschaft und begann dann zu grinsen. Sein Lächeln zierte sein ganzes Gesicht und seine Augen funkelten amüsiert.
„Komm mit, Ben!", grinste er und stand auf. „Ich zeig dir die Wohnung."
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Blue Birds - Short Story
Romance|GAYROMANCE| Freddie ist der geborene Spaßvogel, Ben eher vernünftig. Zusammen mit ihrer Mitbewohnerin Melle leben sie leben sie gemeinsam in einer coolen WG irgendwo in Deutschland. Alles ist federleicht, bis sich Ben und Freddie eines Tages im Spa...