First Kiss

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Billy zog mich die Treppen hinunter und die Straße entlang. Sein Griff um mein Handgelenk war stark und hätte ich versucht mich los zu reißen, hätte ich es vermutlich nicht geschafft. "Billy, warte doch mal", meldete ich mich zu Wort. Er ging so schnell, dass ich mir alle Mühe geben musste mein Getränk nicht zu verschütten. "Warum gehst du so schnell", beschwerte ich mich erneut.  Billy schien mich entweder nicht zu hören, oder er ignorierte mich gekonnt. Als ich mich umdrehte konnte ich sein Haus kaum noch erkennen, doch Billy wurde nicht langsamer. Bis jetzt war ich ihm noch hinterher gestolpert, stemmte mich jetzt aber aktiv dagegen. Kaum spürte er den Widerstand, drehte er sich um und funkelte mich an, erschrocken ließ ich die Coladose fallen. Seine Augen erinnerten mich an die Situation in den Duschen. Es dauerte aber nicht lange, bis sich sein Blick veränderte und ich wieder ihn selbst darin erkennen konnte. Langsam ließ er meinen Arm los und räusperte sich. "Was führt dich her?", fragte er schließlich und steckte seine Hände in seine Hosentaschen. "Also hierher", ich machte eine ausladende Handbewegung und sah mich einmal um, "wollte ich eigentlich nicht. Bei deinem Haus wollte ich eigentlich wieder umdrehen, hab aber dann dein Auto gesehen", gab ich zu. "Willst du zurück zu dir nachhause?". Seine Stimme klang ein wenig kühl, er schien nicht in Flirtstimmung zu sein wie sonst. "Nein, passt schon", ich schüttelte den Kopf, "Du warst so schnell unterwegs, den Weg will ich jetzt nicht schon wieder zurück gehen". Billy nickte nur "Es gibt hier in der Nähe einen kleinen Teich, wir können uns dort auf eine Bank setzten." Er drehte sich um und ging los. Kurz betrachtete ich ihn von hinten, irgendwas war wieder merkwürdig. Ich folgte ihm und schon nach kurzem kamen wir an der Stelle an, die er meinte.  Wir setzten uns und ich sah mich um. In der Gegend war kein Mensch zu sehen, obwohl das hier ein ganz nettes Plätzchen war. Ich hörte auf die Landschaft zu betrachten und sah zu Billy. "War das dein Vater?", versuchte ich ein Gespräch zu beginnen. "Ja, das ist er", meinte er nur trocken ohne mich anzusehen. "Versteht ihr euch nicht so gut?", hakte ich nach. Jetzt drehte Billy seinen Kopf zu mir "Wie kommst du darauf?", stellte er als Gegenfrage. Ich zuckte mit den Schultern "Die Stimmung zwischen euch war irgendwie so angespannt". "Naja, du liegst nicht falsch", gab er zu. Ich tippte mit meinen Fingern auf meine Oberschenkel und presste meine Lippen zusammen. "Schreit er dich nur an, oder..." ich rang mit meinen Worten. Ich war mir nicht sicher, ob ich ihn wirklich fragen sollte. Ging das zu weit? Schließlich kannte ich seinen Vater nicht und Billy hatte nie etwas in der Richtung erwähnt. Ich hatte einfach ein ungutes Gefühl ohne es begründen zu können. Ich sah wieder zu ihm hoch und meine Augen trafen seine. "Oder ist es manchmal mehr wie  nur schreien?", beendete ich meine Frage etwas leiser, als ich sie begonnen hatte. "Du meinst ob er mich schlägt?" kam es zurück. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass er meine Frage so sagte, wie ich sie eigentlich im Kopf hatte. Ich nickte und betete innerlich, dass er einfach lachen würde und nein sagen würde. "Wieso interessiert dich das?". Diese Gegenfrage, gab mir das Gefühl die Antwort zu wissen und ich mochte sie nicht. Ich atmete kurz durch, Schweigen war auch keine Lösung. "Weil es furchtbar wäre! Weil ich nicht wollen würde, dass du so lebst, weil es falsch wäre, weil du das nicht verdient hättest!", sprudelte es aus mir heraus, Billys Blick immer noch auf mir. Ich machte eine kurze Pause um Luft zu holen, doch bevor ich weiter plappern konnte, lehnte sich Billy zu mir vor.  

Zum zweiten mal spürte ich seine Lippen, dieses mal nur auf meinen eigenen.  Zuerst lagen sie nur sanft auf meinen. Langsam schlossen sich meine Augen und ich spürte wie sich Billys Hand unter meine Haare in meinen Nacken schob. Seine Hand fühlte sich groß und stark an. Seine Fingerspitzen bahnten sich ihren Weg in meine Haare und blieben dort ruhig liegen. Langsam bewegten sich seine Lippen gegen meine. Eine sanfte Bewegung, die mein Herz höher schlagen ließ. Kurz löste er sich von mir, doch nur eine Sekunde später trafen sich unsere Lippen erneut. Dieses Mal energischer. Sein Griff wurde etwas stärker und von einer leichten Berührung konnte nicht mehr die Rede sein. Erneut löste sich Billy von mir, dieses Mal mit etwas weniger Timing. Er ließ seine Hand wieder sanft in meinem Nacken liegen und langsam öffnete ich meine Augen. Billy sah mich an und hatte sein typischen Grinsen aufgesetzt. Um ehrlich zu sein machte es mich ein wenig glücklich, dieses Grinsen zu sehen. Bis vorhin schien er nicht ganz er selbst gewesen zu sein. "Entschuldige, Sweetheart, fast hätte ich mich nicht unter Kontrolle gehabt." Er nahm seine Hand wieder zurück zu sich und lehnte sich nach hinten. "Hätte nicht gepasst", sagte er etwas leiser. "Umm, ", begann ich, noch immer ein wenig überfordert und sicherlich so rot wie eine Tomate. "Passt schon". Billy sah mich an und hob eine Augenbraue. "Keine Sorge, das nächste Mal halte ich mich nicht zurück", lachte er mich an. "So meinte ich das nicht", versuchte ich mich herauszureden und ich konnte fühlen, dass mein Gesicht sich noch mehr rötete. Billys Grinsen, das als Antwort nur noch amüsierter wurde, bestätigte meine Annahme. Doch seine unausgesprochene Antwort auf meine Frage von vorhin, würde mir wohl auf ewig im Gedächtnis bleiben.

Left in a blue dressWo Geschichten leben. Entdecke jetzt