Left in a blue dress

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Als ich damals an diesem Tag aufwachte, war Billy wieder verschwunden. War wohl eine Art Angewohnheit von ihm. Ich fand es zwar nicht wirklich toll, aber es gab schlimmeres. Billy hatte sich merkwürdig benommen bis heute. Die letzten drei Tage waren ein wenig eigenartig. Ich hatte ihn weniger gesehen und fast nicht mit ihm gesprochen. In der Schule war er kaum, höchstens die ersten zwei Stunden. Ich traf ihn meistens dann erst Abends, wenn er beschloss durch mein Fenster zu klettern, jedoch verschwand er schneller als sonst. Gestern sprach ich ihn darauf an, doch wirklich Erfolg hatte ich damit nicht. Er meinte nu,r dass alles in Ordnung sei und dass es nicht an mir läge. Ich wollte ihn mit nichts drängen, wenn er wirklich über etwas reden wollte, würde er das tun. Billy war nur sehr aggressiv in letzter Zeit, jedoch hatte ich keinen blassen Schimmer wieso. 

Ich war in der Turnhalle, und half beim Schmücken des Raumes. Ich und ein par Freund von mir hingen Girlanden auf und befestigten Luftballons and den Wänden. Ich drehte meinen Kopf in Richtung der offenen Tür. Kalte Luft zog in die Turnhalle und ich fröstelte ein wenig. Ich sprang die Tribüne hinunter, um die Türen zu schließen, da entdeckte ich Billys Schwester Max. Ich hatte sie erst zwei Mal richtig getroffen, da Billy meistens bei mir war, aber sie schien nett zu sein. "Max!", rief ich und ging nach draußen. Sie drehte sich um und stieg von ihrem Skateboard. Bei ihr angekommen lächelte ich. "Wie geht's dir so?". Sie hob eine Augenbraue und zuckte mit den Schultern "Passt schon". Ich überlegte kurz und beschloss direkt zum Punkt zu kommen. "Wie geht's Billy? Ich mein, ist alles okay, er benimmt sich etwas merkwürdig." "Er benimmt sich immer merkwürdig", antwortete sie knapp und ließ ihr Skateboard wieder zu Boden fallen. "Aber ja, ich weiß was du meinst." "Weißt du, ob er heute kommt. Er meinte zwar ja, aber ich hab ein merkwürdiges Gefühl, um ehrlich zu sein." Sie sah zur Seite und schien zu überlegen. "Vielleicht nicht", sagte sie schließlich. Sie wollte gerade wieder weg fahren, doch ich stellte eine letzte Frage. "Warum?". Max hielt in ihrer Bewegung inne  und drehte ihren Kopf in meine Richtung. "In Hawkings gehen merkwürdige Dinge vor sich", bekam ich schließlich als Antwort. Sie fuhr davon und meine Gedanken begannen Achterbahn zu fahren.

Mein Gehirn spielte verrückt und ich war verdammt nervös. Was Max sagte, ließ mir keine Ruhe. Die Stunden schienen viel langsamer zu vergehen, als gewöhnlich, doch irgendwann beschloss ich, dass ich mich fertig machen musste. Ich zog das Kleid an und erinnerte mich an den Abend, vor ein paar Tagen. Dieses Mal lagen meine Haare offen über meinen Schultern und ich trug dezentes Makeup. Ich stieg die Treppen hinunter, wo meine begeisterte Mutter mit Fotoapparat auf mich wartete. Ich schlüpfte in meine weißen Turnschuhe, die ehrlich gesagt nicht wirklich zum Kleid passten, worüber sich meine Mom auch beschwerte. Zum tanzen waren sie einfach besser geeignet und bequemer waren sie auch. Im Moment war es mir aber auch einfach egal, welche Schuhe ich trug oder wie meine Haare aussahen oder ob das Makeup verschmierte. Auf der Autofahrt spielte ich immer noch nervös mit meinen Fingern, gab mir aber Mühe weiterhin zu lächeln. Ich verabschiedete mich und stieg aus dem Auto. Ich ging zur Turnhalle, aus der laute Musik drang. Einige Leute standen noch draußen, weil sie auf jemanden warteten. Ich drehte meinen Kopf hin und her und suchte den Vorplatz nach Billy ab, entdeckte ihn aber nicht. Mein Herz begann schneller zu schlagen, jedoch auf keine angenehme Weise. Ich betrat die Halle und es wurde schlagartig wärmer. Die Leute tanzten und unterhielten sich. Ich entdeckte einige bekannte Gesichter, doch nicht das, nach dem ich suchte. "Y/n, hey!", ich drehte mich um und entdecke Steve der mir zuwinkte. Ich drängte mich an den Leuten vorbei und kam bei ihm an. Er trug einen schwarzen Anzug und hatte einen Becher mit Punsch in der Hand. "Kein Date für heute?" fragte ich, doch ich hatte das Gefühl nicht so belustigt zu klingen wie sonst. "Reichlich", gab er zurück "Mich haben schon vier Mädchen gefragt, ob ich mit ihnen tanze." Ich nickte nur und sah mich im Raum um. "Billy ist noch nicht da, falls du ihn suchst" ertönte wieder Steves Stimme neben mir. Ich sah ihn an, wusste aber nicht was ich sagen sollte. "Willst du tanzen?" schlug er vor, doch ich schüttelte den Kopf ."Später vielleicht". 

Zu diesem Später kam es aber nicht. Eine Stunde lang saß ich auf der Tribüne mit Blick zum Eingang. Menschen verließen die Sporthalle und kamen wieder, Billy war aber nicht dabei.  Mittlerweile hatte ich das Gefühl nicht mehr atmen zu können.  Ich stand auf und drängte mich nach draußen. Die kühle Nachtluft schmiegte sich an meine Haut und fuhr mir sanft durchs Haar. Im Moment stand fast niemand hier, nur einzelne Menschen, die sich unterhielten oder miteinander rummachten. Ich wandte mich ab und setzte mich auf eine Bank, die hinter der Turnhalle lag. Dumpf hörte ich noch die Musik, die durch die Wand drang. Ich dachte an Max' Worte >In Hawkings gehen merkwürdige Dinge vor sich<, was genau meinte sie? Wusste sie etwas? >Wird Billy kommen?< hallte meine eigenen Stimme in meinem Kopf nach. >Vielleicht nicht<. Mein Herz begann förmlich zu rasen. Auf einmal ertönte Billys Stimme in meinem Kopf >Nur der Tod könnte mich davon abhalten<. Ich begann schwer zu atmen und fühlte mich elendig. All diese Stimmen, diese Erinnerungen wiederholten sich in höchster Geschwindigkeit. Ich spürte wie Panik in mir aufstieg und meine Sicht verschwommen wurde. Plötzlich hörte es auf. Direkt vor meinen Augen segelte etwas langsam zu Boden und verschwand. Und noch eins. Ich richtete meinen Blick nach oben und hunderte Schneeflocken segelten vom Himmel. Es hatte begonnen zu schneien. Ich spürte wie warme Tränen mir die Wangen hinunterliefen und ich nichts dagegen tun konnte, ich merkte es nicht einmal richtig. Die weißen Flocken landeten auf dem Boden und blieben für wenige Sekunden liegen. Eine von ihnen landete auf meiner Hand und schmolz langsam zu einem kalten Wassertropfen. >Ich würde es schneien lassen< erinnerte ich mich an Billys Worte. Eine weitere Flocke landete in meiner Handfläche. Sachte umschlossen meine Finger sie, als wollte ich sie festhalten und vorm Schmelzen bewahren, obwohl ihr Schicksal sie bereits eingeholt hatte.


Damit ist die Fanfiction abgeschlossen :) Ich hoffe, es hat euch gefallen! Mir hat es auf jeden Fall Spaß gemacht zu schreiben. Ich plane weiterhin Fanfictions zu schreiben, falls es euch interessiert, könnt ihr gerne Wünsche da lassen :)

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