1. Kapitel: The Killers - Shot At The Night

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„Hey die süße Maus an der Bar, wäre die nicht was für dich?", fragte mein bester Freund und versuchte unauffällig auf eine Frau am Tresen zu zeigen. Sie trug ein Croptop in Camouflage mit einer Jeansshorts, aus welcher ihre Pobacken unten schon hinaus stachen. Genau Hirai, absolut mein Fall. Als wäre ‚billig und willig' oder ‚ich bin nicht so eine' direkt in roten Lettern auf ihre Stirn geschrieben.

Mein Blick fiel eher auf den schwarzhaarigen Kerl neben ihr, der seinen Mojito festhielt und sich grinsend mit ihr unterhielt. Seine Haare waren wild verwuschelt, was so perfekt aussah, dass er das genauso hin gestylt haben musste. Er trug eine schwarze Röhrenjeans und ein dunkelblaues Longshirt, welches locker über seinen Hintern reichte.

„Ach Hirai, die ist anscheinend schon auf etwas anderes aus", brüllte ich über die Musik hinweg.

Wieso hatte ich mich dazu breit schlagen lassen, auf diese Strandparty zu gehen? Ich mochte noch nicht mal Sand. Den würde ich bestimmt noch drei Wochen nach der Party überall in meiner Wohnung finden. Die Veranstalter hatten wie immer einen Tennisplatz mit Sand aufgeschüttet, drei Bars an strategisch guten Punkten platziert und einen DJ engagiert, welcher Sommerhits auflegte. Gepaart wurde dies mit bunter Beleuchtung und einer wilden Meute an Besuchern jeden Alters. Im Ernst, ich hatte bereits mehrfach meinen siebzig jährigen Nachbarn über den Sand tanzen gesehen als ein uralter Hit durch die Luft hallte. Diese Party fand jedes Jahr statt und wurde zum Highlight des ganzen Umkreises von Horizon Bay erklärt, sodass die Besucher von meilenweiter Entfernung anreisten um zu feiern. Besonders viel Lust hatte ich nicht gehabt, tat ich mich mit solchen Ereignissen schwer. Hirai begann wie immer sein heiß geliebtes ‚wir verkuppeln die einzige Person, die nicht verkuppelt werden möchte' Spiel. Was für mehr als nur eine unangenehme Situation gesorgt hatte. Leider wusste mein bester Freund nicht, dass er statt auf Damen viel mehr das andere Geschlecht inspizieren müsste. Ein schwuler Polizist? Nein, dass war nichts, mit dem ich hausieren gehen wollte. Ich wusste nicht, wie mein Kumpel reagieren würde, doch ich wollte es nicht riskieren ihn zu verlieren. Meine Sozialkontakte beschränkten sich sowieso schon auf eine handvoll Menschen, da wollte ich nicht meine wichtigste Bezugsperson undden Menschen, der mich verstand aufgeben.

Hirai war ein Aufreißer, was mir aber einiges abhielt. Ich konnte die Uhr danach stellen, dass er nach gewisser Zeit das Interesse am Verkuppeln verlieren würde. Vielleicht einer der Gründe, warum ich mit gekommen war?

„Wer nicht wagt der nicht gewinnt. Wenn du dein Glück nicht versuchst, werd ich es tun!", erklärte er mit einem Schulterzucken und nahm einen Schluck von seinem Bier. Ich nickte nur und nahm ebenfalls einen großen Schluck. Nüchtern würde ich diese Misere nicht überstehen.

„The stage is yours", sagte ich und machte eine einladende Handbewegung. Mit einem Zug leerte er seine Flasche, stellte sie auf den Tresen hinter uns und tigerte in ihre Richtung, nachdem er mir auf die Schulter geklopft hatte. Ich musste grinsen und den Kopf schütteln. Zeit seinen japanischen Charme auszupacken.

Der Schwarzhaarige verzog sich, als Hirai zirka zwei Meter entfernt war, als hätte er seine Konkurrenz gewittert. Ich beobachtete meinen Freund bei seiner Arbeit. Ein nettes zu ihr rüber beugen, etwas Witziges sagen. Schon hatte er ihr ein kleines Lachen entlockt.

„Oh Hirai, du bist so lustig, wie machst du das nur? – Ach weißt du was Zuckerschnecke, ich hab schon ordentlich einen im Tee, da wird man automatisch lustig", brummte ich ihre imaginäre Konversation vor mich hin.

„Mit Zuckerschnecke kriegt er sie aber nicht rum", hörte ich eine Stimme auf einmal neben mir.

Erschrocken zuckte ich zusammen, blickte nach links in Richtung der Person, die diese Peinlichkeit mitbekommen hatte. Neben mir lehnte lässig der attraktive Schwarzhaarige. Ausgerechnet der.

Shot At The NightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt