Kapitel 2

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Seit zwanzig Tagen ist Chloe nun hier. Ich weiß das ganz genau, ich habe jeden Tag einen Strich auf ein Blatt Papier gemacht und mitgezählt, wie lange es noch dauert bis sie geht. Ich will nicht, dass sie mich verlässt.

Sie hört mir zu und sie interessiert sich wirklich für das, was ich zu sagen habe.
Ich drücke die Decke näher an meinen Körper. Es ist sehr kalt, fast überall an meinem Körper macht sich die Gänsehaut breit.

Mein Vater hat vergessen die Stromrechnung zu bezahlen, das sagt Chloe mir jedenfalls immer. Ich bin zwar jung, aber nicht blöd. Ich höre sie doch jede Nacht streiten. Ihre lauten Schreie und das Geschirr, was ab und zu seinen Weg auf den Boden findet, ist schwer zu überhören.

Jedes Mal, wenn ich daran denken muss, dass sie geht, krümmen sich die Haare in meinem Nacken und mir wird ganz schlecht. Als würde eine Fee in meinem Magen herumtanzen. Chloe ist meine Schwester und ich will, dass sie so lang wie möglich hier bleibt.

„Guten Morgen Kie", sagt Chloe. Ich kann nur ihren halben Kopf durch die Tür spicken sehen. Ich setze mich auf und ziehe mir die Decke über meinen Mund. Als Chloe ihre Nase durch den Spalt der Tür drückt, fange ich an zu kichern.

Sie zieht ihren Kopf dann aber schnell wieder weg, sodass ich ihren Kopf gar nicht mehr erkennen kann. Ich lege die Decke weg und gehe auf die Tür zu, als sie ihr Gesicht nicht wieder zeigt.

Ich ziehe die Tür ganz langsam auf und schaue hinaus. Plötzlich springt Kira aus einer Ecke heraus. Ich erschrecke mich, muss aber trotzdem lachen, als sie mich in ihre Arme zieht. „Frühstück ist fertig", sagt sie, als sie meine Nase an ihrer reibt.

Meine Augen leuchten auf und sie lässt mich wieder herunter. Ich tapse die Treppenstufen nach unten und sehe meine Mutter, wie sie mit Nadia im Arm hält und ihr die Brust gibt. Sie sitzt am Esstisch vor einem Teller voller Bacon, Ei und Würstchen.

Sie sieht ziemlich erschöpft aus, ihre Augen fallen fast zu. Ich setze mich auf den Stuhl ihr gegenüber und lächle ihr zu. Sie neigt ihren Kopf, schaut aber nicht in meine Richtung. Gerade als ich ihr einen guten Morgen wünschen wollte, höre ich meinen Vater.

Er steht vom Sofa auf und stampft auf den Tisch zu. Er setzt sich neben mich und gibt meiner Mutter einen angeekelten Gesichtsausdruck. „Mensch, muss das hier beim Essen sein?", fragt er angewidert. 

„Tut mir leid, aber sie hört einfach nicht auf zu schreien", sagt meine Mutter leise. „Was?", fragt mein Vater sauer. „Ich versteh' dich nicht, nimm den Schwanz aus deinem Mund und rede so, dass ich dich verstehen kann", schreit er.

Er schüttelt erschöpft seinen Kopf und sticht mit einer Gabel in die Wurst ein. Er steckt sie in seinen Mund und fuchtelt mit der Gabel vor seinem Gesicht herum. „Chloe, kümmere du dich darum", schmatzt er.

Chloe, die einige Meter vor dem Tisch steht und die Arme hinter dem Rücken verschränkt hat, geht sofort auf meine Mutter zu und nimmt ihr das Kind aus der Hand.

Sie geht zum Sofa und legt es dort auf dem Bauch ab und krault ihr den Rücken. „Was ist denn nur mit diesem Kind los, hoffentlich wird es nicht so wie du", sagt mein Vater und schaut mich aus dem Augenwinkel aus an.

„Lass sie in Ruhe AL, sie hat dir nichts getan", sagt meine Mutter mit gesengtem Kopf. Ruckartig steht er auf und lässt dabei den Stuhl nach hinten kippen. „Sie hat mir nichts getan? Ich werde wohl noch mit meinem Kind reden dürfen, wenn es dir recht ist, oder?", schreit er.

„Seit dem sie so viel Zeit mit dem Metallmüll dort hinten verbringt, widert sie mich einfach nur an. Ich hab ihr nur noch nicht gezeigt, wo es lang geht, weil ich den Dingern nicht vertraue. Wer weiß, was die alles hier aufzeichnen", schreit er sie an.

Chloe steht nun wieder wie vorher an ihrem Platz vor dem Tisch

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Chloe steht nun wieder wie vorher an ihrem Platz vor dem Tisch. „Du bleibst da stehen!", befiehlt mein Vater und zeigt auf Chloe. „Umdrehen und keinen Mucks", flüstert er ihr zu. Chloe nickt neutral und gehorcht ihm.

„Was ist das?", fragt er mich jedoch und zeigt auf Chloe. „Das ist meine Schwester", sage ich und bevor ich das letzte Wort aussprechen konnte, spüre ich die Hand meines Vaters an meiner Backe. Mir fangen an, die Tränen herunterzulaufen.

„Was ist das?", wiederholt er seine Frage. Vor lauter schluchzten, bekomme ich kaum ein Wort heraus. „Chloe", sage ich leise. Wieder knallt die Handinnenfläche meines Vaters gegen meine Wange. Ich fange noch stärker an zu weinen.

„Hör auf", höre ich eine Stimme aus der Ecke kommen, sie ist leise, aber dennoch hörbar. Mein Vater schaut langsam auf und schaut Chloe wütend an. „Hatte ich nicht gesagt, keinen Mucks", schreit er. Er dreht seinen Kopf dann aber sofort wieder zu mir.   

„Was ist das?", fragt er wieder, aber dieses Mal lauter. Mein Mund ist wie zugeklebt, ich traue mich nicht noch ein Wort zu sagen. „Das ist eine unbrauchbare Blechbuchse!", er spuckt mir den Satz förmlich ins Gesicht.

Bevor ich überhaupt darauf reagieren konnte, knallt mir eine Faust ins Auge. Mit jedem Atemzug schlägt eine andere Hand auf mich ein. Bis er plötzlich aufhört und ich meine Augen wieder langsam öffne.

Mein Vater steht nicht mehr vor mir, er ist gegen die Wand gedrängt und Chloe schlägt auf ihn ein. Sie schlägt so lange, bis rote Blutflecken an der Wand erscheinen.

Plötzlich höre ich, wie vor mir der Stuhl knarzt und meine Mutter aufsteht, um ihm zu helfen. Chloes Ellbogen knallt ihr aber gegen das Kinn. Sie stolpert nach hinten und fällt mit voller Wucht gegen den kleinen Beistelltisch neben dem Sofa.

Ich höre nicht mehr so gut, das einzige, was etwas in mein Gehör eindringt, sind die Schreie von Nadia und die Schläge, die gegen meinen Vater knallen. Ich schaue zu meiner Mutter, sie liegt neben dem Tisch.

Aus ihrer Schläfe läuft Blut und sie bewegt sich kein Stück mehr. Sie sieht mich zwar an, aber ich kann keinen Ausdruck einer Emotion in ihren Augen erkennen, als würde sie mich gar nicht sehen.

Chloe hört plötzlich auf, meinen Vater zu schlagen. Sie lässt ihn los und rennt zum Sofa. Das dumpfe Geräusch, welches ertönt, als sein Körper auf dem Boden landet, lässt mich aufschreien.

Sein ganzes Gewicht drückt auf mich ein und Blut, welches aus seinem Kopf, seiner Nase und seinen Augen strömt, fließt mir langsam ins Gesicht. Chloe dreht sich von dem Schrei um und drückt die Leiche mit einer Hand von mir weg.

Ich sehe Nadia, welche in ihren Händen liegt. Chloe geht auf die Knie und küsst mir leicht den Kopf. Sie lächelt mich an und drückt Nadia näher an ihren Körper. „Es tut mir leid kleine Schwester, aber...", sie stockt etwas.

„Sie müssen wissen, wer wir wirklich sind"

Seduce me please (Connor RK800)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt