Meine Hände umgreifen das Leder, mit welchem der Lenker von Hanks Auto überzogen ist. „Sie heißt Neta", teile ich Connor mit, welcher steif neben mir sitzt. Ich konzentriere mich auf das Auto vor uns, welches seinen rechten Blinker betätigt.
„Meine Analyse sagt, dass 'Neta' in Hindi so etwas wie Führerin oder Führer bedeutet", erklärt Connor mir. Meine Aufmerksamkeit bleibt auf dem Auto vor mir, welches einfach nicht weiterfährt. Langsam wird es mir zu viel und ich drücke wütend auf die Hupe.
Connor greift plötzlich meinen Unterarm, was mich mit düsteren Augen zu ihm schauen lässt. „Wieso hupst du?", fragt er. „Weil das Auto vor uns einfach nicht weiter fährt!", sage ich wütend und kneife kurz meine Augen zusammen.
„Welches Auto, Kira?", fragt er mich verwirrt und ich schaue genau so verwirrt wie er auf die leere Straße vor uns. Weit und breit kein Auto zu erkennen. Meine Anspannung löst sich wieder und ich lasse mich in den Sitz fallen.
Ich atme tief aus und nehme wieder den Lenker in die Hand und fahre weiter. „Weißt du, es ist nicht unüblich das man etwas verwirrt ist, nach so einer Situation", sagt er.
„Sowas kann sehr traumatisch sein, laut einer Studie aus 2031 ist es nicht unüblich, dass Patienten nach einem akutem Sauerstoff Verlust...", redet er weiter.
„Kannst du bitte damit aufhören alles zu analysieren, was du um dich siehst, das nervt allmählich...", sage ich etwas sauer. Connor schaut mich wieder an und ich kann das hellgrüne Licht von seinem LED im Auto erkennen.
„Es tut mir leid, wenn ich dich verärgert habe, Kira", sagt er stumpf. Mein Herz macht jedes Mal einen kleinen Sprung, wenn er meinen Namen ausspricht. „Alles gut, Connor", sage ich etwas sanfter als zuvor.
Connor sitzt nur stumm neben mir und hört mir zu. Ich versuche so leise wie möglich vor unserem Haus anzuhalten, um Hank nicht aufzuwecken. „Willst du noch mit hinein, bevor du... weiß nicht genau wohin gehst?", frage ich ihn.
Mir ist es noch nie in den Sinn gekommen, darüber nachzudenken, wo Connor eigentlich immer nach unserer Arbeit hingeht. „Ja, würde ich gerne", antwortet er mir.
Ich steige aus dem Auto und mache die Autotür leise zu. „Wir müssen leise sein, ich will nicht das Dad aufwacht!", flüstere ich ihm zu. Connor nickt und folgt mir zur Haustür. Ich öffne sie und versuche sie wieder leise hinter uns zu verschließen.
Bevor ich überhaupt das Licht anmachen kann, bemerke ich schon die Pfoten tapsen, welche uns anvisieren. Ich höre nur ein leises dumpfen, bevor ich den Lichtschalter nach untern drücke. Ein Grinsen macht sich auf meinem Gesicht breit.
Sumo hat es sich auf Connor gemütlich gemacht. Seine Zunge schleckt immer wieder über sein Gesicht. „Sumo, aus!", flüstere ich und in Sekundenschnelle ist Sumo neben mir und wackelt mit seinem Schwanz.
„Tut mir leid, ich hätte dich vorwarnen sollen", entschuldige ich mich, doch ein Lächeln kann ich mir nicht verkneifen. Ich reiche ihm meine Hand und ziehe ihn zu mir hoch. Connor lächelt nun genauso wie ich.
„Hoffentlich haben wir den Lieutenant nicht aufgeweckt", flüstert Connor. Connor steht so nah vor mir, dass unsere Nasen sich fast berühren. „Ich glaube nicht, wenn ihn das nicht aufgeweckt hat, ist er betrunken eingeschlafen", lächle ich.
Ich setzte mich auf die Couch, welche von einem altem T-Shirt und einem Hundespielzeug von Sumo verschönert wird. Connor tut das gleiche und bevor er sich überhaupt hinsetzten, konnte, springt Sumo schon mit auf die Couch.
Er nimmt neben ihm Platz und schaut ihn an. „Er scheint dich zu mögen, Connor", teile ich ihm mit. Connor legt vorsichtig seine Hand auf Sumo und versucht ihn zu streicheln.
Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich glaube nicht das die Entwickler von Connor sich je darüber bewusst waren, wie unglaublich drollig er gerade aussieht. Als hätte Connor noch nie einen Hund gestreichelt, was er wahrscheinlich auch nie getan hat.
„Denkst du das es uns helfen wird, dass wir ihren Namen jetzt kennen?", frage ich ihn. Connor löst seinen Blick wieder von Sumo und schaut mich an. „Ich denke nicht, jemand hätte sie doch schon längst melden müssen. Sie würde in einer Menge von Menschen sofort auffallen", erklärt er mir.
„Ich weiß wirklich nicht, warum, aber ich habe das Gefühl das ich sie kenne, sie kommt mir so bekannt vor", rede ich weiter. „Sie sah zur Hälfte aus wie ein Android...", überlege ich laut.
„Sie ist aber definitiv kein Android, sie ist als Mensch geboren. Ich hätte sofort ihre Seriennummer abrufen können, ich wurde extra dafür genau Abweichler zu jagen und zu erkennen", sagt Connor. „Wer war der Typ neben ihr?", frage ich eher mich selbst als Connor.
„Er war ein Abweichler, Modellnummer RK200", stellt Connor fest. Eine Stille umfliegt den Raum, ich überlege, ob ich jemals einem Androiden mit dieser Modellnummer begegnet bin. In meiner Ausbildung musste ich jedes Modell auswendig lernen und identifizieren können.
Ich schaue zu Connor, welcher Sumo noch etwas skeptisch anschaut. „Danke das du mich nicht hast erschießen lassen", ich schmunzle selber als der Satz meinen Mund verlässt. „Meine Mission ist es, die Verschwinden der Abweichler aufzuklären, ich hätte dich nicht sterben lassen können", sagt er mir.
Irgendwas in meiner Brust zieht sich zusammen, als hätte mir jemand ein Messer ins Herz gerammt. Hatte ich mich getäuscht, als ich vorhin die Angst in seinem Blick sah? Ich muss mir vor Augen halten, dass Connor immer noch eine Maschine ist, nichts anderes.
Plötzlich schießt Connors Kopf nach oben. „Was ist?", frage ich panisch. „Wir sind nicht alleine", sagt er und eine Gänsehaut macht sich auf meiner Haut breit. Ich drehe mich in die Richtung, in die Connor schaut.
Mein Herz bleibt stehen, als ich die leichten Umrisse eines Gesichtes am Fenster erkennen kann. Was meinen Puls aber noch höher schießen lässt, ist der Fakt, dass ich ein rotes LED an der Schläfe des Gesichts erkennen kann.
„Ein Abweichler", flüstere ich leise, als ob ich es selbst nicht fassen kann. Ich bin dabei vom Sofa aufzustehen, da verschwindet das LED und der Umriss des Gesichtes sofort. Schnell drehe ich mich wieder um und ich schaue verängstigt zu Connor. Sein LED blinkt leuchtend rot und sein Blick weicht nicht vom Fenster ab.
„Wofür ist dieser Hund eigentlich zu gebrauchen?", frage ich in den stillen Raum hinein. Sumo, welcher gerade noch in aller Ruhe neben Connor geschlafen hat, streckt seinen Kopf in die Luft als er seinen Namen hört. Verängstigt schaue ich Connor an.
„Könntest du heute Nacht vielleicht hier bleiben?"
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Seduce me please (Connor RK800)
Fanfiction„Ein Android kann nicht lieben, das ist eine menschliche Emotion", versucht er gegen mich zu argumentieren. „Connor, warst du noch nie in jemanden verliebt?", frage ich ungläubig. Plötzlich beginnt Connors LED gelb zu leuchten und er blinzelt unkont...