Kapitel 14 - Die Champions

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Der Käfig passierte nach einer Kontrolle von Soldaten das Tor. Ich schaute nach oben zum wolkenlosen Himmel. Der Torbogen, durch den wir gerade schritten, war groß. Ich legte meinen Kopf in den Nacken. Ich konnte mir nicht vorstellen, jemals wieder hier herauszukommen.

Die Soldaten im Inneren der Festung sahen uns nicht gerade freundlich an. Es herrschte Stille und es ertönte nicht eine Note fröhlicher Musik. Düster schien das passende Wort zu sein. Zudem stank die Festung nach Angst und Tod.

»Ihr werdet mir eine große Summe Geld einspielen, ihr beiden.« sagte ein Mann hinter mir und ich hörte keinen Akzent in seiner Stimme. Ich drehte mich um und schaute in das Gesicht eines alten Mannes, welches von der staken Sonneneinstrahlung gezeichnet war. Außer seiner Rüstung und seiner Waffen trug er nichts an seinem Leib. Als er uns boshaft anlächelte, zeigte er uns seine gelben Zähne. Dieser Mann widerte mich an. Ich wurde wütend. Henry verstärkte den Druck auf meiner Hand, die er immer noch in seiner hielt, so als ob er mich davor warnen würde, mein Temperament zu zügeln und Ruhe zu bewahren.

Der Mann sagte etwas auf einer anderen Sprache zu einem genauso wiederlichen Mann hinter ihm. Dieser holte einen Schlüssel hervor und öffnete unseren Käfig. Man legte uns Handschellen an und führte uns in das Innere der Burg. Hier stank es noch schlimmer als draußen.

Es ertönten Schreie aus einem der Zimmer auf dem Flur. Ich blieb stehen und schaute mich um. Die Tür eines der Zimmer war einen Spalt breit offen. Ich schaute in das Zimmer. Eine junge Frau kniete auf dem Boden und über ihr schrie ein Mann auf sie herab. Sie wimmerte. Ich wollte ihr helfen und machte einen Schritt Richtung Tür. Doch als ihre Augen die meine trafen, schüttelte sie leicht den Kopf. Kurz dachte ich, ich hätte es mir nur eingebildet, aber da wurde ich schon von den Soldaten weiter geschubst. »Nicht stehenbleiben!« schrie er mich an. Sein Akzent so stark, dass ich es kaum verstanden hatte.

Ich versuchte mich an die Wut zu klammern, die sich ihren Weg wieder an die Oberfläche bannte. Wenn ich doch nur meine Waffen hätte, würde ich hier jeden aufschlitzen. Doch leider wurde mir das Vergnügen verwehrt.

Wir wurden ins Verlies gebracht. Zum Glück wurden wir, aufgrund von Platzmangel, zusammen in einen Kerker gesteckt. Der Gestank hier unter war unausstehlich. Die Menschen schrien und es verstärkte sich, da es hier unten hallte. Der Lärm war ohrenbetäubend. Wie lange waren diese Menschen schon hier? Waren sie nicht schon verrückt geworden? Aber vielleicht wollte ich das auch gar nicht wissen. Je weniger du weißt, desto besser schläfst du- wiederholte ich den Ratschlag meiner Mutter.

»Schlaft schön, wenn ihr könnte« sagte der Soldat mit einem Grinsen im Gesicht. Er spuckt uns vor die Füße. Ich schaute mich in dem Kerker um. Es war dunkel, kalt und es gab nicht mal ein Fenster. Das Einzige, was dem Raum Helligkeit schenkte, waren die Fackeln, die in dem Flur an den Wänden hingen. Eine alte, abgenutzte und wahrscheinlich mit sämtlichen Krankheiten verseuchte Matratze lag auf dem Boden und ein Eimer für die Notdurft waren alles, was es hier gab.

»Was ein wundervoller Start in die Prüfungen. Das war eine der dümmsten Ideen, die wir hätten haben können. Genau in das Herz des Feindes« regte ich mich auf und erinnerte mich gegen meinen Willen an Orlons Worte. »Es wird schon alles gut. Vertrau mir.« sagte Henry und kam näher. »Ich bin froh, dass du hier bist« sagte ich zu Henry und umarmte ihn. Er erwiderte die Umarmung. »Das bin ich auch.« sagte er und hielt mich. Ich war gut einen Kopf kleiner als er, weshalb ich seinen schnellen Herzschlag hörte. Wir standen eine Ewigkeit ineinander verschlungen da und keiner sagte ein Wort.

»Henry?« durchbrach meine Stimme die Stille in unserer Zelle. »Hmm?« »Was wird uns hier wohl erwarten?« fragte ich. »Das weiß ich nicht, aber egal was passiert, ich werde immer bei dir sein. Versprochen. Und sollten wir jemals getrennt werden, werde ich dich finden.« Als Antwort drückte ich ihn noch stärker an mich. Was hätte ich nur gemacht, wenn er nicht hier gewesen wäre? Kommt es mir nur so vor oder hat man zusammen weniger Angst?

Nach einiger Zeit entledigte Henry sich seines Umhangs- auch wenn durch Protest von meiner Seite aus- legte ihn auf die Matratze und wir setzten uns. Da es kalt hier unten war, legte ich meinen Umhang um Henrys Schulte und kuschelte mich an ihn. So wurde uns beiden nach kurzer Zeit wärmer.

Und ohne es zu wollen, schlief ich in Henrys Armen ein.

Im Herzen der MagieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt