Kapitel 6 - Die Verkündung und die Auswahl

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Bereits eine Stunde auf dem Trainingsplatz beobachtet ich, wie Alina mit Henry das Schwertkämpfen übte. Dafür, dass Alina eine Anfängerin war, machte sie sich eigentlich schon ganz gut, auch, wenn sie sich zu oft von den vielen Oberkörpern hier ablenken ließ. Alina war fasziniert gewesen, als sie all die Männer gesehen hatte. Ich hatte von Henry erfahren, dass dies alle seine Kameraden waren, die mit ihm in einer Einheit kämpften. Außerdem war Henry ihr Anführer. Er erzählte mir, dass es von diesen Einheiten über tausende gab. Ich finde das alles unglaublich faszinierend.

Da ich wusste, dass Alina in guten Händen war und ich nicht länger, das Zusammenspiel von Henrys unglaublich gut trainierten Muskeln ansehen konnte, begab ich mich zu Ash, welcher ohne zu zögern einwilligt, mit mir zu trainieren. Ash war der Einzige, der mich nicht so behandelte, als wäre ich eine Puppe, welche gleich zerbrach. Auch wenn ich eine Frau war, hindert es ihn nicht daran, fester zuzuschlagen. Auf mich würde auch niemand außerhalb des Trainingsplatzes Rücksicht nehmen, weshalb ich das als gutes Training sah. Wir kämpften solange, bis wir beide nicht mehr konnten.

Als ich meine Muskeln nicht mehr spüren konnte, setzte ich mich, unter einen Baum auf den Boden. Ash machte es mir gleich. »Du bist echt nicht schlecht« sagte er und schien es auch wirklich so meinen. »Danke« sagte ich und konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen. Ich bekam nicht viel Komplimente, vor allem nicht dafür, dass ich kämpfen konnte und es lernen wollte. Kämpfen war schon immer was für Männer gewesen, aber ich ließ mich davon nicht irritieren. »Du bist auch wirklich gut« sagte ich an Ash gewandt, welcher mich lächelnd ansah. Ich lächelte zurück und lehnte mich mit dem Rücken an den Baum und schloss meine Augen. Ich genoss den Wind, der mich abkühlte und nach Meer roch.

Kurz davor wegzudösen, kniff mich jemand in den Arm und sagte »Wie seht ihr den aus?« fragte meine Zofe und ich öffnete die Augen und schaute in ihr empörtes und verärgertes Gesicht. »Der zukünftige König, hat eine Nachricht an alle Teilnehmerinnen geschickt, dass sich diese in etwa einer Stunde in den Thronsaal begeben sollen. Und was macht Ihr hier?« sagte sie und wird immer lauter. »Ach, wir haben doch noch Zeit« sagte ich entspannt und schloss meine Augen wieder. Schon wieder kniff sie mich in den Arm und setzte dem entgegen »Die Nachricht erreichte mich schon vor zwanzig Minuten. Bis ich Euch gefunden habe und Ihr Euch aufs Zimmer begeben habt, ist die Hälfte der Zeit schon um!«. Sofort sprang ich auf, holte Alina und wir rannten ins Zimmer, entledigten uns unserer verschwitzten Kleidung, nahmen ein Bad, zogen uns an und machten und fertig.

***

Wir kamen acht Minuten zu spät im Thronsaal an. Da der König über unsere Verspätung informiert worden war, wartete er auf uns. Als wir zu unseren Plätzen geführt wurden, wurde es still im Raum. Die zweihundert Mädchen passten mit Leichtigkeit in den Thronsaal.

Als ich nach vorne schaute, entdeckte ich Henry, welcher frisch gewaschen und gekleidet neben dem künftigen König stand und mich ebenfalls ansah. Er schenkte mir ein kleines Augenzwinkern und ich ihm ein kleines Lächeln. Wie konnte er nur so schnell vom Trainingsplatz hierhergekommen sein und das sauber? »Willkommen die Damen. Aufgrund einiger Ereignisse werden wir meine Krönung auf morgen Abend verschieben. Um alles etwas freudiger zu gestalten, wird im Anschluss ein Ball stattfinden. Alle sind herzlich eingeladen, dem beizuwohnen.« es ging ein Raunen durch den Raum.

Ich sah mich um und schaute in die begeisterten Gesichter der Mädchen. Auch Alina schien sich darüber zu freuen. Ich hingegen fand es ziemlich merkwürdig, dass jetzt alles ziemlich schnell vonstattenging. Vielleicht war ich aber auch nur etwas paranoid. »Ich würde die Damen bitten, sich bis morgen einen Soldaten als Begleitung für den Ball auszusuchen. Wählen Sie ihn aber mit bedacht.« sagte er und schaute ernst in die Runde. Alle Damen schauten sich fragend an und fingen an zu tuscheln, wen sie wohl nehmen sollten. Es schien alles so merkwürdig.

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