Kapitel 16 - Die Heilerin

25 9 9
                                    

♛ Henry ♛

Meine Eltern waren gütige Menschen gewesen. Sie hatten versucht, das Königreich fair zu reagieren. Sie strebten mit ganzer Macht und Willen danach, aber je mehr man es versuchte, desto mehr Menschen wurden unzufriedener. Denn man konnte nie allen gerecht werden. Da meine Eltern damit beschäftigt waren, zu regieren, blieb nicht viel Zeit für uns Kinder. Auch wenn sie versuchten bei jedem Essen, jedem Geburtstag und auch bei jedem Schlafengehen, bei uns vorbeizuschauen und ein Teil davon zu sein, gelang es ihnen nicht immer.

Somit war meine Kindheit gefüllt mit kleinen wertvollen Momenten gewesen, jedoch waren es zu wenige, damit es ausreichen würde. Es würde nie reichen, je mehr man darum bat, umso weniger bekam man. Je älter wir wurden, umso weniger sah ich meine Eltern. Auch nach dem Tod meiner Mutter wurde es nicht besser. Mein Vater zog sich immer weiter zurück und überließ mir und Aaron alle königlichen Belangen. Die meiste Zeit verbrachte ich bei Waid und Elena. Sie waren wie die Eltern, die ich nicht hatte. Waren da, als meine Eltern es nicht konnten. Sie behandelten mich sogar wie ihren eigenen Sohn.

Es blitzte eine Erinnerung vor meinem geistigen Auge auf:

"In meinen Gedanken versunken zog ich mich für den Kampunterricht mit Sir Waid an. Die Schneiderin-Elena-, welche mich wie ihren eigenen Sohn behandelte, half mir. »Nah mein Junge, wie geht's dir heute? « fragte sie mich, während sie mir half, meine kleinen Stiefel anzuziehen. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, also antwortete ich »Gut« und lächelte sie an.

Elena und ihr Mann Sir Waid waren Angestellte an dem Hof. Sir Waid war der Captain der Königlichen Leibgarde.

Als ich fertig angezogen war, begleitete mich Elena zum Kampfunterricht. Sie nahm meine Hand, so wie sie es jedes Mal tat. Um Elena in das Gesicht schauen zu können, musste ich meinen Kopf heben.

Sie schaute auf mich hinab und lächelte mich an. Ich hatte mich immer gefragt, wie man solch ein großes Herz haben konnte, um den Sohn einer anderen Frau aufnehmen zu können und ihn großzuziehen. Die beiden sind das Licht am Ende eines langen, dunklen Tunnels. Der sich langsam mit ihrem Licht flutete.

Ich war mir sicher, dass sie es eines Tages schaffen würden, die Dunkelheit zu verbannen. Ich hoffte es.

Auf dem Trainingsplatz angekommen, kniete sich Elena auf ihr Knie, legte ihre Hände auf meine Schultern und sagte »Ich habe dich liebt, Henry. Vergiss das niemals« küsste meine Stirn, erhob sich und ich lief zu Sir Waid.

Schon lange habe ich ihn als meinen heimlichen neuen Vater angesehen und Elena war meine heimliche neue Mutter.

Als ich bei meinem neuen Vater ankam, hob er mich in die Lüfte und drehte sich um seine eigene Achse. Ich konnte nicht anders als lächeln. Als er mich absetzte, schaute er zu seiner Frau und lächelte sie liebevoll an. Auch jetzt konnte ich mir nicht vorstellen, jemanden so bedingungslos und stark lieben zu können wie mein neuer Vater meine neue Mutter.

»So mein Junge, bist du bereit? «sagte mein Vater und reichte mir mein kleines Schwert. Ich war klein, doch eines Tages würde ich groß werden.

Wir begannen zu trainieren und zu kämpfen- und damals wusste ich noch nicht, dass es einen letzten geben würde." 

Die Erinnerung verschwand vor meinem inneren Auge. Sir Waid lag nun auf einer kleinen Pritsche. Sein Körper bedeckt mit einem weißen Tuch. Nebenan lag Isabell. Ich konnte es immer noch nicht glauben. Was sollte ich nur Elena sagen? Wie sollte ich ihr das sagen? Konnte ich das überhaupt? Würde ich das alles überleben?

Rose stand neben mir, ihr Blick war auf das Gesicht von Sir Waid gerichtet. Seit er gefallen war, hatte sie nicht einmal den Blick abgewendet. Sie stand die ganze Zeit über schweigend dar. Sie fühlt sich schuldig, aber auch ich wusste, sie hatte keine andere Wahl. Doch diese Tatsache machte das alles nicht leichter.

Im Herzen der MagieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt