Kapitel 21 - Die unendlich lange Reise - Teil 2

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Wir brachen wieder früh auf. Die Müdigkeit nagte an meinen Knochen, aber ich zwang mich weiterzumachen. Die anderen sahen auch nicht besser aus. Auch wenn James Wache gehalten hatte, schien er heute ausgeruhter zu sein als wir anderen. Diese Prüfungen machen ein so fertig- ich hatte das nicht für möglich gehalten.

Ich lehnte mich an James, um nicht meine Energie für das aufrechte Sitzen zu verschwenden. Ich schaute zu Henry und Malia rüber. Die Heilerin hielt die Karte und Henry beugte sich über ihre Schulter und studierte sie, während er die Zügel des Pferdes hielt. Einer musste ja die Karte im Blick behalten. Doch mir entging nicht die Nähe, der beiden Körper. Ich richtete meinen Blick auf den Himmel.

Hinter Henry und Malia erschien die Sonne und es war nicht mehr so kalt wie zuvor. Wir hatten noch fünf Tage Reise vor uns. Es würden schlimme fünf Tage werden. Bei jeder auf und ab Bewegung des Pferdes tat mein Hintern weh. Und da wir die anderen nun mal aufholen wollten, mussten wir galoppieren - und das die ganze Zeit über.

Aber auch das konnte ich nicht ändern, also blieb ich stumm sitzen. Ich spürte James harte Brust an meinem Rücken. Sie vermittelte mir eine Art Sicherheit. Er beugte sich näher ran und sagte »Schlaf ein bisschen«. Dieses Angebot klang verlockend, da Alina an Jakob gelehnt bereits eingeschlafen war. Aber ich wollte wach bleiben. Ich mochte es nicht, unwissend darüber zu sein, was als Nächstes passieren würde und nicht die Oberhand über eine Situation zu haben. Also sagte ich »Nein, ich bin nicht müde« und schaute in die Ferne. Richtung Dunkelheit, in die wir ritten, denn die Sonne lag hinter uns.

»Du brauchst nicht zu lügen, Rose, ich sehe es dir doch an. Wenn etwas sein sollte, wecke ich dich. Außerdem musst du ausgeruht sein bei der nächsten Prüfung, denn du weißt nicht, was dich erwartet. Vertrau mir« Ich tat es. Wie konnte ich auch nicht? Zudem war Jakob noch wach, ihm vertraue ich noch mehr als James oder jedem anderen hier.

»Lass mich bloß nicht vom Pferd fallen« drohte ich James. Er lachte leicht und sagte spielerisch »Ich überlege es mir.«

»Du überlegst es dir?« fragte ich empört und wusste, dass er das nicht so meinte. Im Gegensatz zu Henry hatte ich das Gefühl, dass ich seinen Worten Glauben schenken konnte. Den, auch wenn Henry versprach wach zu bleiben, verfiel er immer dem Schlaf. Ich schloss meine Augen und es brauchte nicht lange bis mich die Dunkelheit- trotz des Galopps- einlullte.

***

Jemand rüttelte mich am Arm wach. Ich schrak auf. Doch meine Augen waren nicht an die Helligkeit gewöhnt, deswegen kniff ich sie nach einem ziehen auf der Netzhaut wieder zu. Ich tastete nach James. Er saß noch hinter mir und aus dem Galopp war ein Traben geworden. »Was ist passiert« fragte ich ihn. Hob meine Hand vor die Augen, um sie zu schützen. Die Sonne stand jetzt genau über uns. »Wie lange habe ich geschlafen?« fragte ich ihn. »Einige Stunden« antwortete er mir. »Warum hast du mich nicht früher geweckt? fragte ich. Ich schaute zu Alina, welche ebenfalls bereits wach war. Ich konnte nicht glauben, dass ich nicht von dem Galopp geweckt wurde. »Ich habe es versucht, aber du hast geschlafen wie ein Stein« bestätigte James meine Vermutung.

»Und du hast geschnarcht - sehr laut sogar« gab Jakob von sich und Alina fing an zu lachen. Jakob und Alina ritten links von mir und James, wohingegen Henry und Malia sich auf unserer Rechten befanden. »Das habe ich nicht!« protestierte ich. »Doch das hast du« sagte jetzt auch Henry. »Du bist auch gegen mich?« sagte ich und schaute nach rechts.

»Ich stehe immer zu der Wahrheit« sagte Henry. Sofort zog ich eine Augenbraue hoch und musterte ihn skeptisch, weil genau das Gegenteil auf ihn zutraf. Alle fingen an zu lachen, weil sie dasselbe dachten. Ich fragte Malia »Habe ich wirklich geschnarcht?«. Sie stieß ein kleines amüsierte Lachen aus und sagte »Ein bisschen vielleicht« und zeigte mit ihrem Daumen und Zeigefinger, was sie unter ein bisschen verstand. Der Abstand war viel zu groß!

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