Kapitel 26 - Unausgesprochene Wort

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♛Henry♛

Ich sah die Stadt und die vielen Menschen, die glücklich zu uns aufschauten und uns in einer fremden Sprache dankten. Blackwood - zu mindestens glaubte ich das es Blackwood war - wies uns den Weg. Ich nahm einer Frau die Blumen ab, welche sie mir hinhielt, als ich einen dumpfen Aufprall im Sand hinter mir hörte. Ich drehte mich im Sattel um und sah Rose im Sand liegen. Ihre Augen waren geschlossen und ihr Körper lag gekrümmt, wie sie gefallen war, da und bewegte sich nicht.

»Rose?!« rief ich und mein Herzschlag schoss vor Panik in die Höhe, während ich vom Pferd sprang und zu ihr eilte. Ich hob ihren Kopf an und legte ihn mir auf den Schoß. Ich strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht und erschrak, denn ihre Haut war kalt wie Schnee im Winter und das mitten in der Wüste.

»Sie ist eiskalt. Wir müssen sie reinbringen, jetzt!« ich hob ihren Körper mit meinen Armen hoch und sie wiegte ihren Kopf auf meiner Brust und wimmerte etwas undeutlich vor sich hin. Arthur zeigte uns den Weg zu einer Unterkunft, in der wir vorerst bleiben konnten.

»Folgt mir, es ist nicht mehr weit« sagte er und wies uns den Weg in ein Zimmer, in dem sich ein Bett befand. Ich legte Rose auf das ordentlich gemachte und frisch riechende Bett. Ich zog die Decke über Rose und setzte mich auf den Rand des Bettes. Mittlerweile war sie verstummt. Ich strich ihr über den Kopf und es bildete sich Schweiß auf ihrer Stirn. Arthur und die andern standen besorgt hinter mir und schauten mir über die Schulter.

»Könnte ich ein Tuch und eine Schüssel mit Wasser haben?« fragte ich Mc Claaster. Ich drehte mich wieder Rose zu und bekam nur am Rande mit, wie Mc Classter, die Besitzerin des Hauses meine Bitte zutrug.

Ich nahm Rose Hand in meine und verschränkte unsere Finger miteinander. Sie begann zu zittern. Was ist nur los mit ihr? Wurde sie von einer Schlange gebissen? Oder hat sie sich zu überanstrengt? Hat ihre Magie ihr zu viel abverlangt? Ach Rose, warum behältst du nur immer alles für dich? Ich strich ihr erneut durchs Gesicht.

Die Besitzerin gab Alina eine Schüssel Wasser und ein Tuch. Sie kam an das Bett und übergab sie mir. Ich legte den Stoff, nachdem ich ihn ausgedrückt hatte, Rose auf die Stirn. Ich verschränkte Rose Hände wieder mit meinen, als Alina mir eine Hand auf die Schulter legte. »Pass gut auf sie auf. Wenn es etwas Neues gibt, ruf uns, ja?« sie ging zu Jakob, der im Rahmen der Zimmertür stand und hackte sich bei ihm ein. Die Sorge stand beiden ins Gesicht geschrieben, aber sie wollten mir etwas Raum lassen. Nachdem sie einen letzten sorgenvollen Blick auf Rose gerichtet hatten, verschwanden sie.

Nachdem sie gegangen waren, schlich sich eine Frage in meinen Kopf: Warum spürte ich ihren Schmerz nicht und warum befinde ich mich nicht auch in diesem Zustand? Wir sind doch miteinander verbunden. Alles, was sie hatte, sollte ich doch auch spüren oder ist das was ganz anderes? Erneut so viele Fragen und keine Antworten.

»Naira« wimmerte Rose leise und begann zu zittern. Naira? Wer war das? Ich zog die Decke etwas höher und fester um Rose. »Alles wird gut, Rose« versprach ich ihr ohne wirklich zu wissen, ob ich diese auch halten würde können. Doch es war mir egal. Ich wollte einfach, dass es ihr wieder besser ging. Mein Herz krampfte sich zusammen bei dem Gedanken, was Rose alles durchmachen musste und was sie gerade durchmachte.

»Rose, hörst du mich? Wenn du mich hörst, möchte ich dich wissen lassen, dass ich hier bin und dass alles gut wird. Ich werde so lange bleiben, bis du aufwachst, damit du nicht allein bist. Ich werde mich um dich kümmern« ich hob unsere Hände an meinen Mund und küsste ihre sanft.

»Ress« wimmerte Rose erneut. Wer war denn Ress? Mitten in der Wüste bekam ich eine Gänsehaut. Rose wurde noch kälter und ein Stich durchfuhr mein Herz.

Die Stille wurde von einem Rufen durchschnitten »Rose!? Rose?!« jemand rannte die Treppe hoch. Ich schaute in die Richtung, aus der die Laute kamen. James stand in der Tür. Was will er den hier? »Rose?!« er eilte zu ihr und kniete sich vor das Bett und umfasste ihr Gesicht mit seiner rechten Hand. »Was ist los mit dir? Warum bist du so kalt?« beinahe panisch schaute er auf sie hinab.

»Komm ihr nicht zu nah, du hast schon genug angerichtet, James« schleuderte ich ihm entgegen und entriss ihn Rose, indem ich ihn von ihr weg stieß.

»Erst sprichst du schlecht über mich vor Rose und erreichst damit, dass sie sich von mir fernhält und dann lässt du dich auch noch fast von einem Zauberwesen töten. Weißt du, welche Schuldgefühle sie hatte? Und welche Sorgen sie sich gemacht hatte, nur deinetwegen?« rief ich ihm laut zu und tippte ihn mit meinem Zeigefinger gegen die Brust. Ich achtete darauf, Rose nicht zu stören, aber es stieg eine Wut in mir auf, die schwer zu kontrollieren konnte.

»Was ist denn nur los mit dir? Ich habe ihr nur die Wahrheit gesagt, dass du nun mal nicht so unschuldig bist wie du vorgibst zu sein und dass sie sich vor dir in Acht nehmen soll.« warf er mir entgegen.

»Du hast doch überhaupt keine Ahnung, was sie alles in ihrem Leben durchmachen musste oder wer sie wirklich ist! Sie musste die Scherben ihres Herzens schon einmal vom Boden sammeln und zusammenfügen. Doch das interessiert dich nicht, oder liege ich da falsch?! Dich hat es nicht interessiert, wie hart sie trainiert hat, um auf die Prüfungen vorbereitet zu sein, dass sie es liebt, andere Menschen glücklich zu machen, auch wenn sie selbst unglücklich ist. Du kommst nur, wenn es dir passt und gibst vor ein Held zu sein, doch das bist du nicht. Das Problem ist nur, dass sie es noch nicht verstanden hat. Sie ist an mich gebunden! Ich habe ihr geholfen, sie gerettet, mehr Zeit verbracht, als du und kenne sie auch besser. Sie wird nicht auf deine heuchlerische Art reinfallen! Du willst, dass sie sich von mir fernhält, aber das lasse ich nicht zu!« schleuderte ich ihm entgegen.

Seine Miene veränderte sich sprungartig, so als würde er verstehen »Du magst sie!« war das einzige, was er von sich gab. Nachdem ich ihn all das an den Kopf geworfen hatte, war dies das Einzige, was er zu sagen hatte?

»Und wenn dem so wäre, was kümmert es dich?« herausfordernd schaute ich ihn an und baute mich vor ihm auf. Ich drängte ihn weiter Richtung Tür.

»Was es mich kümmert? Ob du es glaubst oder nicht, ich empfinde auch etwas für sie« gab er ernst von sich. Er beeindruckte mich keinster Weise, denn er kannte kein Ehrgefühl.

»Ich würde nur allzu gerne sehen, wer du hinter der Maske bist, James. Ich habe dir von Anfang an nicht vertraut« wir lieferten uns ein Augenduell. Bei ihm werde ich das Gefühl nicht los, dass er nicht der war, für den er sich ausgab und dieses Gespräch war schon lange überfällig gewesen.

»Jetzt verstehe ich, warum du uns immer mit deinem Blick durchbohrt hast. Du bist doch nur eifersüchtig und hast Angst, dass sie sich mir zuwendet und nicht dir! Es ist doch nur ein Spiel für dich wie es bei all den anderen war« versuchte er mich zu provozieren als Rose erneut zu wispern begann »Henry?«

Ich eilte zu ihr und setzte mich an die Kante des Bettes. »Rose, was ist los? Ich bin hier« sagte ich und griff ihre Hand erneut.

Ohne mich umzudrehen, sagte ich in den Raum »Verschwinde von hier, James, ich bin mir sicher, dass sie dich nicht sehen möchte.«

»Ich werde nicht gehen!« protestierte James wie ein Kleinkind. In seiner Stimme glaubte ich ein Hauch von Trauer zu spüren.

»James, mach es nicht schwerer als es ist. Rose muss sich ausruhen und das Theater, was ihr hier veranstaltet, verbessert ihren Zustand nicht. Und du hast sie selbst gehört, sie hat nach Henry verlangt. Ihr könnt später weiterreden« hörte ich Jakobs Stimme plötzlich.

Ich drehte mich zu Jakob und James um und sah ein Funkeln in den Augen und mir wurde klar, es würde kein einfacher Kampf werden, aber ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, um Rose vor ihm zu schützen.

Im Herzen der MagieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt