Kapitel 12- Titania

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Als ich meine Augen öffnete, fühlte ich mich nicht benebelt. Hatte keine rasenden Kopfschmerzen oder fühlt mich unwohl. Ganz im Gegenteil. Ich fühlte mich leicht und unbeschwert. Aber vielleicht hat das etwas mit meiner Umgebung zu tun. Denn ich war nicht in dem eisernen Käfig, sondern in dem Schlosspark. Und ich stand genau vor dem Labyrinth.

Habe ich das alles geträumt, als ich in den Labyrinthschleier an diesem Abend geschaut hatte. Hatte ich die Zukunft gesehen? Das kann doch nicht sein? Aber nach den Ereignissen letzter Woche sollte mich nichts mehr überraschen. Ich hörte schnelle Schritte und Rufe hinter mir- die Palastwache war bestimmt gekommen, um mich zu holen. Ich rannte los.  Eine Gestalt erschien vor mir, nahm meine Hand und zog mich ins Labyrinth. Ich wehrte mich dagegen, doch die Gestalt zog mich weiter. Und ohne, dass er seinen Mund öffnete, hörte ich seine Stimme klar und deutlich in meinem Kopf. Wenn du nicht hier sterben möchtest, dann kommst du gefälligst mit mir!

Er schien sehr aufgebracht zu sein. Aber in Anbetracht der Tatsache, dass uns Wachen auf den Fersen waren, war das vollkommen verständlich. Er schaute zu mir zurück und ich erkannte ... es war die Gestalt aus der Wüste, die wie aus dem Nichts aufgetaucht und wieder verschwunden war. Doch auch jetzt konnte ich sein Gesicht nicht erkennen.

Beeil dich! hörte ich die Stimme wieder. Ich kannte die Stimme! Ich schaute auf die Hand, die Meine festhielt. Ich hatte keine Zeit, über das nachzudenken, was ich eben herausgefunden hatte.

Inmitten des dunklen Labyrinths erschien in der Ferneder Ausgang und ein helles Licht. Die Gestalt beschleunigt seine Schritte. Ichhörte die Soldaten hinter mir. Ich beschleunigte meine Schritte.

Einige Sekunden später erreichten wir den Ausgang, schlüpfen durch ihnen hindurch. Hinter uns verschloss sich der Ausgang und die Soldaten blieben hinter diesem stecken.

Ich musste meine Augen zukneifen, da sie sich erst an die Helligkeit gewöhnen mussten.

Ich schaute mich in der Umgebung um und konnte nicht glauben, was ich sah. Ein Feenreich! Überall schwirrten kleine Feen herum. Unter ihnen waren jedoch auch Menschenähnliche Wesen zu sehen.

Überall wo man hinsah, waren Blumen in den buntesten Farben, die ich je gesehen hatte. Weiter hinten stand ein riesiger Baum, welcher das Zentrum des Reiches bilden sollte. Dahinter erstreckte sich ein großes, weißes Schloss.

Ich setzte einen Fuß vor den anderen und machte mich auf den Weg Richtung Schloss. Meine Hand war jetzt wieder von der Gestalt freigegeben worden, was kein Wunder war, weil sie wieder verschwunden war. Nun stand ich allein auf der Lichtung. Götter, wie ich das hasse.

Hier an diesem Ort schien alles so fröhlich und friedlich. Alle, die an mir vorbeikamen, machten große Augen und nickten mir zu. Ich tat das Gleiche.

Die Feen sprachen eine mir unbekannte Sprache, sodass ich niemanden ansprechen konnte, ohne dass sie mich so ansahen, als hätte sie einen Geist gesehen, weil sie mich nicht verstanden, was ich von ihnen wollte.

Also setzte ich meinen Weg allein fort, ohne zu wissen, wohin ich ging. Ich hielt meinen Kurs Richtung Schloss.

Warum war ich hier hingebracht worden? Was sollte das alles bedeuten? War ich vielleicht gestorben?

An der Palastmauer angekommen, versucht ich mit den Soldaten zu sprechen. »WO IST DEIN KÖNIG?« fragte ich den Soldaten, klar, deutlich und langsam, vor mir. Es sah mich amüsiert an. »Ich kann Eure Sprache verstehen. Ihr müsst sie mir nicht ins Ohr brüllen« sagte er und machte sich über mich lustig. Es war mir ein wenig peinlich, trotzdem sprach ich weiter. Diesmal aber normal, wie ein Mensch. »Wo ist der König dieses ... äh.. sagen wir mal Feenreichs?«. »Dieses Feenreich heißt Titania. Orlon unser König hat sich schon gefragt, wann ihr eintreffen würdet. Bitte begleitet mich, Mylady« sagte er und es erschien ein amüsiertes Lächeln auf seinem Gesicht.

Mylady? Er macht sich über mich lustig! Ich reckte mein Kinn nach vorne und streckte meinen Rücken gerade. Wenn ich schon von einem Soldaten ausgelacht werde, dann schon mit Würde.

Ich folgte dem Soldaten. Er machte sich nicht die Mühe zurückzuschauen, um sich zu vergewissern, ob ich noch da oder verloren gegangen war. »Wie heißt ihr?« fragte ich und beiße mir auf die Zunge, weil ich so verdammt dumm war, diese Frage gestellt zu haben. "Ress, Captain der königlichen Leibgarde, stets zu Euren Diensten" sagte er und verneigte sich kurz und ging dann weiter. Ein Captain? Mit so einer großen Klappe? Dann muss er aber Glück gehabt haben oder er ist gut in dem, was er macht.

»Mein Name ist« fing ich an, doch weiter kam ich nicht. »Ich weiß, wer ihr seid. Jeder weiß es. Ihr seid Rose Brown aus dem Dorf Daver. Ihr habet einen Vater, der einst Soldat war, aber zu schwer verletzt wurde, um in der Armee zu bleiben. Eure Mutter war eine Schneiderin am königlichen Hofe. Dort haben sie sich auch kennengelernt und Euch und Eure kleine Schwester Amy großgezogen. Ihr kamt in die Auswahl zu Königin, warum genau weiß keiner, aber das lag bestimmt nicht an Eurem Aussehen« sagte Ress und drehte seinen Kopf wieder nach vorne. "Aber was ich mit Sicherheit weiß, ist, dass es kein Zufall war".

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