Kapitel 25 - Unerwartetes Erscheinen

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Mein Blickfeld war ganz verschwommen und mein Kopf tat weh. Eine Person erschien vor meinen Augen, doch meine Sicht ließ nicht zu, dass ich diese klar sehen konnte. Ich spürte den Boden unter mir. Er war weich und roch gut nach...Gras? Aber waren wir nicht in der Wüste? Die Person half mir auf und alles drehte sich. Und ich konnte wieder klarere sehen.

»Wie fühlt ihr Euch?« fragte mich die weibliche Unbekannte besorgt. Sie hatte blond-silberne Haare, welches in der Sonne glänzten und ein ungewöhnliches, aber schönen Bild abgaben. Als ich ihre Augen wahrnahm, stockte mir der Atem, denn sie waren ebenfalls strahlend grau. Die Frau trug eine Art Sari, welcher nur das allernötigste bedeckte, um nicht vollkommen entblößt zu sein. Das Kristallblau ihrer Kleidung umrahmte ihre Augen und ihren Körper und machte sie zu einer wahren Schönheit. Ungewöhnlich war, dass sie mehrere Dolche an einem Gurt trug.

Noch nicht in der Lage zu sprechen, nickt ich nur und schaute mich in der Umgebung um. Ein großer Baum spendete uns Schatten und eine leichte Brise wehte meine losen Strähnen aus dem Gesicht, welche in meiner Ohnmacht ihren Platz dort gefunden hatten. Ich versuchte aufzustehen und sie unterstützte mich dabei, da ich noch wackelig auf den Beinen war und keinen festen Halt außer ihr hatte.

»Wie lautet Euer Name?« sprach mich die Unbekannte an und versucht Informationen aus ihr herauszubekommen, da ich noch nicht ganz verstand, wo genau ich mich befand. »Wir wurden und noch nicht vorgestellt. Mein Name ist Naira, älteste Tochter Orlons. Wir haben lange auf Euch gewartet und deshalb freue ich mich umso mehr, Euch hier ein weiteres Mal begrüßen zu dürfen. Eure Macht ist stark, doch unkontrolliert, sodass sie irreparablen Schaden nicht nur für andere, sondern auch für Euch bedeuten kann und deshalb seid Ihr hier.«

»Was bedeutet Euer Name?« unterbrach ich Sie.

»Naira? Mein Name bedeutet in unserer Sprache Flammenherz. Meine Eltern gaben ihn mir, weil meine Mutter wusste, dass ich einmal die Mutigste unseres Reiches sein werde.« in Gedanken versunken schaute sie in die Ferne.

Ich hörte ihr schweigend zu und sah mich in der Umgebung um. Sie war freundlich, aufgeschlossen, sowie sympathisch und benahm sich wie ein aufgeregtes Kind, welches seine Vorfreude nicht verbergen konnte. »Darf ich Euch fragen, welche Aufgabe Ihr am Hofe Eures Vaters habt?«

»Ich bin seine Kriegsministerin und oberste Offizieren in seiner Armee. Ich trainierte und trainiere jeden Soldaten in unserem Königreich, unabhängig, ob sie weiblich oder männlich sind. Politik war schon als ich ein Kind war nichts für mich, also entschied ich mich für etwas, was mir gefiel - die Kampfkunst. Damit ähneln wir uns in etwas, nicht wahr?« lächelnd zog sie mich weiter.

»Habt ihr Geschwister?« forschte ich weiter nach.

»Zwei Schwestern, welche ihr in Kürze kennenlernen werdet. Meine Mutter ist bereits vor Jahren in einem Kamp mit einem Zauberwesen verstorben. Sie hatte gewusst das ihr kommen würdet und seit dem Tag warten wir auch Euch. Wisst ihr, sie konnte bereits verstorbene Menschen sehen und sogar mit ihnen reden. Auf diese Weise wusste sie viele Sachen, bevor sie geschehen waren. Es hatte sie zu Beginn belastet, aber sie wuchs in ihr Schicksal hinein und hat es akzeptiert, so wie ihr es auch tun werdet.« gab sie wie ein Wasserfall von sich.

»Was mit Eurer Mutter geschehen ist, tut mir wirklich sehr leid - sie scheint was ganz Besonderes gewesen zu sein.« sprach ihr mein Beileid aus.

»Ja, das war sie. Wusstet ihr, dass meine Mutter Euch den Namen Ambrasia gab?« neugierig sah sie mich an. Ich schüttelte nur meinen Kopf.

»Es bedeutet "Die Eine". Die Menschen hier kennen Euch nur unter diesem Namen, also wundert Euch nicht, wenn sie Euch hier mit diesem ansprechen« sprach sie erneut in Gedanken versunken zu mir.

Schließlich kamen wir an der Spitze des Abhangs an und schauten auf eine wunderschöne und belebte Stadt. Die Sonne strahlte auf das weiße Marmorschloss am Horizont. Hier fühlte ich mich wirklich sehr wohl.

Natürlich fühlt ihr Euch hier wohl, es ist Euer Volk!, hörte ich Nairas Stimme in meinem Kopf.

»Oh Gott, das hatte ich ja ganz vergessen« ich klatsche mir mit meiner Handfläche auf meine Stirn. Kopfschmerzen explodierten in meinem Kopf und verschwanden einen Moment später wieder.

Daran werdet ihr Euch noch gewöhnen. Ihr könnte das Ebenfalls - mit andern durch die Gedanken kommunizieren, aber sie auch blockieren, sodass sie niemand hören kann, aber das werdet ihr noch in den nächsten Tagen alles lernen.

Schweigend gingen wir weiter. Hatte sie gesagt, in den nächsten Tagen? Ich sah zu ihr herüber und sie nickte nur.

»Was soll das bedeuten? Ich muss zurück, ich kann hier nicht bleiben« Panik stieg in mir auf.

»Alles zu seiner Zeit, Ambrasia« beruhigte Sie mich.

Ich versuchte mich zu beruhigen und folgte ihr den Hang hinunter, bis wir vor dem Schloss standen.

»Nah sie mal einer an, wen haben wir denn da?« hörte ich eine Stimme. Ich drehte mich um und musste lächeln, als ich den Captain der königlichen Leibgarde sah.

»Lange nicht gesehen, Captain Ress« sagte ich und verbeugt mich dramatisch vor ihm. »Ich freue mich wirklich Euch zu sehen«

»Ganz meiner Seitz, My Lady« sagte er mit einem hinterhältigen Grinsen im Gesicht.

Ich versuchte nicht daran zu denken, dass ich ihn eigentliche mochte und die Gespräche zwischen uns vermisst hatte, auch wenn ich ihn nur einmal gesehen hatte. Ich hatte Sorge, er würde meine Gedanken hören. Doch in seinem Gesicht sah ich kein Anzeichen dafür. Gott sei Dank.

»Ress, wird Dich zu meinem Vater bringen.« unterbrach sie meine Gedanken und ließ uns allein.

»Folgt mir« ertönte Ress melodische, aber dunkle Stimme.

»Als ich das letzte Mal von hier fort gegangen war, hatte Orlon gesagt, dass sie hier sind. Wen meinte er damit? Wer sind Sie?« hackte ich nach.

»Wir wissen es nicht ganz genau. Sie kommen, seit Eure Magie erwacht ist. Es ist ein großes Risiko, dass ihr hier seid, denn hier können Sie Euch finden, aber habt keine Angst, wir haben spezielle Zauber ausgesprochen, die Euch schützen werden.« ein besorgter Unterton entkam seiner Stimme. Welche Wesen müssen das sein, um, diese magische Barriere durchbrechen zu können?

Nach einigen Minuten Schweigen kamen wir auf eine Wiese. Orlon stand mit dem Rücken zu uns.

»Seid gütig zu ihm und macht keinen Ärger. Unser ganzes Schicksal hängt von Euch allein ab.« Ress schaute mir tief in die Augen und meinte es ernst. Es schien, als würde er mich anflehen - mit seinen Augen und mit seinen Worten. Ich nickte und gab mir selbst das Versprechen, dass ich mein Bestes geben würde.

»Orlon!« rief ich in die Weite, während sich Ress entfernte.

»Ihr seid eingetroffen. Machen wir uns sofort an die Arbeit, die Zeit ist knapp. Meine erste Tochter hast du bereits kennengelernt. Meine anderen beiden Töchter werdet Ihr während deines Aufenthaltes noch kennenlernen. «

»Orlon, ich kann nicht hierbleiben! Ich muss die Prüfungen bestehen!« protestierte ich.

»Deine Freunde passen gut auf dich auf. Sie werden sich schon bald auf den Weg zur nächsten Prüfung machen. Macht dir um sie keine Sorgen, meine Leute passen auf sie und auf deinen Körper« erklärte er mir.

»Mein Körper?« ungläubig sah ich ihn an. »Ich bin doch hier!«

»Nein, nur dein Geist.«

»Warum bin ich hier und warum hast du mir nicht geholfen, als ich um deine Hilfe gebeten habe?« verlangte ich zu wissen.

»Ich kann dir auch nicht in allem helfen. Es ist deine Prüfung, nicht meine. Das Einzige, was ich dir beibringen kann, ist, wie du mit deiner Kraft umgehen kannst. Ich kann dein Schicksal beeinflussen, aber nicht übernehmen, das muss du schon selber tun. Und unser Training wird jetzt beginnen.« 



Im Herzen der MagieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt