Kapitel 3 - Der König und der Prinz

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Als wir am nächsten Morgen aufwachten, stand die Sonne schon hoch am Himmel und erhellte das gesamte Zimmer mit ihrem goldenen Schein. Wahrscheinlich war es bereits Mittag. Ich hatte tief und fest geschlafen. Am liebsten würde ich im Bett bleiben, da es so kuschelig und warm war. Alina drehte sich zu mir um und fing an zu lächeln.

»Warum lächelst du?« fragte ich sie. »Du siehst aus als hättest du dich verliebt«.

»Vielleicht habe ich das auch« antwortete sie und hob ihre Augenbrauen. Ein Lächeln bildete sich auch auf meinem Gesicht ab. »Wer ist denn der Glückliche?«fragte ich sie neugierig. »Der Soldat von gestern. Er hatte die schönsten Augen, die ich gesehen habe und sein Gesicht...«sie drehte sich auf den Rücken und lächelte noch mehr.

Plötzlich drehte sie sich um und sagte»Das darfst du ihm aber nicht sagen« forderte sie mich auf und hob einen Finger, um auf mich zu zeigen. Es sah aus, als würde sie mit einem kleinen Kind schimpfen, welches unartig gewesen war.

»Warum nicht?« neckte ich sie und mein Lächeln wurde noch breiter.

»Du wagst es so was zu sagen?« fragte sie mich im spielerischen Ton und warf mit einem Kissen nach mir.

Überrascht darüber konnte ich es nicht auffangen und es landete in meinem Gesicht. Ich richtete mich auf und warf das Kissen zurück, jedoch wich sie geschickt aus. Die Kissen flogen im Raum und wir rannten umher. Ich mochte sie. Auch wenn ich sie seit gestern Abend kannte, sah ich sie schon als Freundin an. Und dass Jakob ihr gefiel, freute mich.

Plötzlich ertönte ein Klopfen von der Tür. Sofort hörten wir auf zu lachen und sammelten schnell die Kissen ein. »Herein!« rief ich. Die Tür öffnete sich, Jakob kam in den Raum. Hinter ihm standen zwei Kammerzofen, die sich um uns kümmern sollten. »Wie es aussieht, seid ihr wach« stellte er fest. Ich und Alina schauten uns an und lachten laut los.

Die Kammerzofen kamen ins Zimmer und stellten das Essen, welches auf einem kleinen, silbernen, fahrbaren Anrichte stand, auf den Tisch. Sofort erfüllte der Geruch nach Zimt und gebratenem Hühnchen den Raum. Erst jetzt bemerkte ich wie hungrig ich war, da ich gestern Abend nichts mehr gegessen hatte. Es ertönte ein Knurren. Ich drehte mich zu Alina und stellte fest, dass sie ebenfalls Hunger hatte, da dasselbe Geräusch auch aus ihrer Richtung kam.

Die Zofen kümmerten sich um unsere Betten, während wir aßen. Das Essen schmeckte köstlich. So etwas Leckeres hatte ich noch nie in meinem Leben gegessen. »Wie viele Mädchen sind gestern eingetroffen?« fragte ich Jakob.

»122« antwortete er beiläufig.

»Das sind aber ziemlich wenig«.

»Im Laufe der Woche werden noch weitere Damen eintreffen. Zum Ende der Woche sollten es dann 200 sein« beendete Jakob den Satz.

Durch den Krieg war die Zahl der Bevölkerung stark gesunken und viele vertrauten dem zukünftigen König nicht. Doch warum waren nur so wenige erschienen? Wissen sie etwas, von dem wir nicht wissen? Ich und Alina starrten uns an »200!« schrie sie erschrocken.

»Wie will man die alle unterbringen? Und was noch viel wichtiger ist, wie will der Prinz sie alle kennenlernen und entscheiden, wer seine Künftige sein soll?«.

Jakob überlegte, wie er die Frage beantworten sollte ohne zu viel zu verraten, was uns heute erwarten würde. »Das werden die Damen heute Abend erfahren, wenn ihr den künftigen König treffen werdet« Jakob forderte die Zofen auf, das Essen wegzubringen und uns zu kleiden und zu frisieren.

Während dieses aufwendigen Prozesses unterhielten Alina und ich uns. »Was denkst du, erwartet uns heute Abend und in den kommenden Wochen?« fragte sie mich neugierig.

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