Kapitel 7

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"Hallo, mein Name ist Mrs Sawyer und ich bin vom Jugendamt." Die Worte drangen in meinen Kopf doch ich brauchte eine Weile um sie zu verstehen. Ich mochte dieses Amt für offizielle Kindesentführung nicht. Seit meine Mutter gestorben war hatten die immer wieder eine Psychologin zu uns nach Hause geschickt um "mir zu helfen, dieses schwierige Kapitel in meinem Leben zu überstehen" doch ich hatte mich geweigert mit ihr zu reden. Sie hatte daraus wohl den Schluss gezogen das ich tiefsitzende Probleme hatte die mit meinem Vater zusammen hingen also hatte sie ihre Chefin verständigt und die wollte mich jetzt von meinem Vater und aus meinem Zuhause weg in eine andere Familie bringen. Jedenfalls war das meine Theorie. Anscheinend sah sie die Angst in meinen Augen und deutete sie falsch. "Du brauchst dich nicht vor mir zu fürchten" sagte sie mit freundlicher Stimme während sie sich neben mich auf den noch freien Sessel setzte. "Ich lasse euch sie dann mal allein" sagte Mr Brown plötzlich und ich zuckte zusammen, ich hatte völlig vergessen das er auch noch da war.

"Ich weiß wie du dich fühlst" fing die Frau neben mir an "Mein Vater hat mich auch misshandelt aber du musst dir helfen lassen aus diesem Teufelskreis heraus zu kommen." Wie bitte? Was? Teufelskreis? "Aber ich..." begann ich doch sie lies mich nicht aussprechen und redete einfach weiter auf mich ein: " Wir haben schon alles vorbereitet mach dir keine Sorgen. Es gibt eine sehr nette Familie in Tacoma sie nehmen dich gerne auf bis sich alles wieder beruhigt hat. Sie holen dich gleich nach dieser Stunde ab. Ach ja und in diesem Moment informieren wir gerade deinen Vater der wird dir so schnell nichts mehr tun" sie redete noch irgendetwas weiter doch ich hörte ihr nicht mehr zu. Sie bringt mich in eine neue Familie! Ich werde meinen Vater nicht mehr sehen! Warum? Warum hatten sie das alles über meinen Kopf hinweg entschieden? "Ahm..." unterbrach ich ihren Redeschwall doch dann wusste ich nicht was ich sagen sollte. Wut, Trauer und Angst überschwemmten mich und mir liefen Tränen übers Gesicht "Du musst dich nicht bedanken ich helfe dir gerne." "Was ist mit meinen Sachen?" fragte ich außer Stande ihr zu widersprechen, das würde sowieso nichts bringen. "Die bringt meine Kollegin mit. Es dürfte nicht mehr lange dauern" Ich konnte nur stumm nicken, wenigstens hatte ich aufgehört zu weinen. Eine Weile saßen wir stumm da bis der Schulgong ertönte und ich zusammen zuckte. "Lass uns schon mal raus gehen" sagte Mrs Sawyer in freundschaftlichem Ton. Langsam stand ich auf und ging ihr hinter her durch den überfüllten Gang, hinunter in den Eingangsbereich. Dort fing uns eine ältere Dame mit sehr strengem Gesicht ab, die meiner Begleiterin eine Tasche in die Hand drückte. "Ich hoffe das reicht" meinte sie mit einer erstaunlich hohen Stimme und war auch schon wieder verschwunden. "Komm wir gehen weiter" sagte Mrs Sawyer neben mir und wir bahnten uns einen Weg durch das Gedränge hinaus auf den Schulhof. "Da stehen sie", meine Begleiterin deutete auf ein Silber-graus Auto das, wie konnte es anders sein, direkt vor dem Eingang der Schule parkte. "Und jetzt?" meine Stimme klang brüchig "du steigst ein und fährst mit ihnen zu deinem neuen Zuhause!" sie gab sich nicht einmal mühe ihre Stimme zu dämpfen und als ich ins Auto stieg blieb mein Blick für einen Moment an Embry hängen. Er starrte mich verwundert an und als ich eine Augenbraue hob sah ich wie sich seine Miene von dieser Ungläubigkeit in Entsetzen verwandelte. Das letzte was ich sah, bevor sich die Autotür hinter mir schloss, waren die anderen Jungs, die Embry komisch anstarrten.


Nicht ohne dich, du IdiotWo Geschichten leben. Entdecke jetzt