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Die Veranstaltung war wie erwartet todeslangweilig, aber was tut man nicht alles für seine beste Freundin.
„Hey wir haben jetzt Englisch, da können wir doch gleich mal schauen wer unsere neue Lehrerin ist. Die wird sich freuen" grinst mich Lea an.
„Mhm stimmt" meine ich gelangweilt, schnappe meine Tasche und gehe mit ihr in den Englisch Raum. Keine Ahnung warum sich Lea überhaupt darum kümmert, wen wir jetzt haben. Mir ist sowas scheissegal.
Wie selbstverständlich belegen wir zwei Plätze in der hintersten Reihe, da hat man seine Ruhe vor Mitschülern. Na toll denke ich, Marie ist also auch in unserem Englisch Kurs. Gerade kommt sie durch die Tür geschwebt und setzt sich -natürlich- in die erste Reihe. Wie kann man in der Schule so gute Laune haben und dann auch noch freiwillig ganz vorne sitzen? Naja was geht mich das an. Was meine Mitschüler treiben hatte mich noch nie interessiert .

Langsam füllt sich der Saal, doch von der neuen Lehrerin ist noch nichts zu sehen. Wozu geht man zur Schule wenn keine Lehrer da sind? Ich stehe auf und war schon fast zur Tür raus als ich plötzlich mit jemandem zusammenstoße.

„Aua Mensch pass doch auf wo du hinläufst" fahre ich die Person an ohne darauf zu achten, wer den Zusammenprall verursacht hat.
„Oh Mist meine Arbeitsblätter!"
„Alter das darf jetzt nicht wahr sein oder?!" rufe ich entsetzt. Es ist die Lehrerin, die uns beim Rauchen erwischt hat. Die hat mir gerade noch gefehlt mit ihrer besserwisserischen Art.
„Oh tut mir leid ich habe dich nicht gesehen!" Murmelt sie entschuldigend. „Warte mal, dich kenn ich doch! Du hast auf dem Sportplatz geraucht" erinnert sie sich.

„Aha und jetzt?"
„Setzt du dich wieder hin und wirst deine unfreundliche Klappe halten." antwortet sie schroff.
Okay, sie kann also auch austeilen. Nicht mit mir denke ich. „Bring mich dazu" entgegne ich herausfordernd, jedoch mit einem schelmischen Grinsen. Doch leider geht sie nicht darauf ein und ich bin gezwungen mich wieder auf meinen Stuhl neben Lea fallen zu lassen.

Dieses Jahr kann ich mir nicht mehr allzu viele Fehltritte erlauben, da ich schon einige Verweise gesammelt hab. Die Verweise sind mir eigentlich egal, aber noch zwei weitere und ich fliege von der Schule. Nicht dass ich darüber traurig wäre, aber das würde bedeuten, dass ich den ganzen Tag zuhause rumsitzen müsste. Und das will ich mir nunmal nicht antun.

„So, da nun endlich alle auf ihren Plätzen sitzen, kann ich anfangen. Mein Name ist Miss Gerstl und ich bin die neue Lehrerin für Englisch und Biologie. Noch Fragen?"
„Nur Miss Gerstl?" will Lea wissen.
„Ja nur Miss Gerstl. Mein Vorname geht euch nichts an."
„Ist die spießig" flüstere ich Lea zu.

Dabei sieht sie gar nicht wie eine Spießerin aus, denke ich geistesabwesend. Ehrlich gesagt sieht sie ziemlich gut aus. Ihr braunes Haar fällt ihr in leichten Wellen über die Schultern und reicht ihr bis zu den Brüsten. Sie trägt ein weiße Bluse, die in meinen Augen zu durchsichtig ist für eine Lehrerin. Dazu trägt sie hellblaue Jeans und weiße Sneakers. Nicht gerade aufregend, aber irgendwie sexy... Als ich mir sie genauer anschaue fällt mir auf, dass sie wohl noch sehr jung sein muss. Genauer gesagt sieht sie nicht älter aus als 30. Das wird ein Spaß, ich liebe es junge Lehrerinnen zu verwirren und zu ärgern.

Miss Gerstl geht die Klassenliste durch und überprüft die Anwesenheit aller Schüler.
„Marie Reid?"
„Ja hier!" quiekt sie aufgeregt. Ohmann selbst da kann die nicht ruhig bleiben.
„Lea Koen?"
„Anwesend" antwortet meine beste Freundin lässig.
„Und zuletzt Laura Eaton?"
„Stets zu ihren Diensten" meine ich zwinkernd zu ihr.

Ja! Mein Spruch hatte die richtige Wirkung auf sie. Verwirrt blickt sie zu mir und fühlt sich sichtlich unwohl. Okay, scheint so als sei sie doch nicht so taff, wie sie vorgibt zu sein. Was soll's, ist ja nicht mein Problem.
Miss Gerstl schlägt vor, ein kleines Spiel zum kennenlernen zu machen.

„Boah ne sowas wird das hier? Da bin ich raus, tschüss" meine ich, schnappe mir die Tasche und verlasse endgültig den Klassenraum. Kennenlernspiele? Die hat sie doch nicht mehr alle. Ich will nicht, dass mich irgendwer kennt. Eigentlich kennt mich niemand. Nichtmal Lea. Das letzte Mal in unserer Wohnung war sie in der neunten Klasse und seitdem hat sich einiges geändert. Sie weiß nicht, was bei uns zuhause abgeht und das ist auch gut so. Das geht niemanden was an.
Doch nun stehe ich auf dem leeren Gang und fühle mich wie so oft ziemlich alleine. Zugeben würde ich das natürlich niemals. Genau genommen brauche ich auch niemanden. Ich bin schon immer ziemlich gut alleine klar gekommen. Nicht weil ich es wollte, sondern weil ich musste.

„Hey Laura, lang nicht mehr gesehen altes Haus" höre ich eine Stimme hinter mir sagen. Ich drehe mich um und sehe meinen Kumpel Jonas vor mir stehen. Von der fünften bis zur zehnten Klasse waren wir unzertrennlich, doch als ich ein Jahr nicht zur Schule ging blieb ich natürlich sitzen und er schaffte es irgendwie sich jetzt bis zum Abschluss durchzuboxen.
„Jonas! Mann tut es gut dich zu sehen, dachte schon ich werd verrückt hier"
„Wieso? Stress mit Lehrern?" will er wissen.
„Mhm so ungefähr." Ich spreche nicht über meine Probleme, das weiß er auch.
„Dann komm mit, hab nh neues Auto. Kannst bei mir pennen wenn du willst." bietet er an. Dankbar für das Angebot gehe ich mit ihm mit. Ich sage nicht viel, doch Jonas versteht mich am besten von allen. Manchmal glaube ich, er versteht mich besser als ich selbst.

Me, because of you. (girlxteacher)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt