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Anmerkung: Beschreibung eines Flashbacks (wegen PTBS!)
Bitte lies dieses Kapitel nicht, wenn es dir damit nicht gut geht.

Ich zucke nur ahnungslos mit den Schultern und schaue auf den Boden, weil ich sie nicht ansehen kann. Ich hasse solche Gespräche. Gespräche, bei denen es um mich geht, enden nie gut.
„Okay, ich habe gesagt, ich mische mich nicht mehr in deine Angelegenheiten ein, aber ich merke doch, dass es dir nicht gut geht. Ich weiß, was damals passiert ist und ich möchte dir helfen."

TW
„Nein.", sage ich leise mit zitternder Stimme. Oh nein, ich weiß was jetzt kommt. Nein, bitte sprich nicht weiter. Bitte, bitte sag nichts mehr. Nicht wieder das Thema. Ich kann das nicht.
Mein Mund wird plötzlich staubtrocken und vor meinen Augen verschwimmt alles. Ich kann nichts mehr sehen. Wo bin ich?
Nein. Hilfe, bitte hilf mir. Nein, nein, nein.
Ich sehe ihn da liegen.
Nein! Nein, bitte ich will das nicht sehen. Nein, bitte geh weg. Er liegt dort. Genau wie damals.
Nein, bitte wach auf. Wach auf! Ich schreie ihn an. Wach auf, Alex! Nein, bitte mach dass es aufhört. Es soll aufhören. Hilfe, bitte hilf mir.
Er ist eiskalt. Nein, bitte. Nein! Mach dass es aufhört! Bitte, hör auf.
Und plötzlich ist alles schwarz.

„Laura? Laura! LAURA!!"
Jemand schreit. Ich höre weit entfernt jemanden schreien. Jemand schreit Laura. Wer ist Laura?
„Laura!!!!" Ich spüre kaltes Wasser in meinem Gesicht. Jemand hat mir Wasser ins Gesicht gespritzt.
Mein Herz rast wie wild. Ich spüre Hände auf mir. Nein, tu deine Hände weg. Nicht anfassen. Blind schlage ich die Hände weg. Jemand hält mich fest. Nein, lass mich los.
„Laura?", und plötzlich weiß ich wer Laura ist. Laura bin ich. Ich bin Laura.
Ich mache meinen Augen auf. Ich liege auf dem Boden. Es ist kalt. Jemand hält mich immer noch fest. Aber ich kann mich nicht bewegen, mein Körper fühlt sich an wie Blei.
„Laura hörst du mich??"
„J- jaa.", krächze ich ganz heiser.

„Laura was ist passiert?? Du bist plötzlich vom Stuhl gekippt, ist dir nicht gut?" Ich weiß immer noch nicht, wer da spricht.
„Was? Nein, ich- ich weiß nicht." Ich bin ganz verwirrt. Was ist passiert? Ich habe es wieder erlebt. Wieso habe ich ihn gesehen? Mir ist ganz schlecht.
„Du musst sofort zum Arzt, ich fahr dich jetzt ins Krankenhaus, ich kann das nicht verantworten." Die Person lässt mich langsam los, ich schaue nach oben und sehe, dass es Miss Gerstl war, die mich gehalten hat.

Sofort springe ich auf, ich will nicht, dass sie denkt ich wäre schwach. Da mir allerdings ziemlich schwindlig ist, muss ich mich sofort an ihr festhalten.
„Vorsicht! Langsam. Komm ich halt dich fest, dann gehen wir zu meinem Auto.", versucht sie mich zu beruhigen.
„Es geht schon, ich muss nicht zum Arzt.", will ich sie überzeugen, aber ich sehe schnell, dass meine Widerworte nicht bei ihr ankommen.
Sie packt mich ins Auto, gibt mir etwas zu trinken und fährt viel zu schnell los.

Im Krankenhaus angekommen schiebt sie mich sofort in die Notaufnahme, wo wir erstmal eine Weile warten müssen. Sie hält die ganze Zeit meine Hand, aber ich habe nicht die Kraft, sie davon abzuhalten. Ehrlich gesagt macht es mir auch nichts aus, dass sie meine Hand hält. Es fühlt sich sogar ein bisschen gut an.
Nach einer Ewigkeit wird mein Name aufgerufen und wir gehen gemeinsam in das Untersuchungszimmer.

„Hallo Miss Eaton, ich bin der zuständige Arzt Dr. Lane.", stellt er sich vor und gibt mir die Hand. Gewandt an Miss Gerstl fragt er: „Und sie sind?"
„Ähm Miss Gerstl, ich bin Lauras Lehrerin.", erklärt sie. An mich gewandt, will sie wissen, ob sie rausgehen soll. Ich schüttle den Kopf. Ich will nicht alleine hier sein. Ich hasse Krankenhäuser.
„Oh okay. Also Miss Eaton, oder darf ich Laura sagen? Was genau ist passiert?", fragt mich Dr. Lane.
„Ja Laura. Ich- ich. Also ich weiß es nicht so genau. Miss Gerstl meinte ich bin vom Stuhl gefallen. Aber- also. Ich kann es mir nicht erklären.", stottere ich voller Überforderung.

„Nun gut, Miss Gerstl ist ihnen etwas aufgefallen, bevor sie ohnmächtig wurde? Irgendwelche Anzeichen?", sieht er sie fragend an.
„Nein gar nichts. Wir haben uns nur unterhalten, auf einmal hat sie die Augen aufgerissen und- sie starrte nur in die Luft. Es sah- etwas gruselig aus. Und dann stürzte sie plötzlich vom Stuhl.", erklärt sie ihm mit besorgtem Blick auf mich.
„Hmm, das ist schon sehr eigenartig. Laura und Verzeihung Miss, aber ich muss fragen, um was ging es in dem Gespräch?", fragt der Arzt nach.

Nein. Ich schüttle den Kopf. Ich will nicht darüber sprechen. Ich habe Angst.
Ich habe so Angst, dass ich ihn wieder sehe. Sehe, wie er dort liegt.
„Soll ich-?", fragt mich Miss Gerstl sanft. Ich nicke. Ich schaue den Arzt und frage ihn, ob ich draußen warten kann. Er stimmt zu und schickt mich mit einer Krankenschwester auf den Flur. Wir reden nicht miteinander und warten nur. Gottseidank. Ich will nicht reden. Aber das Gespräch zwischen den beiden dauert so lange, dass ich viermal alle Fliesen auf dem Flur gezählt habe. Irgendwann nach einer gefühlten Ewigkeit, bittet mich Dr. Lane wieder rein.

„Okay Laura, deine Lehrerin hat mir jetzt einiges erzählt über dich. Ihre Informationen führen mich zu der Annahme, dass hier bei dir kein körperliches Problem vorliegt. Einen allgemeinen Check-Up halte ich trotzdem für sinnvoll.", informiert er mich.
Ich nicke nur und schaffe es nicht, ihn zu fragen was er mit der Aussage meint „es liegt kein körperliches Problem vor". Ja was denn dann? Ich kippe doch nicht einfach so um.

Der Check-Up zeigt keine Auffälligkeiten, was Dr. Lane allerdings auch nicht beruhigt.
„Laura, deine Werte sind unauffällig, jedoch beunruhigen mich ein paar Dinge, die mir deine Lehrerin erzählt hat." Am liebsten würde ich sie böse anschauen oder gar anschnauzen, weil sie ihm wahrscheinlich sämtlichen Quatsch erzählt hat. Ich reiße mich jedoch ausnahmsweise mal zusammen.

Er fährt fort: „Weißt du, es kann sein, dass so ein Anfall, wie du ihn hattest, durch die Psyche ausgelöst wird. Wenn Menschen z.B. schreckliche Dinge erleben und diese nie verarbeiten konnten, trägt die Gefühlswelt, also die Seele, manchmal einen Schaden davon."
„Sagen sie doch gleich, dass ich nen psychischen Knacks habe. Mann ich hab keine Psychotraumatische Störung oder wie das heißt!", motze ich ihn an.
„Nun, das müssten wir dann mit geschulten Therapeuten herausfinden. Der Fachbegriff nennt sich „Posttraumatische Belastungsstörung". Wurdest du damals nicht psychotherapeutisch begleitet?", hakt er nach.
„Doch. Hab ich abgebrochen.", gestehe ich.
Miss Gerstl lässt ein genervtes Schnauben von sich geben.

„Ahja. Ich vermittle dich an einen geeigneten Therapeuten oder Therapeutin. Du willst sowas bestimmt nicht nochmal erleben, oder?"
Ich nicke nur. Nein, ich will das wirklich nie wieder erleben. Ich hatte so Angst. Und es fühlte sich so real an. Es war als hätte ich meinen Bruder ein zweites Mal tot gesehen.

Me, because of you. (girlxteacher)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt