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TW!!!
In diesem Kapitel geht es um Tod, Gewalt und Drogen.
Hilfestellen findest du am Ende des Kapitels.

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etwa vor einem Jahr...
27. Oktober.
- 9:45 Uhr

„Also was sagst du Kleiner?" Er grinst auf diese ekelhafte Art und Weise, wie es nur ein eiskalter Mörder tun würde, kurz bevor er sein Opfer niederstreckt. Der aus Bosnien stammende Camil ist wirklich kein Mensch, mit dem man gerne Mal was trinken geht. „Schlagst du ein oder hast du nicht genug Mumm in Knochen, genau wie deine Vater?" Freudig erwartend reibt er sich die Hände. Er weiß, dass der Junge kein Feigling ist. Er wird es tun.

„Ich habe keine Angst vor dir Camil. Also gib schon her."
„Gut." Sein Grinsen wird noch breiter und die gelben, schiefen Zähne kommen zum Vorschein. „Hast du schon eine Mal geschossen?"

Nein. Er hatte noch nie geschossen. Geschweige denn hatte er jemals eine Waffe in der Hand. Aber er musste es tun. Es gibt keinen Weg daran vorbei. Würde er nicht tun, was Camil von ihm verlangt, wird man sie alle an die Polizei verraten. Seinen Vater, seine Mutter und seine Schwester.
„Was ist? Du ziehst jetzt doch Schwanz ein?"
„Nein. Erklär mir, was ich wissen muss und ich tus."

Siegessicher überreicht ihm Camil die Pistole. Sie ist schwerer, als er gedacht hatte. Langsam dreht er sie in der Hand und fährt mit dem Finger über den eingravierten Schriftzug. „Sportowy", 1956. Ihm wird dezent übel bei dem Gedanken daran, dass diese Waffe töten kann. Und vermutlich auch schon getan hat. Schnell lässt er sie in seiner Jackentasche verschwinden.
„Heute, 4 Uhr, äh Nachmittag, kommt Lieferwagen zu St. Annes Apotheke. Es fährt immer zu Hintereingang bei Anlieferung. Du verstecken dich hinter Mauer. Wenn Lieferant aussteigt, schießt du, klar? Keine Zögern, kein Gewissen. Du hast verstanden?"

In seinem Mund sammelt sich urplötzlich eine große Menge Speichel. Er muss schlucken. Camil spinnt doch! Kann er das wirklich tun? Kann er wirklich auf einen Menschen schießen? Er ist doch gerade einmal 18! Doch ihm bleibt keine Wahl. Friss oder stirb.

Beklommen und mit einem schlechten Gefühl, nickt er schließlich. „Okay, habe ich verstanden. Was wirst du tun?"
„Ich warte in nächste Seitenstraße auf dich. Wenn Lieferant liegt auf Boden, du rennst zu Lieferwagen. Einsteigen, fahren und holst mich ab. In Seitenstraße. Kapito?"
„Ja. Was ist wenn etwas schiefgeht?"
Dreckig lachend kommt seine Antwort. „Dein Problem. Knast hat bestimmt noch warme Platz für dich übrig, du kleine Scheisser."

Der Knast? Da wollte er unter keinen Umständen hin. Im Bekanntenkreis werden sich massenhaft Schauergeschichten über diesen Ort erzählt. In einer Zelle mit Vergewaltigern, Mördern, Pädophilen und sonstigem Abschaum. Aber seine Familie zu verraten war keine Option, er durfte nicht einmal darüber nachdenken.
„Also. 4 Uhr. Verstanden? Ich erfahre, wenn du nicht da bist. Mach keine Scheiss. Sonst 🧑🏽‍🦱🔫." Er fasst in die Seitentasche seiner Cargohose und klimpert bedeutungsvoll mit dem Gegenstand darin. Es gibt keinen Zweifel daran, dass er dort drin eine weitere Pistole mit sich trägt.

„Was ist eigentlich im Lieferwagen?"
„Oxycodon. Das, äh, macht high. Wie diese Morphin, aber vieles stärker."
Oxycodon. Dieser Name kam ihm bekannt vor. Aber woher? Hatte er darüber gelesen? Nein. Es muss was anderes gewesen sein. Da fällt es ihm wie Schuppen von den Augen...

Letztes Jahr starben drei Jungs und zwei Mädchen an den Folgen einer missbräuchlichen Einnahme von Oxycodon. Sie gingen alle auf seine Schule. Er kannte sie nicht, doch es war schrecklich. Wochenlang hing ein tiefschwarzer Schleier der Trauer über den Köpfen der Schüler- und Lehrerschaft. Einer der fünf Jugendlichen, starb sogar während des Unterrichts und wurde erst am Ende der Stunde bemerkt. Wie kann so etwas passieren? Unbeschreiblich. Und dieses Zeug soll er also stehlen? Verdammt!

Me, because of you. (girlxteacher)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt