Me, because of you. (girlxteacher)

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So gestrahlt hat sie schon eine gefühlte Ewigkeit nicht mehr. Das letzte Mal vor einem Jahr, an Alex' 18. Geburtstag. Das waren noch glückliche und sorgenfreie Zeiten, denke ich traurig. Um mich von diesen Gedanken abzulenken, schnappe auch ich mir einige Flaschen und schmeiße sie in den Karton. Kaum auszudenken, wie viel Müll hier eigentlich rumliegt. Es ist wirklich ein Schweinestall, fast schon eine Bruchbude, die dringend eine Kernsanierung nötig hätte.

Wir brauchen fast eine viertel Stunde, um alle Flaschen vom Boden in den riesigen Karton zu befördern. Es sieht zwar immer noch aus wie bei Hempels unterm Sofa, aber zumindest kann man sich wieder einigermaßen in der Küche bewegen.
„Und wie soll der Karton jetzt hier raus?", denke ich laut mir gerunzelter Stirn.
„Weiß nicht.", zuckt sie gleichgültig mit den Schultern. „Soll dein Vater machen.", fügt sie noch hinzu und verschwindet für den restlichen Tag im Schlafzimmer. Pff mein Vater, der ist doch zurzeit eh nie zuhause.

Auch ich gehe wieder in mein Zimmer, stecke das Handy ans Ladekabel und schreibe Lea eine Nachricht, wo sie gestern abgeblieben ist. Auf Facebook fällt mir dann dieser bestimme Freundschaftsvorschlag auf... Céline Gerstl, zwei gemeinsame Freunde. Ich klicke auf ihr Profil und scrolle etwas durch ihre Seite. Laut den Informationen ist sie 26 Jahre alt. Wow okay, sie ist echt noch ziemlich jung für eine Lehrerin. Ein Foto sticht mir ganz besonders ins Auge, denn darauf erkenne ich die rothaarige Frau aus dem Club wieder.

Sie wirkten so vertraut auf mich und auch dieses Foto macht den Eindruck, als würden sie sich sehr nahe stehen. Ich starre wie gebannt auf das Foto und es stört mich, wie glücklich sie mit dieser Frau wirkt. Ich muss an unserer kleines Gespräch im Club denken, nachdem sie mich mit Marie gesehen hat. Ich werde den Verdacht nicht los, dass sie ein Problem damit hatte, dass ich mit Miss Streberin getanzt habe. Aber warum? Ist sie etwa homophob? Oder ist es was anderes? Mann, es nervt mich, dass mich diese Frau ständig in meinen Gedanken verfolgt! Sonst sind mir doch meine Mitmenschen auch egal. Warum ist es bei ihr anders? Genervt werfe ich mein Handy aufs Bett und zünde mir eine Zigarette an.

Das restliche Wochenende verläuft nicht weiter aufregend, außer dass mir Lea eine Nachricht mit „hatte Hausarrest und meine Mom hat mein Handy einkassiert😒😑" schickt.

Montag, 7:30 Uhr und mein Wecker reißt mich unsanft aus dem, ohnehin zu wenig, Schlaf. Na super, ich hasse Montage. Und heute auch noch Matheklausur nachholen bei der Gerstl. Auch wenn ich es nicht zugebe, beschäftigt mich der Gedanke daran total.
Bei meinem Pech verpasse ich auch noch den Bus und komme natürlich zu spät. Ausgerechnet die Englischstunde bei besagter Lehrerin. Beeilen lohnt sich nicht mehr, also trotte ich lustlos ins Schulgebäude, auf der Suche nach dem Klassenraum.

„Aha, Laura mal wieder zu spät, bleib gleich draußen, ich habe etwas mit dir zu besprechen.", ruft mir Miss Gerstl von weitem zu.
Ich schlendere mit den Händen in den Hosentaschen auf sie zu und gifte sie an: „Sie sind doch selbst zu spät dran. Was soll der Mist?" Leider geht sie nicht darauf ein, dass sie selbst zu spät ist, packt mich am Handgelenk und schleift mich in den nächsten freien Raum.
„Hey was soll das!", beschwere ich mich und schüttle ihre Hand ab. „Überhaupt was wollen sie schon wieder von mir?", schnauze ich sie an.
„Jetzt pass mal auf Fräulein", drohend kommt sie auf mich zu, „hör auf mich ständig so anzumotzen und hab etwas mehr Respekt, schließlich bin ich deine Lehrerin."

„Ich soll Respekt haben? Haben sie mal Respekt. Wer mischt sich denn dauernd in meine Angelegenheiten ein, hm?", erwidere ich laut und gehe selbst noch einen Schritt auf sie zu. Jetzt stehen wir uns so nahe wie noch nie. Ich kann ihr Parfüm riechen, sie hingegen rümpft die Nase. „Du stinkst nach Zigaretten, hast du wieder auf dem Schulgelände geraucht?"
„Was? Achso, äh nein.", antworte ich etwas abwesend, da meine Gedanken gerade nur ihr gewidmet sind. Auch sie schaut mich durchdringend an und beißt sich dabei voller Verlegenheit auf die Lippe. Ich kann nicht anders, als völlig gebannt zwischen ihren Lippen und den schönen Augen herzuschauen. Sie scheint meine Blicke zu bemerken, denn sie lächelt leicht und fährt sich mit der Hand durch die Haare, wobei sie mich nicht aus den Augen lässt.

„Pass auf, dass dir nicht gleich die Augen aus dem Kopf fallen.", sagt sie leise schmunzelnd. „Denk nicht mal dran."
„Woran denken?", frage ich verwirrt.
„Was? Achso nein, schon gut, ich dachte nur..", setzt sie an, doch ich unterbreche sie. „Sie dachten was??"
„Nichts. Ist egal. Komm nach der Schule ins Lehrerzimmer. Und jetzt ab in den Unterricht!"
„Hä, wieso soll ich nach der Schule ins Lehrerzimmer?", will ich mit gerunzelter Stirn wissen.
„Für deine Nachholklausur! Mein Gott Laura, hast du dir am Wochenende alle grauen Zellen weggesoffen?", ruft sie genervt aus.

Ähm Bitte was? Gehts noch? Was soll diese Scheisse schon wieder?! Ich zeige ihr den Vogel und reiße die Tür auf, um aus dieser beschissenen Situation zu entkommen. Wütend stapfe ich davon. Sie ruft mir noch hinterher, dass ich gefälligst mit ihr in den Unterricht gehen soll, aber das ist mir egal. Was fällt ihr überhaupt ein, mich so dumm anzumachen? Da ist nicht das erste Mal, dass sie mich hinstellt, als wäre ich ein asozialer Drogenjunkie. Da kommt mir eine Idee, um es ihr heimzuzahlen. Ich baue mir schnell einen Joint, stecke ihn hinter mein Ohr und laufe schließlich doch zum Klassenraum. Wenn sie mich schon so demütigt, will ich das Klischee auch absichtlich bestätigen. Ich öffne schwungvoll die Tür und bedeute gemein grinsend in ihre Richtung: „Schönen Guten Morgen, Miss Gerstl. Verzeihung für die Verspätung, ich war noch etwas mit meinem Gras beschäftigt.", und zeige dabei auf mein Ohr.

Na wenigstens habe ich die Wirkung nicht verfehlt, denn ihr bleibt der Mund offen stehen und bringt kein Wort raus. Den Moment nutze ich aus und lasse mich in der letzten Reihe neben Lea auf den Stuhl fallen. Die sieht mich nur ungläubig fragend an, aber ich tue es mit einer „Ach-frag-nicht-nach" Bewegung ab.