Kapitel 19 - Ein Pakt mit dem Teufel I

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Eleah



Ich hätte es vorher wissen müssen. Natürlich war Bel kein ehrenhafter Mann, der sich an ein Versprechen hielt. Wie hatte ich das nur glauben können?

Über Nacht hatte er sein Einverständnis komplett vergessen und wollte davon nichts mehr hören, als er mich am nächsten Morgen mit Asil vor dem Stall abfing.

»Ich habe meine Meinung eben geändert«, sagte er. »Du kennst dich doch hier überhaupt nicht aus. Du könntest dich verlaufen oder Schlimmeres könnte geschehen.«

Ich schnappte nach Luft. »Ist das sein Ernst?«, richtete ich die Frage an Asil und ignorierte Bel gekonnt.

Mit einem Seufzen verschränkte Asil die Arme hinter dem Kopf und zuckte mit den Achseln, wobei seine Brustmuskeln sich ebenfalls eindrucksvoll bewegten. Nur konnte sein mitleidiger Blick nicht darüber hinwegtäuschen, dass er keine Partei für mich ergreifen würde.

»Und seit wann genau machst du dir solche Sorgen um mich, dass du beschlossen hast, deine Meinung zu ändern?« Das war absolut lächerlich. Ich war ihm keine Rechenschaft schuldig und eine Gefangene war ich auch nicht mehr, das hatte er mir selbst gesagt ... »Oder willst du mich wieder einsperren?« Ich wich einen Schritt zurück und beobachtete jede seiner Bewegungen, aber er stand einfach still da - ohne Waffengürtel, nur mit zwei geöffneten Knöpfen an seinen Hemd -, und bewegte sich nicht.

»Nein, zu diesem Wort stehe ich«, sagte er. »Du bist keine Gefangene und kannst dich frei beweg-« Er funkelte mich an, als ich ihn mit einem Schnauben unterbrach.

»Ich meine es ernst«, fuhr er ruhig fort, aber in seiner Stimme lag keine versteckte Bitte. »Du willst in den Hafen? In Ordnung! Aber du gehst nicht alleine.«

Mit diesen Worten löste er sich von der Stelle, an die er zuvor festgewachsen schien. Als er auf meiner Höhe ankam, kurz vorm Betreten des Stalls, trat ich ein paar Schritte auf Asil zu und drehte mich dann wieder zu Bel um, der mittlerweile im Stall verschwunden war.

»Ich gehe mit Asil«, rief ich ihm nach.

»Was?« Irritiert ließ Asil die Hände sinken, doch ich achtete nicht auf ihn, starrte nur in den offenen Stall, wo die dunklen Schatten zu wabern schienen.

Schier endlose Sekunden geschah nichts und fast wollte ich meine Entscheidung noch einmal lauter wiederholen, als Bel mit gleichgültigem Gesichtsausdruck im Türrahmen erschien und die Hände betont lässig in die Hosentaschen schob. »Schön.«

»Schön«, erwiderte ich. Und um das kleine bisschen zurückerkämpfte Selbstbestimmung gebührend zu feiern, schob ich mich mit erhobenem Kopf an ihm vorbei und ging in den Stall. Im Schutz der Dunkelheit atmete ich tief aus. Mir war gar nicht klar gewesen, dass ich den Atem angehalten hatte.

Schweigend trat Asil ein, griff sich einen Sattel und holte eines der Pferde aus der Box. Aus den Augenwinkeln heraus beobachtete ich ihn, während ich mein eigenes Pferd sattelte. Er schien nachdenklich, aber nicht verärgert zu sein. Erst als er fertig war und aufstieg, richtete er das Wort an mich. »Du hättest mich da nicht mit reinziehen sollen.«

Ich sah zu ihm auf und ein ehrliches »Es tut mir leid« kam mir über die Lippen. Er hatte mich nie schlecht behandelt und nahm mir die Sache mit meinem Wurfgeschoss anscheinend ebenfalls nicht krumm. »Auch die Sache mit dem Zwieback.«

Ein Grinsen umspielte seine Mundwinkel, als er antwortete: »Ich kann es dir nicht verübeln.«

»Und wo wir schon dabei sind«, fuhr ich fort und hievte mich auf das Pferd, was in Anbetracht der Röcke gar nicht so einfach war, »danke für deine Hilfe ...« Es fiel mir noch immer schwer, darüber zu reden, was geschehen war. »Hat es dich viel Mühe gekostet, ihn zu überreden, in das Hauptquartier einzudringen?«

NOIR - Ein Königreich aus Staub und AscheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt