Passion on Ice

Kapitel 1

Blair

Warum habe ich meine ganzen warmen Sachen mit nach Colorado geschleppt? Im Vergleich zu unserer Heimatstadt Fairbanks in Alaska ist es hier wie in einer Sauna. Ich hätte meine gesamten warmen Pullover verkaufen können, um mit diesem Geld Sommersachen zu kaufen. Ich habe im Internet gelesen, dass es in Denver im August bis zu achtundzwanzig Grad werden kann. Für Leute, die aus wärmeren Gegenden kommen, ist das vielleicht angenehm und nicht so heiß, aber für mich ist es wie ein langer Ausflug in einen Kochtopf.

Die Umzugsfirma, die Dad beauftragt hat, braucht noch bis einschließlich morgen Zeit, um unser neues zu Hause so einzurichten, damit ich mich so wohl fühle wie in Fairbanks. Dad weiß genau, dass ich nicht damit einverstanden war, umzuziehen und schon gar nicht in einen Staat, in dem Eiskunstlaufen nicht großgeschrieben wird. Hier zählt Eishockey als reiner Männersport. Jedenfalls konnte ich zuvor nichts anderes im Internet finden.

»Blair? Hast du es dir in deinem Zimmer schon bequem gemacht?« Es klopft an meiner Zimmertür des Motels, in dem wir bis morgen untergebracht sind. Dad steckt seinen Kopf in das kleine Zimmer und mustert mich, wie ich eingeschnappt auf dem Bett sitze.

»Ich soll es mir in einem Motel bequem machen?« Ich ziehe eine Augenbraue hoch und bin kurz davor, meine Kopfhörer aufzusetzen.

Wir sind erst vor zwei Stunden in Denver gelandet, ich habe Kopfschmerzen vom Flug und möchte einfach nur zurück zu meinen Freunden. Meine Beine fühlen sich taub an, weil ich nicht einfach aufs Eis gehen kann, um eine neue Choreographie zu üben.

»Mach es nicht noch schwerer, als es schon ist, Liebes.« Dad lehnt sich gegen den Türrahmen.

Erstaunlicherweise hat er sich hier schnell angepasst. Er trägt keinen seiner grauen Kapuzenpullis mehr, sondern ein T-Shirt mit einer Khaki Shorts. Seine braunen Haare sind frisch geschnitten, da er gestern vor unserer Abreise noch bei Jenny, unserer Nachbarin zum Haareschneiden war. Ehrlich gesagt hatte ich immer angenommen zwischen den beiden würde etwas laufen, da sie viel Zeit miteinander verbrachten und sie oft bei uns zum Abendessen war. Seit Mom vor neun Jahren gestorben ist, wünsche ich mir, dass Dad wieder eine Frau an seiner Seite hat. Aber für ihn gab es nur noch seinen Job und mich. Zeit für andere Dinge hatte er nicht mehr, seine Prioritäten liegen woanders.

»Ich mache es dir nicht schwer, Dad.«

Ich beiße die Zähne zusammen und versuche nicht so verbittert zu klingen. Er hat es nicht verdient, schlecht behandelt zu werden, schon gar nicht von mir. Ich habe ihm viel zu verdanken, er war immer für mich da. Jetzt liegt es an mir, ihm zu zeigen, wie viel er mir bedeutet, indem ich den Umzug hinnehme.

»Ich habe vor, gleich zur Eishalle zu fahren, um das Team kennenzulernen. Hast du Lust mitzukommen?« Seufzend schwinge ich die müffelnde Decke über meine Beine und tue so, als wäre ich viel zu müde und kaputt, um mich aufzuraffen.

»Ich würde dich liebend gerne zu den eingebildeten Eishockey-Snobs begleiten, aber da du mich vor ein paar Stunden durch den ganzen Flughafen gejagt hast, weil wir verschlafen haben, passe ich lieber.«

Dad verschränkt seine Arme vor der Brust und sieht mich mit zusammengekniffenen Augen an. »Schade. Ich war nämlich eben bei unserem Haus um nach der Umzugsfirma zu schauen und da habe ich deine Schlittschuhe eingepackt.«

Meine Aufmerksamkeit erhöht sich, blitzschnell reiße ich die Decke von meinen Beinen und schwinge mich über die Bettkante. »Ehrlich? Ace und Queen sind hier?«

Dad bringt ein ersticktes Lachen von sich, bevor er nickt. »Ich finde es immer noch lustig, dass du deinen Schlittschuhen Namen geben musst.«

»Tja. Mom und ich haben das immer so gemacht. Erinnerst du dich noch an den Grill, den Mom dir zum Dreißigsten geschenkt hat?« Grinsend setze ich mich auf den dunklen Parkettboden und wühle in meinem kleinen Koffer herum, den ich extra für die Nacht im Motel gepackt habe.