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-Kapitel 10-

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Blair

Seufzend ziehe ich meinen Pass aus der Tasche und dränge mich durch die Menschen, die keinen Platz mehr auf der Tribüne gefunden haben und stattdessen vor dem Eingang der Eisfläche stehen. Ich laufe die Treppen hoch, bis ich ein Schild erkenne, auf dem VIP steht. Schließlich gelange ich zu einem abgetrennten Bereich, der mit einer durchsichtigen Glasscheibe verschlossen ist. Ein älterer Mann kommt heraus, schaut auf meinen Pass und winkt mich herein. Hier in dem Bereich sitzen nicht viele Leute, aber man hat eine brillante Sicht auf das Spielfeld. Ich befinde mich weit oben in der Mitte. Hier steht sogar eine kleine Bar mit Getränken und einigen Snacks. Ich setze mich ganz vorne in die Ecke, weil dort niemand ist, und warte geduldig, bis das Spiel beginnt. Es soll einfach schnell vorbei sein.

Abgelenkt lasse ich meinen Blick über die volle Tribüne schweifen. Ich weiß noch, wie ich hier saß und darauf wartete, dass die Jungs mit dem Training fertig waren. Damals war ich die einzige Person auf der Tribüne und jetzt ist sie bis auf den letzten Platz besetzt. Keine Reihe ist mehr frei. Mich überkommt eine Gänsehaut, wenn ich mir vorstelle, dass so viele Menschen meinen Freundinnen und mir beim Eiskunstlaufen zusehen würden. Allein die Vorstellung ist magisch und surreal. In Fairbanks waren unsere kleinen Auftritte immer gut besucht. Aber das hier ist eine ganz andere Liga. Die Atmosphäre ist atemberaubend und ich kann mir gar nicht vorstellen, wie die Leute ausflippen, wenn die Spieler da sind. Ich gebe es nur ungern zu: Aber die Jungs haben es geschafft. Etwas, das ich noch nicht geschafft habe.

Die Musik verstummt und das Licht ändert sich.

Die Scheinwerfer richten sich nun auf das Eis und nicht mehr auf die Fans. Die Leute klatschen, stehen auf und jubeln, was das Zeug hält, als die Spieler beider Mannschaften nacheinander das Eis betreten und sich in zwei Reihen gegenüberstehen. So sehr ich auch wegschauen möchte, ich kann es nicht. Gebannt schaue ich nach unten auf die Fläche und sehe zu, wie die zwei Schiedsrichter in ihre Pfeife blasen und den Spielern andeuten, sich auf Position zu stellen. Das Team von Dad trägt dunkelblaue Trikots, währenddessen die anderen weiße tragen. Die Spieler nehmen ihre Positionen ein, es wird laut in die Pfeife geblasen und das Spiel beginnt. Die Leute setzen sich zurück auf ihren Hintern und kleben mit ihren Augen an dem Spielverlauf. Angespannt suche ich nach der Nummer dreizehn, als wäre es das Normalste der Welt. Doch ich bin zu weit oben, um die Zahlen richtig erkennen zu können.

»Spannend, oder?«

Ich habe nicht bemerkt, dass sich jemand neben mich gesetzt hat. Etwas überrascht schaue ich zur Seite und betrachte das Mädchen neben mir. Sie hält eine Kamera in der Hand, hat ihre braunen Haare zu einem hohen Zopf gebunden und trägt eine Brille, die ihr unglaublich gut steht.

»Total«, antworte ich sarkastisch zurück und beobachte, wie sie einige Fotos vom Spiel schießt.

»Ich bin Skyler und du?«

»Blair.«

Sie nimmt die Kamera wieder runter und hält diese in ihrem Schoß. Skyler trägt einen dunkelroten Pullover mit einer dicken Jacke darüber, auf ihrem Kopf liegt eine Mütze. Dazu erkenne ich noch die dicken Socken, die sie unter ihren Boots trägt.

»Ist dir so kalt? Du hast dich angezogen, als wärst du auf dem Weg in die Antarktis«, sage ich amüsiert.

»Ist dir etwa nicht kalt? Seit ich die Eishalle betreten habe, friere ich mir den Arsch ab. So kalte Temperaturen bin ich nicht gewöhnt. Ich akzeptiere nur zweistellige Gradzahlen.«

Lächelnd schaue ich wieder auf das Spiel. »Dann bin ich wohl das genaue Gegenteil von dir. Ich bevorzuge Temperaturen, die unter den zweistelligen Bereich fallen.«

»Dann bist du hier super aufgehoben. Frag doch mal nach, ob sie dir ein Zimmer vermieten können. Vielleicht mitten auf dem Eis.«

»Und du fotografierst mich dann?«, gebe ich zurück und schaue fragend auf die Kamera in ihrer Hand.

Passion on IceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt