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-Kapitel 2-

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Dad steht am Rand und hakt etwas auf seinem Klemmbrett ab, bevor er zu mir aufblickt und mir zuwinkt. Einer der Spieler macht eine kurze Pause am Rand und ich sehe, wie er zu mir hochschaut, da er Dads Geste gesehen hat. Augenrollend senke ich meinen Blick auf mein Handy, kann aber nicht widerstehen, wieder aufzuschauen, um zu sehen, welche Nummer dieser Stalker hat. Er setzt sich wieder in Bewegung, auf seinem Rücken steht eine große dreizehn. Das merke ich mir, du Vollidiot.

Ich gehe auf Instagram und schaue mir die neue Story von Fiona an. Sie hat ein YouTube Video verlinkt, welches ich aufrufe. Schmunzelnd drehe ich mein Handy und schaue mir das Eislaufvideo von Fiona, Kate und ein paar anderen Mädels an. Wir haben vor zwei Jahren einen YouTube Account erstellt, auf denen wir unsere Tanzvideos hochladen. Das Lied, zu dem sie tanzen ist »The Motto« von Ava Max. Die ersten Minuten des Tanzes kenne ich, da ich diese Choreographie gemacht habe. Ab der Mitte kommen mir die Schritte fremd vor, die müssen nach meinen letzten Stunden in Fairbanks eingebaut worden sein.

Ich schrecke zusammen als laute Musik aus den Anlagen der Halle dröhnt. Seufzend pausiere ich das Video und schaue runter. Einer der Jungs muss sein Handy mit den Boxen angeschlossen haben, denn mieser Rap läuft durch die Halle. Genervt stecke ich meine Kopfhörer raus und setze mir die Kapuze noch tiefer ins Gesicht. Ich bin kurz davor mir die Ohren zuzuhalten, oder aufs Eis zu springen um den Knalltüten zu sagen, dass sie ihren scheiß leiser machen sollen.

Eine halbe Stunde später sitze ich immer noch verbittert auf meinem Stuhl und warte, bis das Training endlich fertig ist. Als Dad endlich in seine Pfeife bläst steigt meine Hoffnung, doch er erklärt nur, dass sie eine Pause machen. Seufzend erhebe ich mich und steige die Treppen der Tribüne runter um an die frische Luft zu gehen. Ich kann nicht länger sitzen bleiben.

Bevor ich die Tribüne verlasse, entdecke ich drei der Jungs auf dem Eis stehen. Sie halten ihre Helme in den Händen und nippen an ihren Wasserflaschen. Augenrollend ziehe ich mir die Kapuze noch weiter ins Gesicht, da ich direkt an ihnen vorbei muss. Ich stehe drei Sitzreihen entfernt auf den Treppen, uns trennt bloß die Wand.

»Die Aufwärmübungen von Coach Mitchell haben es in sich. Die zehn Klimmzüge in der Umkleide waren doch unnötig«, meint einer. Sie haben mir die Rücken zugedreht, eigentlich könnte ich an ihnen vorbeigehen, ohne entdeckt zu werden. Wieso habe ich eigentlich Angst, von ihnen gesehen zu werden? Mir wird klar, dass ich bloß einer Diskussion aus dem Weg gehen möchte. Wenn ich an die scheußliche Rapmusik denke, könnte ich direkt mit geballten Fäusten auf die Knalltüten zugehen.

»Besser als Coach Freeman. Der hat sich nur für die Frauen interessiert, die zu unseren Spielen gekommen sind«, erwidert ein anderer der Jungs daraufhin.

Einer schnaubt. »Wenn er so an Frauen interessiert war, hätte er als was anderes arbeiten sollen. Hier wird er keine finden.«

Meine Hände ballen sich zu Fäusten, doch ich halte mich zurück. Ich mache einen Schritt nach dem anderen, doch halte mitten auf der Treppenstufe inne, als sich einer halb zu mir dreht.

»Coach Mitchell hat anscheinend eine Tochter, die auch einen Pass für die Eishalle hat. Zumindest hat Billi etwas davon gesagt.« Mein Blick fackelt zu der Zahl an seinem Trikot hinten. Dreizehn.

»Und was möchte die hier? Bestimmt ist sie ein Fan.« Beinahe breche ich in Gelächter aus, doch klemme mir im richtigen Moment die Hand vor den Mund.

»Sie hatte anscheinend Schlittschuhe in der Hand«, erklärt Nummer dreizehn. Die anderen drei lachen und schütteln verstohlen den Kopf.

»Ich schätze, wir müssen ihr den Pass abnehmen, bevor Coach Mitchell noch ein Mädchen in unser Team setzt.«

»Das wäre dann wohl der Untergang für das Team«, ergänzt ein anderer. Nummer dreizehn bleibt still und nippt nur an seiner Flasche.

Es reicht. Mit geballten Fäusten springe ich die letzten Stufen runter und komme mit einem lauten Knall zum Stehen. Die drei Jungs drehen sich gleichzeitig zu mir um und schauen mich sichtlich verwirrt an.

»Tut mir schrecklich leid, dass ich eure wohlverdiente Trinkpause störe. Nach den zehn Klimmzügen seid ihr sicherlich schon am Ende, oder? Fragt doch mal Billi, vielleicht lässt er euch ein Bad mit Rosenblättern und Schaum ein.« Ich lege den Kopf schief und setze ein mitleidiges Gesicht auf. Sie schauen mich an, als hätte ich sie nicht mehr alle.

»Und du bist?«, fragt der Typ, der am meisten gelästert hat.

»Ich bin die Tochter eures neuen Coaches und könnte mich gleich übergeben. Ich dachte erst, euer Musikgeschmack wäre das Schlimmste, aber nein. Eure Sprüche sind tausendmal schlimmer. Wenn ich als Mädchen aufs Eis steigen möchte, dann tue ich das. Dafür brauche ich nicht die Zustimmung von verwöhnten Snobs wie euch.«

»Blair!«

Ich zucke zusammen, als ich Dad an der Seite der Tribüne erkenne. Mit verschränkten Armen und einem wütenden Gesichtsausdruck steht er da und starrt mich an. Meine Schultern sind verspannt, durch meinen Körper fließt zu viel Adrenalin.

»Was haben wir vorhin ausgemacht?«

»Aber Dad!« Mit offenem Mund schaue ich wieder zu den Jungs und sehe zum ersten Mal Nummer dreizehn von vorne. Seine grünen Augen treffen unvorbereitet auf meine, eine Welle aus Hitze durchflutet meinen Körper. In meinem Hals bildet sich plötzlich ein Knoten, die Worte scheinen mir zu fehlen. Er hat braunes Haar, das ihm wirr absteht, und ich erkenne die leichten Bartstoppeln an seinem markanten Kinn.

»Es ist nicht ihre Schuld«, kommt es plötzlich aus dem Mund von Nummer dreizehn. Endlich schaut er von mir weg und sieht stattdessen zu Dad, der noch immer sauer zu sein scheint. Er fährt auf dem Eis bis zu ihm, sodass nur noch die Wand sie trennt. »Sie hat nur ein Gespräch mitbekommen und die Dinge falsch verstanden.«

»Ist das wahr?« Dad sieht nur mich an. Ich nicke zögernd und schaue noch einmal zu dem Typen, der die dummen Bemerkungen gemacht hat. Auf seinen Lippen liegt ein boshaftes Lächeln und er formt mit seinen Lippen Zicke.

»Die Pause ist vorbei. Ab Aufs Eis.«

Dad verschwindet um die Ecke. Als er außer Sichtweite ist, zeige ich dem Typen den Mittelfinger und marschiere dann von der Tribüne. Nummer dreizehn steht noch immer an der Wand. Beim Vorbeigehen schaue ich nicht mal ansatzweise in seine Richtung, doch sein Parfüm folgt mir noch wie eine Duftwolke nach draußen.

Passion on IceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt