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-Kapitel 3-

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Jaden

Das Training heute hat richtig reingehauen. Ich bin der Letzte in der Umkleide, da ich noch fünfzehn Minuten mit dem neuen Coach gesprochen habe. In den letzten vier Wochen haben wir gar nicht trainiert, da wir keinen Coach hatten. Coach Mitchell scheint ein guter Mann zu sein, einer, dem etwas an unserem Erfolg liegt.

Langsam packe ich mein ganzes Zeug zusammen und verstaue mein Equipment in dem Spind. Es ist wieder spät geworden, wenn ich nach Hause komme, schläft Mila bestimmt schon. In ein paar Wochen sind die Semesterferien zu Ende, was bedeutet, dass ich wieder viel Zeit auf dem Campus verbringen werde. Mein Quälgeist wird mir fehlen.

Während wir uns nach dem Training umzogen, sprach Kylian immer wieder von dem vorlauten Mädchen auf der Tribüne. Nathan und ich hingegen hielten uns aus dem Gespräch raus, da es keinen Sinn hat, mit Kylian zu diskutieren. Sie ist mir vorhin schon aufgefallen, als Coach Mitchell jemanden auf der Tribüne zugewunken hat. Man hätte auch meinen können, dass es sich um eine prominente Person handelt, denn ihre Kapuze bedeckte ihr ganzes Gesicht. Als sie zu uns aufs Eis kam, habe ich sie nicht bemerkt. Ich habe nicht mitbekommen, dass sich jemand von hinten angeschlichen hat.

Mit meiner Sporttasche ausgestattet, verlasse ich die Umkleide und stelle fest, dass noch jemand auf dem Eis ist. Üblicherweise sind wir unter der Woche die letzten, die abends trainieren. Aus den Lautsprechern kommt schnulzige Musik. Musik, bei der ich einschlafen könnte.

Neugierig gehe ich bis zur Eisfläche und lehne mich gegen die Bande. Ich erkenne den schwarzen Kapuzenpullover direkt und stelle fest, dass es das Mädchen von vorhin ist. Sie rast auf ihren Schlittschuhen auf dem Eis, fährt Runden um sich aufzuwärmen. Sie scheint vertieft zu sein, genau wie ich. Ich habe noch nie ein Mädchen so selbstsicher auf dem Eis gesehen. Als sie mich bemerkt, bremst sie gekonnt ab und starrt mich über die Entfernung hinweg an. Grinsend warte ich auf irgendeine Reaktion, ich bilde mir ein, ihren Kopf dampfen zu sehen. Wenn sie vorhin schon so leicht ausgeflippt ist, wird sie es jetzt auch tun. Ich bin gespannt auf den nächsten Wutausbruch dieser Unbekannten.

Flink setzt sie sich in Bewegung und bleibt einige Meter vor mir stehen. Die Kapuze ist ihr noch tief ins Gesicht gezogen, dabei würde ich sie so gerne komplett sehen können.

»Verfolgst du mich, Nummer dreizehn?«, ruft sie grimmig von sich und stemmt ihre Arme vor die Brust.

»Nummer dreizehn?«, wiederhole ich mit hochgezogenen Augenbrauen und lehne mich noch bequemer gegen die Bande. Sie hat die perfekte Höhe, ich kann meine Arme problemlos aufstützen. »Ich sollte mich geehrt fühlen, dass du mich auch ohne Trikot erkennst«, rufe ich ihr grinsend zu, da sie nichts mehr erwidert.

»Das war nicht schwer. Deine abstehenden Zotteln erkennt man schnell wieder«, sagt sie völlig ernst.

Lachend fahre ich mir durch die Haare und setze mir dann ebenfalls eine Kapuze über den Kopf. Nach dem Training schlüpfte ich in meinen blauen Hoodie und in eine lange Sporthose.

»Wie wäre es, wenn du mir mal deine Zotteln zeigst? Oder willst du dich ewig unter deiner Kapuze verstecken?«

Sie steht völlig selbstsicher auf der Stelle. Sonst schüchtere ich Leute schnell ein. Einfach weil sie wissen, dass ich Eishockey spiele. Das ermöglicht so einiges und bringt dir Respekt. Aber dieses Mädchen hier scheint nach anderen Regeln zu spielen.

»Wenn es mich interessieren würde, was du von mir denkst, hätte ich die Kapuze ausgezogen.« Ich rümpfe die Nase und blicke auf ihre Schlittschuhe hinunter.

»Und was soll das hier werden? Du wartest, bis wir mit dem Training fertig sind, um dann zu deiner schnulzigen Musik Schlittschuh zu laufen?« Ich deute auf ihre Füße.

Passion on IceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt