Fassungslos schaust du zu Yiaza hoch, die nun vor dir aufragt. Du hast keine Ahnung, wie sie es geschafft hat, durch deine Verteidigung zu kommen. Die Dunkelelfe hebt schon ihre Schwerter, um dich mit ihnen zu durchbohren, als sich ihre Augen auf einmal vor Überraschung weiten. Du selbst spürst plötzlich ein schmerzhaftes Brennen auf deiner Stirn. Es ist genau die Stelle, die die Zauberin Tam damals in der Eisklamm berührt hat, nachdem du sie beschworen und ihr versprochen hast, ihre Schülerin zu töten.
Keuchend hältst du dich an der Wand fest, während irgendein weißer Schleier aus deiner Stirn sickert. Der Schmerz lässt erst nach, als der Schleier abreißt. Du richtest dich auf und siehst, wie Yiaza entsetzt vor der halb durchsichtigen Gestalt zurückweicht, die jetzt vor ihr aufgetaucht ist. Es ist Tam. Offenbar hat sie einen Teil ihrer Seele auf dich übertragen, als sie dich damals berührt hat. Und nun schaut sie ihre ehemalige Schülerin streng an.
»Hör auf, Yiaza«, sagt Tam und streckt eine bleiche Hand nach der Dunkelelfe aus. »Du bist zu weit gegangen.«
»Du hast mich zu dem gemacht, was ich jetzt bin!«, kreischt Yiaza, lässt ihre Schwerter fallen und vergräbt die Hände verzweifelt in ihren weißen Haaren. Rote Tränen schimmern auf ihren Wimpern. »Du bist an allem Schuld! Deine Magie ist ein Fluch!«
»Ich weiß, ich weiß.« Tam breitet die Arme aus. »Es tut mir leid. Lass mich dich ein letztes Mal umarmen.«
Fasziniert beobachtest du, wie Yiaza tatsächlich gehorcht. Doch als sie den weißen Schleier berührt, weiten ihre Augen sich plötzlich vor Entsetzen. »Nein!«, kreischt sie.
Auf einmal hat Tam einen erstaunlich realen Dolch in der Hand, den sie ihrer Schülerin in die Brust stößt. Sie lächelt traurig, während Yiaza zu Boden sinkt. Das rote Leuchten in ihren Augen flackert und erlischt dann ganz. Ungläubig schaust du von der toten Dunkelelfe zu Tam, die sich jetzt zu dir dreht.
»Versprechen müssen gehalten werden«, sagt sie nur, bevor sie sich langsam auflöst.
Etwas ratlos, was du jetzt tun sollst, verlässt du den Thronsaal und dann auch das Schloss Feuermond. Zu deinem Erstaunen ist es nicht mehr so kalt wie bei deiner Ankunft und als du zu den Bergen schaust, siehst du dort das helle Leuchten von roter Lava, das langsam einen der Berge hinunter ins Meer fließt.
Du gehst gerade den Weg zurück zum Hafen entlang, als dir mehrere Leute entgegen kommen. Sie jubeln dir zu und verbeugen sich immer wieder in deine Richtung.
»Du hast die Königin getötet, nicht wahr?«, fragt ein Wolfsmann und zeigt seine spitzen Zähne. »Ich danke dir von ganzem Herzen! Möge Loona über dich wachen!«
»Die Wärme von Ridga Zan ist zu uns zurückgekehrt!«, jubelt eine ältere Frau und springt für ihr Alter erstaunlich leichtfüßig im Kreis. »Danke! Danke! Ich werde allen von dir erzählen!«
»Du bist unser Held! Unser Held!«
Du lehnst freundlich die ganzen Geschenke ab, die dir gereicht werden. Wie es jetzt mit den Shadowlands weitergehen soll, weißt du zwar nicht, aber es besteht kein Zweifel: Diese Leute werden dafür sorgen, dass du als einer der größten Helden der Shadowlands in die Geschichte eingehen wirst.
ENDE*
*Wenn du dich mit anderen Lesern austauschen möchtest, lies weiter in Kapitel 90!
links (Kapitel 62)
oder
rechts (Kapitel 41)
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Shadowlands VI - Auf den Finsterinseln
FantasíaDer sechste und letzte Band des Shadowlands-Abenteuers. Du solltet zuvor auf jeden Fall die ersten fünf Bände »Shadowlands I - Im Dunklen Forst«, »Shadowlands II - In den Nebelbergen«, »Shadowlands III - In den Sonnenlanden«, »Shadowlands IV - In de...