Nico

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„Wohin genau müssen wir eigentlich?", fragte Amy.

„Für heute Nacht erst einmal nur nach Anduria. Morgen sind wir dann auf dich angewiesen." Amy nickte. Ich lächelte sie beruhigend an. „Alles gut, Ames. Du brauchst nicht nervös zu sein."

„Ich bin nicht nervös", entgegnete Amy prompt.

„Natürlich nicht."

„Spar dir deinen Sarkasmus, Nico." Ich lachte und verzichtete zum Wohle meiner Gesundheit auf eine weitere Antwort. Die restliche Fahrt verbrachten wir in angenehmen Schweigen und erreichten eine gute Stunde später meine Pforte. Ich ergriff Amys Hand und drückte meine Hand gegen den Baumstamm. Das vertraute Ziehen erfasste uns und Sekunden später standen wir in Anduria. Eine Kutsche erwartete uns bereits. An die Kutschwand gelehnt wartete mein bester Freund.

„Gut das ihr endlich angekommen seid. Dad und König Gabriel benehmen sich schon wie Izzy auf Drogen." Ich lachte.

„Du Ärmster." Eli nickte zustimmen.

„Es ist eine Katastrophe. Nicht einmal deine Mum konnte die beiden beruhigen." Das klang tatsächlich nach einer Katastrophe. Normalerweise konnte Mum meinen Dad und Raphael – Dads besten Freund, General und Vater von Elias – immer beruhigen. Wenn sogar sie versagte ... Wir stiegen in die Kutsche und auf dem Weg in den Palast brachte Eli mich auf den aktuellen Stand der Dinge. Heute war die letzte Patrouille zurückgekommen. Niemand hatte etwas gefunden. Wir waren ihre letzte Hoffnung. Also absolut kein Druck oder so. Wir erreichten den Palast. Trotz unserer späten Ankunft standen Dad und Raphael auf der Treppe, um uns in Empfang zu nehmen.

„Hallo Nico, hallo Amy", begrüßte Dad uns und umarmte mich kurz. „Ich danke dir, dass du kommen konntest." Amy lächelte schüchtern.

„Ich helfe gerne."

„Amy, darf ich dir General Raphael vorstellen? Er ist mein oberster Berater und bester Freund. Und er ist der Vater von Elias, der später die gleiche Position innehaben wird." Amy reichte ihm höflich die Hand.

„Hallo Amy. Ich freue mich, dich endlich kennenzulernen. Ich habe bereits einiges von dir gehört." Ein leichter Rotschimmer erschien auf Amys Wangen.

„Gleichfalls", entgegnete sie leise.

„Nun denn, wir werden gleich noch eure Reiseroute mit euch besprechen und die letzten Vorbereitungen treffen. Morgen vor dem Frühstück werdet ihr aufbrechen." Eli und ich seufzten unison. Das klang nach einer verdammt kurzen Nacht. Amy biss sich unsicher auf die Unterlippe. Ich griff unauffällig nach ihrer Hand und drückte sie kurz. Sie lächelte mir dankbar zu. Dann begaben wir uns in den Palast.

Es war bitterkalt als wir uns am nächsten Morgen nach einer kurzen Verabschiedung von meiner Familie vor den Stallungen versammelten. Amys Gefühl sagte ihr, dass wir in der Menschenwelt in den dichten Wald um meine Pforte mussten. Dorthin, wo wir mit einem Auto nicht weit kamen. Also hatten wir gestern Nacht entschieden, die Pferde zu nehmen.

„Ich habe dir schon gesagt, dass ich nicht reiten kann, oder?" Amys Stimme klang leicht hysterisch. Ich nickte.

„Hast du. Wir werden dir alles erklären. Nur keine Panik." Ich betrat den Stall und blieb vor der Box von Artemis stehen. „Das hier ist mein Pferd, Artemis." Amy stand genau in der Mitte des Stallganges und beobachtete mich skeptisch.

„Wird sie mich beißen?" Ich lachte und auch Eli konnte ich kichern hören.

„Natürlich nicht. Sie ist wohlerzogen. Möchtest du sie streicheln?" Amy riss die Augen auf.

„Bist du irre? Wenn sie mich nicht beißt, wird sie mich treten." Diese Aussage führte zu einem erneuten Lachanfall von Eli und mir.

„Das würde sie nie tun." Grinsend führte ich Amy weiter zur nächsten Box. „Das hier ist Aurora. Mein zweites Pferd. Ich glaube, mit ihr wirst du gut zurechtkommen." Amy schaute mich mürrisch an.

Black WingsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt