Nico

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„Natürlich, Amy. Das ist deine Entscheidung ... das musst du nicht ... natürlich. Wir sehen uns morgen. Träum süß." Ich seufzte und legte mein Handy zurück auf den Tisch. Das hatte einwandfrei funktioniert. Frustriert ließ ich mich auf den Stuhl fallen. Ich war ein Idiot. Sie würde mir niemals verzeihen. Und ich konnte sie verstehen. Wäre Eli so mit seiner Freundin umgesprungen, hätte ich ihm ordentlich meine Meinung gesagt. Die Türglocke schrillte. Ich stand auf und schlurfte lustlos in Richtung Tür. Es klingelte ein zweites Mal.

„Ich bin ja schon da", fauchte ich genervt und öffnete die Türe. Der Typ vor meiner Tür riss erschrocken die Augen auf, als ich ihn anfuhr.

„Entschuldigen Sie. Ich bringe Ihnen nur Ihre Bestellung vorbei." Er hielt zwei Pizzakartons hoch. Ich zog verlegen mein Portemonnaie aus der Tasche und holte ein paar Kronen heraus.

„Entschuldigen Sie bitte. Ich bin etwas gestresst." Der Pizzabote schnaubte nur, nahm sein Geld, drückte mir die Pizzakartons in die Arme und verschwand. Ich schloss die Tür und ging zurück in die Küche, wo ich die Kartons auf dem Esstisch abstellte. Wieder schrillte der Ton der Türklingel durch die Wohnung. Ich öffnete missmutig die Türe.

„Hey Nico", begrüßte mich Arons fröhliche Stimme.

„Hallo", murmelte ich und ließ ihn hereinkommen. Während Aron es sich im Wohnzimmer bequem machte, holte ich die Pizza, bevor auch ich mich ins Wohnzimmer begab.

„Pizza", rief Aron enthusiastisch und krallte sich einen der beiden Kartons. Er klappte den Deckel auf und begann genüsslich seine Pizza zu verspeisen. Seufzend ließ ich mich auf die Couch fallen. Aron warf mir einen kurzen Blick zu und legte das gerade begonnene Pizzastück zurück.

„Was ist los, Nico?", fragte er neugierig. Ich zuckte mit den Schultern. „Wow, Nico, so eine ausführliche Antwort wäre jetzt aber wirklich nicht nötig gewesen." Ich warf ihm einen bösen Blick zu. „Komm schon. Erzähl es Pater Aron." Ich schaute ihn ungläubig an.

„Du bist ja so ein Idiot." Aron lachte.

„Weiß ich doch. Also ... erzähl!" Ich hob kapitulierend die Hände.

„Also gut ... Pater. Ich bin quasi verlobt." Aron klappte die Kinnlade herunter.

„Aber ... inwiefern ist das jetzt ein Grund für deine Trauermiene. Es ist zwar noch etwas früh – wenn du mich fragst – aber ist doch schön. Glück ..."

„Nicht mit Amy", unterbrach ich sein Gebrabbel. Arons verstummte. Er schaute mich ungläubig an.

„Aber ... was ... wie ...", stammelte er fassungslos.

„Das ist eine lange Geschichte", sagte ich und massierte mir die Schläfen.

„Ich habe Zeit." Aron wirkte ungewöhnlich ernst. So ernst, wie ich ihn noch nie erlebt hatte. Normalerweise war Aron eine sprudelnde Quelle der Freude und Sorglosigkeit. Ich seufzte.

„Okay ... ich bin seit meiner Kindheit mit einer guten Freundin von mir mehr oder weniger verlobt. Da ich der Thronfolger bin, darf ich nicht irgendjemanden heiraten. Mein Dad hat da viel Mitspracherecht – antiquiert, ich weiß, aber Anduria ist eben eine Monarchie. Ich kam gut damit klar, irgendwann Sophie heiraten zu müssen. Wir verstanden uns gut und naja ... bis vor ein zwei Jahren war das Ganze auch recht zwangslos. Wir waren nur gute Freunde. Sie sagte nichts, wenn ich mich mit anderen Mädchen traf und die Hochzeit schien auch noch unglaublich weit weg zu sein. Irgendwann verliebte sie sich aber in mich und alles wurde kompliziert. Ich ging unter anderem auch in die Menschenwelt, um dieser unangenehmen Situation zu entfliehen. Dann traf ich Amy und verliebte mich in sie. Ich konnte mir nicht helfen. Ich wollte einmal, nur ein einziges Mal, meinem Herzen folgen. Dass Amy dann auch noch die Hüterin des Königsjuwels war, traf sich perfekt. Ich dachte, ich könnte mit meinem Vater und Sophie reden und die Verlobung lösen, bevor das Ganze offiziell wurde. Aber Amy und Sophie trafen aufeinander und die ganze Misere kam ans Licht."

Black WingsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt