Nico

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Luzifer lächelte. Die Türen der Blockhütte öffneten sich. Gefallene liefen heraus und stürmten auf uns zu. Na endlich. Noch viel mehr Lügen hätte ich nicht ertragen. Die Gefallenen kamen immer näher. Ich zählte sie schnell durch. Sieben. Damit konnten wir umgehen. Wir waren hinter dem Hügel stehen geblieben, sodass er uns ein Minimum an Rückendeckung gab. Eli hielt sich wie abgesprochen in der Nähe von Aron und Sophie auf. Amy hielt sich an mich. Ich wollte sie nicht eine Sekunde aus den Augen lassen. Nicht in einer solch gefährlichen Situation. Die Gefallenen erreichten uns. Sofort verfiel alles in Chaos. Eli gab sein Bestes, um alle Gefallenen von Aron fernzuhalten, der mit gezückten Schwert und schreckgeweiteten Augen hinter ihm stand. Sophie versuchte, alle aufzuhalten, die an Eli vorbeikamen. Und ich, ich schlug mich so schnell wie möglich zu Luzifer durch. Er erwartete mich schon. Das Schwert hielt er leicht vom Körper gespreizt; die Muskeln angespannt. Ich begann unser Duell mit einer schlichten Schlagabfolge, die er locker aus dem Handgelenk parierte. Es folgten Finten, Paraden, Hiebe und Stiche. Wir wirbelten einem Tornado gleich über die Lichtung. Amy und Aron hielten ihre Schwerter in der Hand und verfolgten die Kämpfe mit weit aufgerissenen Augen. Wir umkreisten einander. Belauerten uns. Immer auf der Suche nach einer Schwachstelle in der Deckung des anderen. Luzifer war ein fantastischer Schwertkämpfer mit fabelhaftem Stil und geschmeidigen Bewegungen. Aber die lange Zeit in der Himmelszelle hatte ihren Tribut verlangt. Er war mir nicht überlegen. Nicht mehr. Er war eine Herausforderung für mich, dass schon, aber ein unbezwingbarer Gegner? Ich merkte, dass er ermüdete. Er war nicht in Form. Es war zu wenig Zeit vergangen, seit er entkommen war, um sich ordnungsgemäß zu regenerieren. Aber noch hielt er mir stand. Wir wechselten Schlag um Schlag. Aus den Augenwinkeln sah ich meine kämpfenden Freunde. Eli kam in mein Blickfeld, der noch immer Aron und nun auch Amy beschützte. Eine weitere Drehung. Ein weiterer Schlag. Ich sah Sophie, die gegen gleich zwei Gefallene kämpfte. Ich wirbelte um die eigene Achse. Wieder sah ich Eli. Ich sah auch Aron und Amy. Und ich sah den Gefallenen, der sich von hinten an meine beiden Freunde heranschlich. „Aron!" Ich schrie seinen Namen und rief in gleichzeitig in seinem Geist. Aber es war zu spät. Der Gefallene stieß das Schwert ruckartig nach vorne. Direkt in Arons Rücken. Die Zeit schien sich zu verlangsamen. Arons blaue Augen trafen meine. Schock. Schmerz. Angst. Sein Blick ging mir durch und durch. Dann verzogen sich seine Lippen zu einem einseitigen, traurigen Lächeln. Ich wollte mich bewegen; zu ihm rennen. Ich wollte schreien. Ich wollte die Zeit zurückdrehen. Und doch fühlte es sich so an, als würde ich mich nicht mehr in meinem Körper befinden. Ich konnte nichts tun. Ich konnte nur zuschauen, wie Aron langsam zusammensank und mit einem grausamen, dumpfen Laut auf dem Boden aufschlug. Ich stand noch immer da wie angewurzelt. Eli, wirbelte herum und durchbohrte dem Gefallenen das Herz. Amy ließ ihr Schwert fallen. Tränen strömten aus ihren Augen, als sie sich neben Aron kniete und seine Hand umklammerte. Sophie schrie markerschütternd und brach mein Herz damit ein weiteres Mal. Ihre haselnussbraunen Augen waren groß und entsetzt und fassungslos. Dann bemerkte ich Luzifer, der meine fehlende Deckung für den entscheidenden Schlag nutzen wollte. Alles beschleunigte sich wieder. Ich konnte meinen Körper wieder spüren. Schnell duckte ich mich unter Luzifers Schlag hindurch, machte eine halbe Umdrehung und schlug ihm meinen Schwertknauf mit voller Wucht und aller Kraft, die ich aufbringen konnte, gegen die Schläfe. Er verdrehte die Augen und kippte um. Ich wartete nicht mehr, bis er auf dem Boden aufkam, ich stürzte sofort zu Aron. Die anderen knieten bereits bei ihm. Alle sieben Gefallenen waren tot oder bewusstlos. Ich ließ mich neben die andern sinken; mein Schwert fiel neben mich. Ich wusste sofort, dass ich zu spät gekommen war. Aron war bereits tot – der Gefallene hatte das Herz getroffen. Es gab keine ergreifende Abschiedsszene. Keine letzten Worte. Er war einfach tot. Aron war tot. Ich war wie betäubt. Wie ...? Warum...? Mein Hirn schien nicht in der Lage zu sein, einen klaren Gedanken zu fassen. Das Horrorszenario, das wir uns ausgemalt hatten, als wir Aron und Sophie erlaubten mitzukommen, war eingetreten. Aron war tot.

Black WingsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt